Schweinehack statt Tabletten
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Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 14. April 2021
Georg Römer erinnert sich daran, wie er es sich mit Gleichgesinnten in den Höchstadter Kellerhäuschen einst bei rohen Bratwürsten, Bier und Rotwein gut gehen ließ.
Georg Römer aus Höchstadt ist Kellerbruder – und Zeitzeuge. Er erinnert sich an seine Kindheit und daran, was damals in den Kellerhäuschen am Höchstadter Kellerberg an Speis’ und Trank aufgetischt wurde. Er erzählt:
Frische gute fränkische Bratwürste gab es in den meisten Höchstadter Bauernhöfen nur, wenn in der kalten Jahreszeit ein Schwein geschlachtet wurde oder in den Wirtshäusern zu den Kirchweihen. Natürlich auch in den Metzgersläden. Wir hatten aber in unserer Kellergemeinschaft „Zum Boläsdä“ das Glück, mehrere Metzger unter den Kellerbrüdern zu haben. Da fiel natürlich des Öfteren im Jahr eine größere Portion rohe Bratwürste oder Bratwurst-Gehäck an.
Entweder wurde es gleich roh aus dem Darm gepuhlt und aufs Brot geschmiert oder deftig angemacht. Das schon gewürzte Schweinehack wurde mit viel Zwiebeln , Knoblauch und mit Pfeffer und Paprikapulver kräftig nachbearbeitet. Dazu noch ein rohes Ei und manchmal ein guter Schuss Rotwein.
Es wirkte – aber anders
Damals war ein gewisser blaufränkischer Rotwein aus Österreich in einer kostengünstigen Zweiliterflasche sehr beliebt. Ohne Frostschutzmittel. Das war also schon immer eine beliebte fränkische Brot zeit. Auch heute noch.
Die Kellerbrüder langten kräftig zu und dichteten dieser Kombination aus rohem Schweinefleisch, rohem Ei und Rotwein eine kräftige Stärkung der Manneskraft zu, wie man sie heutzutage von einer gewissen blauen Tablette erwartet. Hätte man bei den Frauen dieser Brüder danach gefragt, hätten diese wahrscheinlich nur ein müdes Lächeln übrig gehabt.