Auch die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Betriebe fallen zum Jahreswechsel zurück ins Negative, die Pessimisten gewinnen wieder die Oberhand: Über alle Branchen zeigen sich 23 Prozent der Befragten zuversichtlich, 43 Prozent sehen keine Anzeichen für Veränderung, 34 Prozent befürchten in den kommenden Monaten eine weitere Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Damit liegt der Saldo bei minus elf Punkten, die Hoffnungen auf eine rasche Erholung wurden also enttäuscht.
Obwohl die Pandemie die Welt weiterhin im Griff hat, ist das Konjunkturklima in der mittelfränkischen Industrie relativ freundlich: Die Erholung, die schon im Herbst 2020 begonnen hat, setzt sich auf breiterer Basis fort. Die aktuelle Lage wird nun mehrheitlich positiv beurteilt, die Erwartungen sind von Zuversicht geprägt. Die Unternehmen wollen ihre Investitionen wieder etwas hochfahren und auch ihre Belegschaften leicht vergrößern.
Baufirmen haben noch Aufträge
Stabil entwickelt sich auch die Bauwirtschaft , die sich weiter in guter Stimmung befindet, zumal die laufenden Aufträge meist weit über den Winter hinaus reichen. Die Lage wird wie im vergangenen Herbst als sehr zufriedenstellend geschildert (Saldo aus "gut"- und "schlecht"-Urteilen bei plus 53 Punkten). Allerdings haben sich die Geschäftserwartungen deutlich verschlechtert (Saldo minus 26 Punkte), weil die Unternehmen zunehmend skeptisch sind, ob die private und öffentliche Nachfrage angesichts der Pandemie wirklich weiter auf dem hohen Niveau bleiben wird.
Innerhalb der unternehmensnahen Dienstleistungen zeigen sich überdurchschnittliche Entwicklungen vornehmlich bei den IT-Dienstleistern, unterdurchschnittliche Ergebnisse legen die Transport-, Lager- und Logistikdienstleister vor.
Der Handel zeigt sich völlig gespalten, wodurch die ausgeprägt selektive Wirkung von Betriebsschließungen im Lockdown sichtbar wird: Während die Groß- und Außenhandelsbetriebe überwiegend zufrieden und zuversichtlich sind, verzeichnet der Einzelhandel einen erneuten Einbruch (Einschätzung der aktuellen Lage: minus 76 Punkte; Erwartungen für die nächsten Monate: minus 40 Punkte). Vertriebswege wie Online-Versand oder Click & Collect reichen für die geschlossenen Betriebe nicht ansatzweise aus, um die Einbußen im stationären Geschäft auszugleichen.
Bedrohliche Situation
Noch bedrohlicher ist die Situation in den verbrauchernahen Dienstleistungen wie etwa im Veranstaltungs-, Gast- und Reisegewerbe. Diese Branchen waren bereits vom Lockdown im Frühjahr überdurchschnittlich betroffen, dann ging der Aufschwung im Herbst an den meisten Betrieben vorbei und nun geht es im zweiten Lockdown weiter abwärts. Kein einziger Betrieb aus dem Beherbergungs- oder Bewirtungsbereich beurteilt seine Lage als "gut" oder wenigstens "befriedigend".
Es überrascht nicht, dass sich die derzeitige Lage negativ auf die Personal- und Investitionspläne der Betriebe auswirkt. Die Investitionsplanungen verharren unter dem Strich bei minus sechs Punkten: 16 Prozent der Befragten planen steigende Investitionsausgaben, 40 Prozent wollen sie konstant halten, 22 Prozent haben ihre Planungen nach unten korrigiert.
Die erweiterten Möglichkeiten der Kurzarbeit setzen auch in den kommenden Monaten den Rahmen für die Beschäftigungspläne der mittelfränkischen Betriebe: 26 Prozent der Befragten planen mit verminderten Belegschaften , 58 Prozent wollen die Mitarbeiterzahl halten und nur 16 Prozent wollen sie erhöhen. Vor allem die Zulieferindustrie und die unternehmensnahen Dienstleister wollen Personal einstellen.
Angst vor nachlassender Nachfrage
Die Unternehmen wurden auch danach gefragt, welche Risiken sie in den nächsten Monaten für die wirtschaftliche Erholung sehen: Zwei Drittel von ihnen befürchten, dass die Inlandsnachfrage zurückgehen könnte. Immerhin jeder Vierte sieht eine nachlassende Auslandsnachfrage als potenzielles Risiko. Auch die Sorge um unzureichende wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (57 Prozent der Befragten) und um die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte (38 Prozent) bleiben auf hohem Niveau.
Neben den Umsätzen rücken nun vermehrt die Kosten in den Blick: Die Arbeitskosten (37 Prozent) sowie die Energie- und Rohstoffpreise (29 Prozent) werden zunehmend als Hemmnisse für die wirtschaftliche Erholung empfunden.
Fehlende Liquidität
Infolge der Corona-Krise leiden auch die Liquidität und die Kapitalstruktur. Nahezu jeder fünfte Befragte beurteilt die Liquiditätssituation als schlecht oder gar existenzbedrohend. Zugleich sinkt die Fähigkeit zur Eigenfinanzierung: Während im Herbst 2020 noch mehr als ein Drittel der Befragten davon ausging, keine Fremdfinanzierung zu benötigen, war es zu Jahresbeginn 2021 nicht einmal mehr jeder Vierte. Dazu IHK-Präsident Zitzmann: "Betriebswirtschaftlich gilt es auch während der teilweisen Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, die Liquidität und den Verschuldungsgrad genau im Auge zu behalten. Der Blick der Wirtschaftspolitik muss sich stärker darauf richten, dass die Unternehmen beim Neustart noch fähig und motiviert sind, Investitionen und Arbeitsplätze zu finanzieren. Deshalb sind jetzt mehr denn je Investitionsanreize der richtige Weg, die in Form von Abschreibungsvereinfachungen und zeitlicher Verlängerung des Verlustrücktrags unterstützt werden sollten." red