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Hilfsbereite genetische Zwillinge


Autor: Redaktion

Erlangen, Freitag, 08. Juli 2016

Sieben Mitarbeiter von Siemens Healthineers haben Stammzellen für Blutkrebspatienten gespendet. Dafür wurden sie jetzt ausgezeichnet. Wie sie die Spende erlebt haben und ob sie es wieder tun würden, berichten sie im Interview.
Frederik Wecker (DKMS) inmitten der Stammzellenspender (von links): Dr. Bernhard Sandkamp, Michael Grosz, Heike Übel, Dr. Dietmar Hiller, Dr. Ulrich Hartung, Tanja Berbalk. Es fehlt Tanja Krodel.  Foto: Pascale Ferry


In Deutschland sind 11 000 Patienten von Blutkrebs betroffen. "Blutkrebs" ist der Sammelbegriff für bösartige Erkrankungen des Knochenmarks bzw. des Blut bildenden Systems, bei denen die normale Blutbildung durch die unkontrollierte Vermehrung von bösartigen Blutzellen gestört ist. Bei Leukämie und malignen Lymphomen ist die Übertragung gesunder Stammzellen aus Blut, Knochenmark oder der Nabelschnur die einzige Aussicht auf Heilung.
Siemens Healthineers hat mehrfach an den Standorten Erlangen und Forchheim, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), auf eigene Kosten Typisierungsaktionen für Stammzellenspenden durchgeführt. Insgesamt sieben von über 500 Healthineers-Mitarbeitern, die sich dabei freiwillig testen und als potenzielle Spender registrieren ließen, kamen bereits als "genetischer Zwilling" eines Blutkrebspatienten für eine Spende in Frage und stimmten dieser zu. Am 8. 1#googleAds#100x100 Juli wurden die Spender dafür von der DKMS im Rahmen einer feierlichen Urkunden-Übergabe in Erlangen geehrt.
DKMS-Vertreter Frederik Wecker war es dabei besonders wichtig, nicht nur Siemens für die finanzielle und logistische Unterstützung zu danken, sondern jeder einzelnen Spenderin und jedem einzelnen Spender: "Sie sind Lebensspender und waren bereit, etwas aus ihrem eigenen Körper für einen fremden Menschen in Not zu geben. Ich freue mich, Ihnen dafür persönlich danken zu können."


Typisierung auch aus Speichel

Nur 30 Prozent der Patienten finden einen geeigneten Spender innerhalb der Familie. Der Großteil ist dringend auf Fremdspender angewiesen. Allein hierzulande findet immer noch jeder siebte Patient keinen geeigneten Stammzellenspender. Die DKMS ist daher sehr am weiteren Ausbau ihrer Spenderdatei interessiert.
Jeder gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18 und 55 Jahren kann Stammzellen-Spender werden. Für die Typisierung kann entweder Blut oder eine Speichelprobe analysiert werden. Weitere Informationen (auch Onlineregistrierung) unter www.dkms.de.

Bei der Feierstunde haben wir die Spender interviewt.
Wie lief Ihre Spende ab?
Tanja Berbalk: Ich habe durch eine periphere Stammzellentnahme, also durch mein Blut, gespendet (Anmerkung der Autorin: Diese Methode wird in rund 80 Prozent der Fälle angewendet). Dabei spritzt man sich selbst über mehrere Tage ein Mittel, das die Anzahl der Stammzellen im Blut steigert. Anschließend wird man für mehrere Stunden an ein Gerät angeschlossen, das an dem einen Arm Blut abnimmt und schließlich wieder in den anderen Arm zurückführt. Danach darf man direkt wieder nach Hause. Die Tage davor fühlte ich mich durch die Spritzen etwas angeschlagen, ähnlich einer leichten Grippe, aber während und nach der Spende ging es mir gut.
Dietmar Hiller: So habe ich auch gespendet. Das fand in Dresden statt. Die Entnahme hat bei mir sechs Stunden gedauert, aber dort gab es sehr bequeme Sessel!
Ulrich Hartung: Ich habe der Stammzellspende durch Knochenmarksentnahme aus dem Beckenknochen zugestimmt. Anfangs war ich ganz schön aufgeregt, besonders, als ich direkt vor dem Eingriff auf dem Bauch in einem sterilen Raum lag. Aber dank der Vollnarkose bekommt man vom Eingriff selbst nichts mit und wacht erst wieder auf, wenn er vorbei ist. Natürlich spürt man die zwei kleinen Einschnitte im Bereich des hinteren Beckenknochens noch eine Weile und hat das Gefühl, als wäre dort ein intensiver blauer Fleck, aber das geht vorbei.
Michael Grosz: Ich habe zwei Mal gespendet: einmal Stammzellen und einmal Lymphozyten.
Bernhard Sandkamp: Ich habe ebenfalls zwei Mal an den gleichen Patienten gespendet.

Haben Sie sich vom DKMS gut betreut gefühlt, wurden Sie von Ihrem Arbeitgeber unterstützt?
Hiller: Das DKMS hat viele Informationen bereitgestellt und man wird sehr gut von den Ärzten betreut.
Alle: Wir hatten die volle Unterstützung vom Arbeitgeber. Das DKMS bietet den Unternehmen sogar an, den Ausfall der Arbeitstage zu ersetzen.

Kennen Sie die Empfänger Ihrer Spende?
Übler: Nein. Aber auch der Empfänger hat die Möglichkeit, den Spender zu kontaktieren, wenn er das wünscht.
Grosz und Sandkamp: Unsere Spenden gingen nach Holland. Dort lassen die Datenschutzbestimmungen keinen Kontakt zu den Empfängern zu.
Hartung: Meine Stammzellen gingen an eine Frau, die dadurch bis heute überlebt hat. Ich kann mir vorstellen, sie einmal zu treffen.
Hiller: Mein Empfänger war Amerikaner. Leider ist er verstorben.

Was möchten Sie denjenigen sagen, die zögern, ob sie sich registrieren lassen sollen oder nicht?
Sandkamp: Es ist eine absolut harmlose Sache. Einfach machen!
Übler: Ich würde es jederzeit wiederholen!