Fronleichnam unter den Nazis
Autor: Dr. Manfred Welker
Herzogenaurach, Mittwoch, 15. Juni 2022
Lokalgeschichte Anfangs marschierten die Verantwortlichen der Nationalsozialisten in der Fronleichnamsprozession sogar mit Uniform oder Hakenkreuzbinde mit. Doch schon 1934 gab es in Herzogenaurach erste Erlasse, um die kirchlichen Feierlichkeiten einzuschränken.
Eine Demonstration des katholischen Glaubens ist das Fronleichnamsfest, das alle Schichten der Bevölkerung einbezieht und aus den Kirchen auf die Straßen hinaustritt, um den Glauben in die Öffentlichkeit zu tragen. Dieses Fest konnten die Nationalsozialisten nicht kommentarlos hinnehmen. Für Herzogenaurach sind die Maßnahmen der Machthaber dokumentiert, mit denen sie die Gläubigen der Kirche entfernen wollten.
Noch zu Beginn des Dritten Reiches glaubten die Herzogenauracher an eine Vereinbarkeit ihres katholischen Glaubens mit der neuen Ideologie. Schließlich hatten die Nationalsozialisten bei den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 in Herzogenaurach nach der Bayerischen Volkspartei mit 42,4 Prozent und der SPD mit 31,05 Prozent nur 25 Prozent der Stimmen erreicht. Das katholische Milieu hatte dieses Ergebnis ermöglicht.
Die Verantwortlichen der Nationalsozialisten gaben sich zu Beginn noch konziliant, marschierten sogar mit Uniform oder Hakenkreuzbinde in der Fronleichnamsprozession mit. Die Einschränkungen kamen schrittweise im Laufe der Jahre, als sich die Machthaber ihrer Sache sicher zu sein glaubten.
Verbote für katholische Vereine
Schon 1934, das Fronleichnamsfest fiel auf den 31. Mai, wurden behördlicherseits erste Einschränkungen gemacht. So war das Mittragen der Fahnen der katholischen Vereine (katholischer Gesellenverein, Arbeiterverein, Arbeiterinnenverein, Jugend- und Mädchenverein) behördlich verboten worden. Dies hatte intern zu Aufregung geführt. Aber man fügte sich, waren die Mitglieder dieser Vereine doch gewohnt, dem Gesetz zu gehorchen, und so blieben die Fahnen in der Kirche stehen.
Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr die schmerzhafte Muttergottes (eigentlich eine Pieta) aus der Gruft unter der Marienkapelle durch den Kriegerverein in der Prozession mitgetragen. Die Beteiligung der Männerwelt an der Fronleichnamsprozession war „ungewöhnlich groß“, wie ein Beobachter feststellen konnte.