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Hirtenhaus nicht mehr wegzudenken


Autor: Evi Seeger

Ailsbach, Dienstag, 16. Sept. 2014

Jubiläum  Vor 25 Jahren wurde der Ort der Begegnung nach einer umfangreichen Erneuerung wieder eingeweiht. Die Sanierungskosten betrugen 113 000 DM.


von unserer Mitarbeiterin Evi Seeger

Ailsbach — Vor 25 Jahren retteten die Ailsbacher ein Stück ihrer Dorfgeschichte, das ehemalige Hirtenhaus. Nach umfassender Sanierung wurde es am 24. September 1989 eingeweiht. Von da an hatte das Dorf wieder eine Mitte, einen Ort der Begegnung, an dem man zusammenkommen und feiern konnte. Grund genug, das 25. Jubiläum der "Wiedergeburt" des Hirtenhauses am kommenden Wochenende gebührend zu feiern.

Sogenanntes Wohnstallhaus

Die eigentliche Geburtsstunde des kleinen, jedoch Ortsbild prägenden Gebäudes liegt mehr als 200 Jahre zurück. Um 1800 wurde es als sogenanntes Wohnstallhaus errichtet, in dem Gemeindehirten oder auch durchziehende Hirten eine Bleibe fanden. Als nach dem Zweiten Weltkrieg jeder Quadratmeter Wohnraum gebraucht wurde, zogen Flüchtlinge in das Haus ein. Die letzte Mieterin wohnte bis etwa 1980 in den alten Mauern. Danach verrottete das Gebäude zusehends und sein Schicksal schien fast schon besiegelt: Die Gemeinde wollte das Hirtenhaus abreißen, das Areal verkaufen. Diesem Vorhaben machten jedoch die Ailsbacher Bürger und der Denkmalschutz einen Strich durch die Rechnung. 1985 war dies der Anlass für die Gründung eines "Vereins zur Erhaltung des Hirtenhauses", schlicht "Hirtenhausverein" genannt. Leiter der Gründungsversammlung, die im einstigen Gasthaus Weber stattfand, war Theo Link, der spätere Bürgermeister von Lonnerstadt. Gründungsvorsitzender wurde Georg Kreß, sein Stellvertreter Eduard Wehr. Eduard Wehr war es auch, der von Haus zu Haus zog und Unterschriften für den Erhalt und die Renovierung des Hirtenhauses sammelte.
Schließlich konnte man auch die Gemeindeväter überzeugen, auf einen Verkauf zu verzichten.
Das einzige Ailsbacher Gasthaus hatte bereits 1977 seine Pforten geschlossen. Der Gastwirt stellte den Ailsbachern trotzdem noch einen Raum als Treffpunkt zur Verfügung. "Als der Wirt starb, hatten wir dann gar nichts mehr", erinnert sich Harald Kaiser, der viel von der Geschichte des Ortes gesammelt und aufgeschrieben hat.
1986 wurde mit der Renovierung begonnen. Die Bauleitung übernahmen die im Ort lebenden Architekten Franz und Maria Schubert. Bis zur Einweihung war es aber noch ein langer Weg. Die Dorfgemeinschaft war gefordert, mit Hand anzulegen und sie tat das mit großem Eifer. Am 24. September 1989 war es dann so weit: Die Ailsbacher hatten ihr Ziel erreicht. Gefeiert wurde mit Pauken und Trompeten, sogar der Bayerische Rundfunk war vor Ort. Heute unvorstellbar - die Kosten betrugen am Ende nur 113 000 DM. Im November 1990 wurde die Marktgemeinde Lonnerstadt vom Bezirk Mittelfranken für die hervorragende denkmalgerechte Renovierung des Hirtenhauses ausgezeichnet.
Heute ist das Hirtenhaus aus dem Dorfleben nicht mehr wegzudenken. Kirchweih, Sommerfeste, Versammlungen, aber auch private Feiern und Bibelstunden finden in den alten Mauern statt. Eine neue Generation hat das Erbe ihrer Väter angetreten. Für das Jubiläum wurde das Haus einer Frischzellenkur unterzogen.
Wie Sascha Link, Zweiter Vorsitzender, berichtete, war der Hirtenhausverein bereits "das ganze Jahr über am Bauen". Das Ganze in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lonnerstadt, die sich sowohl an den Kosten als auch an den Arbeiten beteiligte. Vor allem ging es darum, der Feuchtigkeit Herr zu werden, die dem auf einem hohen Grundwasserspiegel stehenden Sandsteingemäuer immer wieder zusetzte. Das heißt, dass sowohl außen als auch innen Putz abgeschlagen und neuer Sanierputz aufgetragen werden musste. Weil er das Mauerwerk zu stark angegriffen hatte, wurde an der Fassade der Wilde Wein entfernt. Balken, Sparren, Fenster sowie die Bänke auf dem Vorplatz wurden neu gestrichen, der Weg neu gepflastert und rings um das Haus eine Drainage verlegt. Innen wurden die alten aus dem einstigen Gasthaus stammenden Bänke neu angepasst, weitere Sitzplätze geschaffen und der Nassbereich in der Küche gefliest. Für die Arbeiten im Gebäudeinneren kam der Verein auf. Er hat dafür rund 6000 Euro investiert.