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Hochzeitsmuseum wird vorerst auf Eis gelegt


Autor: Klaus Klaschka

Wirsberg, Mittwoch, 08. März 2017

Wenigstens eine "würdige Beerdigung" wollte Bürgermeister Hermann Anselstetter dem Wirsberger Hochzeitskulturprojekt noch angedeihen lassen, bevor es der Ge...
Nach dem Aus des Hochzeits-Projekts in Wirsberg müssen nun einige Exponate wie zum Beispiel dieser bemalte Hochzeitsschrank an deren ursprüngliche Eigentümer zurückgegeben werden. Foto: Klaschka


Wenigstens eine "würdige Beerdigung" wollte Bürgermeister Hermann Anselstetter dem Wirsberger Hochzeitskulturprojekt noch angedeihen lassen, bevor es der Gemeinderat in der Sitzung am Dienstagabend bis auf weiteres einstimmig auf Eis legte. Es wäre eine "Sympathiewerbung für Wirsberg gewesen, das Tausende von Gästen nach Wirsberg gebracht hätte", resümierte er die vergangenen neun Jahre, in denen Verwaltung und Gemeinderat "ungemein engagiert gewesen" waren.
Wirsberg wäre das erste Hochzeitsdorf mit einem ersten Hochzeitsmuseum überhaupt gewesen, wahrscheinlich in ganz Europa, schätzte Anselstetter. Man hätte Bustourismus neu in der Ort bringen können. Mit Souvenirshops wäre ein kleines Gewerbe neu entstanden, das auch ein paar Arbeitsplätze geschaffen hätte. Die Gastronomie hätte davon profitiert. Insgesamt wäre es ein wetterunabhängiges Tourismusangebot gewesen, trauerte Anselstetter den nun vergeblichen Bemühungen nach, für die man eine 90-prozentige Förderung als Finanzierungsziel hatte, und für das bis jetzt geschätzte 200 000 Euro an Steuergeldern begraben wurden.
Das ursprüngliche Projekt war im Februar 2009 ins Leben gerufen worden. Bis November des gleichen Jahres war die Verwaltung "auf Hochtouren aktiv", um Exponate für das Vorhaben Hochzeitsmuseum zusammenzutragen. Logo und Bezeichnung "Deutsches Hochzeitsmuseum" waren für Wirsberg geschützt worden. Das Haus am Marktplatz 10 war dafür vorgesehen gewesen. Die notwendige Investition über zwei Millionen Euro wäre wohl zu 90 Prozent bezuschusst worden, der jährliche Unterhalt über 70- bis 100 000 Euro hätte sich durch Einnahmen wohl auf letztendlich 30 000 Euro pro Jahr reduziert. "Es würde jetzt gut laufen", trauerte Anselstetter dem Projekt nach, das schließlich durch einen Bürgerentscheid abgelehnt wurde.
Nach einem Antrag seitens der Hoteliers und aus dem Gewerbe in Wirsberg hat der Gemeinderat mit 12 gegen 3 Stimmen das Projekt im Herbst 2010 wieder aufgenommen. Mit dem Marktplatz 12 war ein zweites Gebäude dazuerworben worden. Das Gesamtprojekt "Hochzeitskulturzentrum" mit einem Museum, einem Hochzeitskultursaal auch für Sonderausstellungen und einem Bürgersaal im Erdgeschoss war dann mit fünf Millionen Euro Investition und jährlichen 22 1000 Euro Unterhalt kalkuliert. Eine solche große Lösung hatte der Gemeinderat aber schließlich verworfen.
Ein letzter Versuch durch Sponsoring sei schließlich im April 2016 gestartet worden. 15 Großkonzerne und vier Stiftungen sind angeschrieben worden, um sie für ein Wirsberger Hochzeitsprojekt zu begeistern. Mit der Suche nach einem "im Idealfall Großsponsor ist die Verwaltung aber bis heute nicht fündig geworden", teilte Bürgermeister Anselstetter nun dem Gemeinderat mit. Der beschloss deshalb, das Projekt auf Eis zu legen.
Nach wie vor bleibt aber das Angebot "Hochzeitsdorf Wirsberg", durch das Heiratswillige unabhängig von den Dienstzeiten im Standesamt heiraten können. Es besteht seit 1983 und wurde bisher von über 2500 Paaren in Anspruch genommen. Hermann Anselstetter wird als Standesbeamter demnächst seine 1500. Trauung halten.