Hier wandert ganz Deutschland
Autor: Petra Malbrich
Kleinsendelbach, Sonntag, 14. Mai 2017
Einer der letzten Wandertage des Landkreises Forchheim wird in Kleinsendelbach veranstaltet. Heuer kamen über 1000 Teilnehmer, um sich auf die bis zu 20 Kilometer langen Strecken zu begeben.
Sogar mit Bussen fuhren die Leute an diesem Wochenende nach Kleinsendelbach. Am Straßenrand rund um die Mehrzweckhalle parkten Autos. Die Mehrzweckhalle war das erste Ziel, oder besser: der Start für den kilometerlangen Marsch.
Sechs, elf oder zwanzig Kilometer lang waren die Routen, die sich der Wanderverein für diesen 32. internationalen Wandertag ausgedacht hatten. Die fünf Kilometer sind die Jugendwanderstrecke, dürfen aber von allen gewandert werden. Um die Jugendlichen bemüht sich der Verein besonders. Schon zwei Tage vorher kennzeichneten drei Jugendliche die Strecken mit rote Bändern, auf denen "Wandertag" stand.
Zahlreiche Vereinsmitglieder und Bürger der Gemeinde halfen mit, einen der noch wenigen existierenden Wandertage im Landkreis vorzubereiten. "Über 60 Kuchen wurden gebacken", sagte Bürgermeisterin Gertrud Werner. In der Grillhütte vor der Mehrzweckhalle brutzeln Bratwürste, Bauchfleischscheiben und Steaks auf dem Gitter über der glühenden Kohle.
Stempel sammeln
Besucher aus Winkelhaid kommen eigens wegen der echten fränkischen Bratwürste nach Kleinsendelbach. Es ist ein enormer logistischer Aufwand, diese zwei Tage zu organisieren. Aber die Wandertage sind ein Höhepunkt in der Gemeinde und locken Touristen aus ganz Deutschland an."Heuer sind sehr viele da", sagte Vereinsvorstand Erwin Schmitt. Mehr als die üblichen 1000 Wanderer. Aus Würzburg, Hof, Crailsheim, Scheßlitz, und verschiedenen Orten aus dem Landkreis Forchheim reisten sie an. Zwei Frauen aus Eggolsheim und Pautzfeld wandern gerade Richtung Minderleinsmühle zu einem Stempelposten. Nur wenn die Karte die vorgesehen Anzahl an Stempel hat, wird am Ende der gewählten Strecke der zugehörige Preis ausgehändigt. Die Landschaft finden die beiden Wanderinnen so schön. "Aber auch das Wandern selbst." Viele junge Leute würden sich nicht mehr gerne bewegen, glauben die beiden. Ja, sagt auch Vereinsvorstand Schmitt, es seien meist Leute ab 50 oder 60 Jahren. Manche kommen mit ihren Familien. Während sich die älteren Familienmitglieder in der Mehrzweckhalle mit Bekannten aus früherer aktiver Zeit unterhalten, begeben sich die Jüngeren auf die Strecke.
Stärkender Lachs
Neben dem Stempelhäuschen der Sechs-Kilometer Strecke am Waldrand steht eine Imbissbude. Brötchen und Brote, mit Käse, Schinken oder Lachs und Wurst belegt und Getränke sind eine willkommene Stärkung für die Wanderer, die eine Rast einlegen und zum Vespern auf den Bierbänken Platz nehmen. Viele Wandertage gibt es nicht mehr, stimmen ein Mann aus Crailsheim und dessen Partnerin zu. Trotzdem nehmen sie an jedem Wochenende an einem Wandertag teil. "Gestern waren wir in Schönberg", erklärt er. Das sei im Schwarzwald und macht deutlich: Man muss weite Strecken fahren, an Wandertagen teilnehmen zu können.
Früher war das anders. Daran erinnern sich nicht nur die Kleinsendelbacher. Auch die beiden Wanderinnen kennen noch die Zeit, als die Amerikaner da waren. "Viele Amerikaner sind hier gewandert. Sie haben viel Geld da gelassen", sagen die Wanderer. Diese Einnahmequelle fehle. Vielleicht sei das ein Grund, dass immer mehr Vereine den Wandertag abgeschafft haben. Kleinsendelbach ist vor allem noch für Vereine attraktiv. Denn verschiedene Vereinsgruppen melden sich für den Wandersonntag an und laufen sicher die höchste Kilometerroute.
Schließlich ist es ein Wettbewerb. Der Verein, der am Kleinsendelbacher Wandertag am meisten Kilometer geschafft hat, erhält einen Preis. "Ein Körbchen mit Wurstspezialitäten", nennt Bürgermeisterin Werner als Beispiel. Auch sie ist aktiv dabei. Nicht auf der Strecke, sondern in der Grillhütte, um die hungrigen Wanderer mit Gegrilltem zu versorgen.