Hilfe für oftmals verunsicherte Eltern
Autor: Carmen Schwind
Forchheim, Freitag, 27. November 2015
von unserer Mitarbeiterin Carmen Schwind Forchheim — "Eltern sind die wichtigsten Erzieher und die Grundlage für die Bildung", sagte Landrat Hermann Ulm (CSU) bei seiner Begrüßung ...
von unserer Mitarbeiterin Carmen Schwind
Forchheim — "Eltern sind die wichtigsten Erzieher und die Grundlage für die Bildung", sagte Landrat Hermann Ulm (CSU) bei seiner Begrüßung bei der Auftaktveranstaltung zum Netzwerk "Familienbildung im Landkreis Forchheim". In der Familie fänden die primären Instanzen der Bildung statt und die Kinder könnten soziale Kernkompetenzen erwerben.
Doch die Familienstruktur und die Erziehungsaufgaben würden sich ändern. Und hier wolle der Landkreis Familien unter anderem durch Familienstützpunkte unterstützen. Zuständig im Landratsamt für das Thema Familienbildung ist Jutta Strom-Haensch.
Weniger Kinder
"Die Lebenswelt von Familien hat sich verändert, es gibt viel mehr Familienformen als früher", erklärte Strom-Haensch.
Früher gab es die Großfamilien mit vielen Kindern, heute gäbe es weniger Kinder, auf denen dann aber der ganze Fokus liege. Frauen würden schnell nach der Babypause wieder arbeiten gehen müssen oder wollen. Familien müssten wegen der Arbeitsstelle des Mannes umziehen und neue Netzwerke schaffen. Erziehungsthemen haben sich geändert durch neue Medien. Das alles könne Eltern überfordern.
"Eltern sind oft verunsichert und trauen sich keine Grenzen zu setzen", erzählte Jutta Strom-Haensch.
Sie habe in ihrer Arbeit Eltern kennengelernt, die nicht mehr wissen, was sie in den Ferien mit den Kindern anstellen sollen: "Es ist eine gefährliche Entwicklung, wenn die Eltern-Kind-Zeit zur Belastung wird." Der Landkreis wolle über das Netzwerk Familienbildung Eltern entlasten, aber auch unterstützen.
Deshalb gäbe es diese Koordinationsstelle beim Jugendamt, die nicht das Rad neu erfinden will, sondern schaue, was in der Region bereits angeboten wird, was noch benötigt wird und daraus ein Konzept erstellen will. Danach sollen - zunächst einmal drei - Familienstützpunkte errichtet werden, an die sich Eltern wenden können. Von dort aus können Betroffene beraten oder weitervermittelt werden.
Das größte Problem sei allerdings, die Familien dazu zu bringen, dieses Angebot auch anzunehmen. Deshalb solle man über "niederschwellige" Angebote nachdenken, erklärte Regina Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb). "Ausgangslage war, dass es eine Vielfalt an Einrichtungen gibt, aber häufig der Überblick für die Angebote fehlt", erklärte Regina Neumann.
Insgesamt 31 Standorte
In manchen Gemeinden gab es Angebote mehrfach, in anderen gab es keine Angebote. Deshalb wurde die ifb 2007 beauftragt, ein Handbuch und einen Leitfaden zu erstellen, danach wurde das Konzept drei Jahre lang als "Modellprojekt Familienstützpunkte" durchgeführt und 2013 wurde ein bayernweites Förderprogramm zur strukturellen Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung und von Familienstützpunkten erlassen, bei dem der Landkreis Forchheim mitmacht. Im Augenblick gibt es 31 Standorte mit 78 Familienstützpunkten. Letztere sollen keine eigenständigen Einrichtungen werden, sondern an eine vorhandene angedockt werden. Das soll einen Austausch zwischen bereits vorhandenen Anbietern und eine höhere Transparenz fördern. Damit die Familien das Angebot auch wahrnehmen, haben bisherige teilnehmende Kommunen entsprechende Auftritte im Internet aufgebaut, aber auch Familienwegweiser gedruckt.
Es wurden Familienmessen abgehalten oder Familienbildungstage. "Es wurden niedrigschwellige Angebote wie Kochkurse, Familiencafé oder mobiler Frisörsalon angeboten", berichtete Regina Neumann.