Druckartikel: "Es hat sich viel geändert"

"Es hat sich viel geändert"


Autor: Evi Seeger

Lonnerstadt, Dienstag, 09. März 2021

Zum Thema Photovoltaik lässt sich trefflich streiten. Dies wurde einmal mehr in der Sitzung des Lonnerstadter Gemeinderates deutlich.


In gleich drei Punkten der Lonnerstadter Gemeinderatssitzung am Montag ging es um die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Der Gemeinde liegt ein konkreter Antrag der Projektgesellschaft "Wust, Wind und Sonne" auf einen Bürgersolarpark auf dem Gemeindegebiet vor. Die Anlage soll auf dem Grundstück von Herbert Krafft, auf dem bereits das Windrad Nummer drei steht, realisiert werden.

Während im Gremium weitgehend Einigkeit herrschte, stand Gemeinderat Giovanni Daniele meist auf einsamem Posten. Der aus der CSU ausgetretene einstige Bürgermeisterkandidat sammelt derzeit mit Gleichgesinnten Unterschriften für ein Bürgerbegehren , um in Lonnerstadt Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu verhindern.

Änderung der Satzung

Zunächst ging es lediglich um den "Neuerlass der Satzung zu Bürgerbegehren und Bürgerbescheid". Die bestehende, aus dem Jahr 2010 stammende Satzung müsse aktualisiert werden, so Bürgermeisterin Regina Bruckmann. Die Verwaltung hatte sich deshalb an einer Mustersatzung orientiert. Unter anderem sollte festgelegt werden, dass Rücksendungen der Briefabstimmung, die nicht ausreichend frankiert sind, nicht angenommen werden. Als Hintergrund wird angeführt, dass - anders als bei allgemeinen Wahlen - die Gemeinde bei Bürgerentscheiden auf einer ausreichenden Frankierung bestehen könne.

Die Alternative wäre, dass die Gemeinde das Porto zu tragen habe. Bei der Abstimmung sprach sich Daniele als einziger für die Streichung dieser Textpassage aus. Letztendlich wurde die Neufassung der Satzung dann aber einstimmig beschlossen.

In der nachfolgenden Diskussion über den Kriterienkatalog für Freiflächen-Photovoltaik prallten die Meinungen erst recht aufeinander. Wobei sich Daniele den Vorwurf gefallen lassen musste, seine Vorstellungen nicht schon früher eingebracht zu haben. Bereits in der Februar-Sitzung hatte die Bürgermeisterin den Räten "als Hausaufgabe" mitgegeben, sich über die Richtlinien für Freiflächen-Photovoltaikanlagen Gedanken zu machen und diese in den Kriterienkatalog einzubringen. "Die Aufforderung, dass wir das hier final besprechen, war klar formuliert", betonte Zweiter Bürgermeister Günter Rost.

Zum Schutz der Vögel

Daniele vertrat die Meinung, es sei "nicht sinnvoll, eine Photovoltaikanlage in der Nähe von Windrädern zu errichten". In einer solchen Anlage entstehe eine hohe Biodiversität mit einem Überangebot an Futter für Tiere. Insbesondere Vögel oder Fledermäuse würden das gerne nutzen. Damit bestehe die Gefahr, dass sie in den Sog der Windräder geraten und zu Tode kämen, ja "geschreddert" würden.

Als Zuhörer danach befragt, sah Stefan Paulus von der Projektgesellschaft "Wust, Wind und Sonne" das Thema Tiergefährdung "relativ entspannt". Naturschutzfachlich sehe er keine Probleme. Ja, die Konzentration von Windkraft und Solaranlage sei sogar gewünscht, da dann keine neuen Wege gebaut und Leitungen gegraben werden müssten. Im Einzelfall würden sich fachkundige Naturschützer und Biologen zu Wort melden und über solche Anlagen befinden. Schließlich könne man all dies auch im konkreten Bauvorhaben einbringen und dann schlicht und einfach abwarten, wie entschieden werde.

Auch ein nach seiner Meinung befragter Jäger im Zuhörerraum konnte sich ebenfalls keine negativen Auswirkungen von Windkraftanlagen zusammen mit Photovoltaik vorstellen.

Ablehnung gesunken

Wie der Fränkische Tag bereits berichtete, beruft sich Daniele mit seiner Unterschriftensammlung gegen Freiflächenphotovoltaik auf einen Bürgerentscheid aus dem Jahr 2010. Damals hätten sich 73 Prozent der Abstimmenden gegen Solarparks ausgesprochen. Seither habe sich durch die Katastrophe von Fukushima, durch Atomausstieg , Energiewende und Klimaschutz , aber sehr viel geändert, machte Bürgermeisterin Bruckmann deutlich.