Historischer Rundgang konzipiert
Autor: Evi Seeger
Schlüsselfeld, Sonntag, 26. Januar 2020
Die Pläne sind nicht neu, aber nun sollen sie mit Hilfe der LAG Südlicher Steigerwald umgesetzt werden: Schüsselfeld will einen Weg anlegen, der zu historischen Stätten und Gebäuden führt.
"Wir wollen Geschichten erzählen", sagt Georg Zipfel. Geschichten wie die vom Schlüsselfelder Leichenhaus, das in den 1950er Jahren erbaut wurde. Neben diesem "einmaligen Bau" hat Schlüsselfeld viele weitere Schätze in seinen altehrwürdigen Mauern. "Gehoben" müssen die Schätze nicht mehr werden. Wohl aber sollen sie mehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Deshalb war die Anlage eines historischen Rundwegs Tagesordungspunkt der Stadtratssitzung und ist jetzt beschlossene Sache.
Die Idee, so Bürgermeister Johannes Krapp, existiere schon seit langem. Er habe sie wieder aufgegriffen, nachdem über die LAG Südlicher Steigerwald noch Fördermittel zur Verfügung standen. Der entsprechende Antrag werde voraussichtlich in der nächsten LAG-Sitzung behandelt.
In Altbürgermeister Georg Zipfel und Friedel Auer, dem Leiter des Stadtmuseums, hatte Krapp auch gleich zwei Experten an der Hand, die sich der markanten Gebäude und ihrer Geschichte annehmen wollen. Nun steht ein Konzept, das 28 Gebäude und Stätten für einen Rundweg beinhaltet. Mit Ausnahme des alten Schlüsselfelder Bahnhofs befinden sich alle im Stadtkern. Einmal rund um die Altstadt, das macht etwa zwei Kilometer. Für die Schlüsselfelder selbst, aber auch für die vielen Touristen ein schöner Spaziergang. Entlang des Weges gibt es dabei einiges zu sehen. Schautafeln aus Acrylglas sollen künftig neben Flyern auf die markantesten Stätten aufmerksam machen. Außerdem können nach der Einrichtung der Tafeln Daten und Fakten über einen QR-Code direkt aufs Handy übertragen werden.
Altbürgermeister vorne dran dabei
Altbürgermeister Georg Zipfel ist direkt am Marktplatz aufgewachsen. Der gebürtige Schlüsselfelder ist sehr an Geschichte und ganz besonders an der seiner Heimatstadt interessiert. Was er selbst nicht weiß, trägt er aus den verschiedensten Archiven zusammen. Allerdings orientiert sich Zipfel nicht ausschließlich an denkmalpflegerischen Aspekten. Das Leichenhaus im Schlüsselfelder Friedhof beispielsweise ist für ihn in seiner Bauweise einmalig und daher besonders interessant. "Die für den Bau verwendeten Steine stammen komplett aus dem Schlüsselfelder Bürgerwald", erzählt er. Stadtarbeiter hätten damals einen Felsblock mitten im Wald gefunden, der so groß war, dass er für den kompletten Bau ausgereicht habe.
Als "Sozialdenkmal" soll beispielsweise auch die alte Viehwaage in den Rundweg aufgenommen werden. Das Rathaus samt Zehntscheune oder das malerische Stadttor kennt ohnehin jeder. Führt doch der Verkehr aus der Stadt durch das Gemäuer der alten Stadtbefestigung. Aber wer weiß schon, dass Schlüsselfeld ein weiteres Stadttor am östlichen Eingang oder ein Kommunbrauhaus hatte, von dem heute nichts mehr zu sehen ist?
Auch die Türme der Stadt - der Kappelturm im Bereich der Kirche, der Pulverturm im Stadtgarten und der Schuldenturm bei der Marienkapelle - sind wohl nur Einheimischen bekannt. Ein eher stilles Dasein fristet auch eine gotische Kreuzigungsgruppe an der Pfarrer-Weißenberger-Straße. Vier typgleiche Häuser in der Altstadt stellen die Heimatforscher noch vor Aufgaben: Sind sie vielleicht einem Schüler Balthasar Neumanns zuzuordnen?
Aber auch Kunstwerke aus jüngerer Vergangenheit - beispielsweise die Stelen von Gudrun Pfrogner hinter der Marienkapelle - haben die Chance, in den Rundweg aufgenommen zu werden. Und schließlich ist das älteste Gebäude der Stadt zu nennen: das Beinhaus aus dem Jahr 1493. Im direkten Umgriff der Pfarrkirche Sankt Johannes gibt es Zeugnis davon, dass der Bereich rings um das Gotteshaus bis etwa 1850 ein Friedhof war.