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Dem Hochwasser zuvorkommen


Autor: Richard Sänger

Großenseebach, Montag, 13. Dezember 2021

Starkregen  Die Gemeinde Großenseebach will in ein Frühwarnsystem investieren, um ihre Bürger zu schützen.


Die Starkregenereignisse in den letzten Jahren haben auch in Bayern viele lokale Hochwasser an kleinen Gewässern verursacht. Mit dem Sonderförderprogramm gegen Sturzfluten unterstützt das Bayerische Umweltministerium die Kommunen in Bayern bei der Vorsorge direkt vor Ort. Das Förderprogramm ermöglicht es den Gemeinden, maßgeschneiderte Konzepte für den bestmöglichen Hochwasserschutz zu schaffen.

„Ziel des Sonderförderprogrammes ist es, die Hochwassergefahren nicht nur von kleinen Gewässern, sondern auch von sogenanntem wild abfließendem Wasser in einer Kommune zu erkennen“, betonte Florian Brodrecht vom Herzogenauracher Büro Spekter bei der jüngsten Sitzung des Großenseebacher Gemeinderates, als er dem Gremium das Frühwarnsystem für Starkregenereignisse vorstellte und das Ergebnis der Projektstudie zum Sturzflut-Risikomanagement vorstellte: „Durch den Klimawandel gibt es mehr Starkregenereignisse. Also auch Überflutungen, wo kein Gewässer ist.“ Daher sei es wichtig, in diesem Gebiet zu handeln. Für die Verwirklichung von Schutzmaßnahmen im Bereich des Seebaches wäre die Gemeinde selbst verantwortlich, da der Seebach ein sogenanntes Gewässer dritter Ordnung ist. Die aktuellen Sturzflutereignisse würden zeigen, dass neben einem baulichen Schutz auch einer gezielten frühzeitigen Alarmierung zur Abwehr von Schäden und zum Schutz von Leib und Leben größte Bedeutung zukomme.

Die Gründe für die Schwere der Starkregenschäden lagen und liegen laut Brodrecht häufig in fehlender Erkenntnis über gefährdete Gebiete und fehlender lokaler Starkregenalarmierung. Neue Technologien ermöglichten es, mit Starkregen-Simulationen gefährdete Gebiete zu erkennen und gezielt bauliche Maßnahmen zum kommunalen und privaten Schutz zu entwickeln. Ferner ermöglichten Starkregen-Frühalarmsysteme, einzelne, lokale Niederschlagsgebiete in Echtzeit zu überwachen und Rettungskräfte und Bürger per SMS und App zu warnen und im Extremfall mit persönlichem Anruf frühzeitig zu alarmieren.

Vorbild Heßdorf

Wie die Nachbarn in Heßdorf möchte Bürgermeister Jürgen Jäkel (MfG) auch für Großenseebach das System installieren. Das integrale Konzept zum Risikomanagement soll der Gemeinde Großenseebach die Möglichkeiten zur Vermeidung, Vorsorge, Ereignisbewältigung und Nachsorge vor Gefahren an Gewässern dritter Ordnung und bei wild abfließendem Wasser aufzeigen. Im Rahmen des Förderprogrammes werden Ingenieurleistungen zur Erstellung des Konzepts bezuschusst. Der Fördersatz beträgt 75 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Die Kosten schätzt das Büro Spekter auf rund 50 000 Euro. Der verbleibende Eigenanteil beträgt dabei 12 500 Euro. Nach den Förderbestimmungen erfolgt immer ein Abstimmungsgespräch zwischen dem Vorhabenträger und dem Wasserwirtschaftsamt . Dieses Gespräch sowie ein Beschluss des zuständigen Organs des Zuwendungsempfängers, das Vorhaben durchführen zu wollen, sind Voraussetzung für einen Antrag auf Aufnahme in das Förderprogramm.

Nicht alle Mitglieder des Gemeinderates konnte Florian Brodrecht so richtig überzeugen und am Ende gab es eine Diskussion. „Der Seebach ist kein großes Gewässer, und ein Starkregen-Frühalarmsystem ist für den Ort nicht notwendig“, erklärte Andreas Seeberger ( CSU ). Er werde nicht zustimmen. Schließlich müsse das System auch gewartet und unterhalten werden. Auf Nachfrage von Christian Jung (MfG) erklärte Brodrecht, dass auch Kanaldeckel für vergleichsweise wenig Geld überwacht und Bauhof sowie Feuerwehr alarmiert werden können.

Nach der umfangreichen Diskussion und mit der Gegenstimme von Andreas Seeberger wurde der Förderantrag beschlossen. Beim Antrag auf vorzeitigen Maßnahmenbeginn gab es zwei Gegenstimmen. Bei der Vergabe des Starkregens-Frühwarnsystems FAS mit Investitionskosten in Höhe von rund 14 000 Euro brutto und jährlichen Betriebskosten von knapp über 1000 Euro an die Firma Spekter gab es vier Gegenstimmen.