Druckartikel: Höchstadt im 30-jährigen Krieg

Höchstadt im 30-jährigen Krieg


Autor: Johanna Blum

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 19. August 2015

Geschichte  Die Musketiere wollen Geschichte leben und erlebbar machen. Deshalb zeigen sie das Leben in dieser Epoche so authentisch wie möglich.
Die Höchstadter Musketiere sind von Ostern bis Ende September unterwegs und wollen weiterhin Geschichte lebendig darstellen.  Fotos: Johanna Blum


von unserer Mitarbeiterin Johanna Blum

Höchstadt — Die Gruppe der Höchstadter Musketiere hat sich am 1. November 2002 aus historisch interessierten Bürgern Höchstadts gegründet. Sie stellen einen Teil der Höchstadter Stadtwache mit Gefolge während des 30-jährigen Krieges dar. Ziel der Musketiere ist es, Geschichte zu leben und zu erleben. Die Truppe verkörpert eine Epoche Höchstadts um die Zeit des 30-jährigen Krieges. Der Name Musketiere leitet sich von der Muskete ab, einem Vorderlader, benutzt im 30-jährigen Krieg, der mit einer Lunte gezündet wird.


10. März 1633

Die schwedische Armee steht unter dem Kommando von Herzog Bernhard von Weimar vor den Toren Höchstadts. Seine Generäle Lohausen und Zorn von Bullach haben seit Februar die Erstürmung der Stadt vorbereitet und viel Artillerie, Reiterei und Fußvolk herangezogen. Um eine Verstärkung aus Forchheim zu verhindern, hat Oberst Hastver die Regnitzbrücke bei Forchheim zerstört. Am 10. März in aller früh begann der Angriff mit dem Brescheschießen. Die Höchstadter Bevölkerung wehrte sich tapfer und viele Angreifer fanden den Tod. Frauen, Mädchen und Greise kämpften tapfer an der Seite ihrer Männer und der Verteidiger. Doch einige weimarische Reiter konnten unbemerkt in die Stadt eindringen und das Stadttor öffnen. Es begann ein Massaker ohne Gleichen. Kinder, Weiber, Soldaten und Bürger alle wurden niedergemacht. Die Stadt wurde geplündert und in Asche gelegt. Nur wenig blieb erhalten. Nach Erzählungen sollen sieben Einwohner überlebt haben, da sie sich im Schwedenbrunnen und unter der Aischbrücke versteckt hatten. Von 160 bekannten Familiennamen wurden 98 ausgelöscht. Von den restlichen 62 bekannten Familiennamen muss mindestens ein Familienmitglied überlebt haben. Die meisten Überlebenden waren wohl beim Vieh im Bürgerwald.


Aktivitäten der Musketiere

Im Rahmen der 1000-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt Höchstadt im Jahr 2003 nahmen die Musketiere an mehreren Veranstaltungen teil. Das größte Event war das dreitägige historische Feldlager im Engelgarten, zu dem viele Gruppen aus ganz Deutschland angereist waren. Der Schwedensturm vom März 1633 auf Höchstadt begeisterte mehr als 2000 Zuschauer und 100 Gewandete kämpften um die Herrschaft in der Stadt. In den Jahren 2005, 2008, 2010, 2012 und 2014 folgten weitere Feldlager in Höchstadt mit bis zu 300 gewandeten Mitwirkenden. In Prag stellten sie die erste große Schlacht des 30-jährigen Krieges am "Weißen Berg" (Bila Hora) gemeinsam mit ungefähr 800 Akteuren aus ganz Europa mit dar. Mitwirkungen bei Schlachten sind nur ein kleiner Teil der Aktivitäten des Vereins. Das gemeinsame Lagerleben, Schlafen in historischen Zelten, Kochen am offenen Feuer, historische Vorführungen wie Gerichtsbarkeit im 17. Jahrhundert, Arbeiten des Feldschers (Militärchirurg) und mehr zeigen sie so authentisch wie möglich. 2003 haben sie den Landkreisball angeböllert, und eigentlich ist der Verein von Ostern bis Ende September immer unterwegs. Sein Ziel ist es, auch weiterhin Geschichte darzustellen und den Landkreis, lebendig aber besonders die Stadt Höchstadt durch sein Wirken zu bereichern. Beim Altstadtfest sind sie jedes Jahr dabei, und auch an der Irischen und der Russischen Nacht lagerten sie in Höchstadt.


Was braucht man?

Spaß am Mitmachen? Für den Einstieg können Interessierte leihweise mit dem Nötigsten versorgt werden. Gefällt es, braucht man eine Gewandung, einen Krug, Besteck, eine Schüssel und eine Schlafdecke. All das kann man für kleines Geld erwerben oder selbst Hand anlegen. Man kann zuerst mal mit "low budget" als Bauer einsteigen. Wichtig sind eine Hose in Kniebundform, lange Strümpfe, ein Hemd und eine Kopfbedeckung...