Hilfe aus Heroldsbach für Arme
Autor: Pauline Lindner
Heroldsbach, Dienstag, 09. April 2019
Die Kinderhilfe St. Petersburg aus Heroldsbach blickt auf 20 Jahre zurück. Für viele Familien ist die faszinierende russische Weltstadt zum Alptraum geworden.
Es war ein Traum von Karin und Wulf Rühlmann: die Reise auf Russlands Flüssen von Moskau nach St. Petersburg. Hier in der nordischen Metropole nahm sie Reiseleiterin Lidia in Empfang und zeigte ihnen die prächtigen Paläste, Museen und Kunstschätze. Doch zwischendurch führte der Weg auch hinter die restaurierten Fassaden der Hauptstraßen. Die Spuren der Armut waren unübersehbar.
Lidia sagte auch offen, dass weite Teile der Bevölkerung nahezu Hunger litten. Denn viele der ehemals staatlichen Betriebe zahlten schon eine Weile keine Löhne mehr. Für viele Familien war die faszinierende Weltstadt zum Alptraum geworden.
Kontakt zu Bambergerin
Rühlmanns überlegten, auf welchem Weg sie helfen konnten, und lernten so Evelyn Strauch kennen. Die Bambergerin war kurz vorher im Dienste der Malteser in St. Petersburg gewesen, um in der dortigen Armenküche mitzuarbeiten. In ihrer Heimatstadt hatte sie eine Bekleidungssammelaktion ins Leben gerufen.
Karin Rühlmann sprach daraufhin ihre Bekannten an, und auch in Heroldsbach wurden Kleidungspakete für notleidende Familien in St. Petersburg gepackt. Motor auf russischer Seite war Pfarrer Kania, der die katholische Gemeinde der Millionenstadt betreute.
Strauch initiierte eine Reise nach St. Petersburg, die den deutschen Besuchern beide Seiten zeigte: die Prachtentfaltung seit dem Zaren Peter dem Großen und die Verelendung breiter Schichten.
In der Armenküche der Malteser kam es dann zu der wahrscheinlich entscheidenden Begegnung: Ein Frau auf Krücken sprach auf Deutsch die Gäste an und erzählte einiges. Trotz ihrer schweren Behinderung betreute Natalja Kurowa acht Kinder, drei eigene und fünf ihrer verstorbenen Schwester. Sie ist bis heute die Frau der Kinderhilfe vor Ort. Denn sie ist resolut und durchsetzungsfähig und sieht sehr schnell, wenn in ihrem Umfeld Menschen nicht alleine zurechtkommen.
Das Bild der ersten Begegnung aus dem Jahr 1999 hing denn auch bei der 20-Jahr-Feier ganz oben neben den Hochglanzfotos von den Sehenswürdigkeiten. Und daneben das eines schmächtigen Buben: Konstantin. Auf Empfehlung von Lidia unterstützen ihn und seine Familie die Heroldsbacher. Von ihm gibt es auch aus späterer Zeit ein Foto, mit seinen Großeltern, die ihn aufzogen. Und sein Hochzeitsfoto, denn Karin Rühlmann und die Unterstützer der Kinderhilfe sind für ihn beinahe zu Verwandten geworden.