Schwarzmarkt und der Schieber Kurt
Autor: Klaus-Peter Gäbelein
Herzogenaurach, Mittwoch, 27. Januar 2021
Das erste Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg war auch in Herzogenaurach von Wohnungsnot und Armut geprägt. Die Amerikaner hatten viele Gebäude in der Stadt belegt. Das Tauschgeschäft blühte und auch die selbst gefertigten Schlappen kamen zu Ehren.
75 Jahre ist es her, als im "Schdeedla" Herzogenaurach noch erbitterte Not zu spüren war. Von einem ruhigen und geregelten Alltagsleben konnte 1946, im Jahr nach Kriegsende , noch keine Rede sein. Noch immer herrschten die Sorge um den Verbleib von Familienangehörigen, deren Schicksal noch ungewiss war, um die Versorgung und das tägliche Brot. Hinzu kam eine weitere Belastung durch die vielen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die - teilweise auf engstem Raum bei einheimischen Familien einquartiert - eine erste Bleibe gefunden hatten.
In den größeren und "besseren" Bürgerhäusern gaben sich die amerikanischen Offiziere die Klinke in die Hand: im Schwarzen Bären und im Weißen Ross auf der Hauptstraße (heute Sparkassengebäude), in der Krone und im Café Mauser (später Piccadilly und heute Bürogebäude), in der Knabenschule (spätere Arztpraxen Dr. Bellendorf und heute Dr. Stengel), in der Gaststätte von Fleckinger am Beginn der heutigen Flughafenstraße, in der Beyschlagschen Apotheke, der Klinger-Villa am Eingang zum Weihersbach, der Lehmanns-Villa (später Privathaus Dr. Schaeffler) und der "Daßler-Villa" oberhalb der späteren Fertigungsstätte der "Adidas-Schuhe" - alle genannten Gebäude waren 1946 noch von US-Offizieren belegt.
Feldküche in der Hauptstraße
Bevor die ehemaligen Kasernen am Flugplatz von den US-Mannschaften belegt werden konnten, hausten die US-Soldaten in den Räumen der Firma Weiler in der Würzburger Straße und in der Gaststätte "Gambrinus" (obere Bamberger Straße). Auf der Hauptstraße war eine Feldküche der Amerikaner aufgebaut, bei der sie Essen fassen konnten.
Die amerikanischen Sieger gingen äußerst großzügig mit ihrer Nahrung um, während die Herzogenauracher nach Kriegsende erst richtig kennen lernten, was Hunger ist. Auch wenn es manche Einheimische in den Jahren des Wiederaufbaus nicht mehr wahrhaben wollten, man sammelte gerne das ein, was die US-Amerikaner wegwarfen: Innereien von Geflügel, angebrochene Brotpackungen mit dem "weichen, weißen Gummibrot", Obst , das geringe Druckstellen aufwies. Nur wer jemals Hunger verspürt hat, kann ermessen, ob es wirklich eine Erniedrigung darstellt, wenn man sich nach Weggeworfenem bückt, um den knurrenden Magen zu beruhigen.
Hamstern und tauschen