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Heubscher Bürger stellen Erweiterung des Baugebiets infrage


Autor: Sonny Adam

Kasendorf, Donnerstag, 27. Oktober 2016

In Kasendorf gibt es aktuell keine Flächen, auf denen Häuslebauer ihren Traum verwirklichen können. Aus diesem Grund möchte der Markt am Fichtig in Heubsch ...


In Kasendorf gibt es aktuell keine Flächen, auf denen Häuslebauer ihren Traum verwirklichen können. Aus diesem Grund möchte der Markt am Fichtig in Heubsch direkt an das bereits bestehende Baugebiet weitere zwölf Parzellen ausweisen. Die dort bereits wohnenden Bürger haben Unterschriften gesammelt und eine fünfseitige Stellungnahme abgegeben.
Schon als der Markt Kasendorf die Idee vorstellte, hatten die dort lebenden Bürger protestiert. Sie fürchteten vermehrt Lärm und mehr Verkehr. Im Zuge des Planverfahrens hat sich dieser Protest in einer fünfseitigen Stellungnahme, die von 19 in Heubsch lebenden Bürgern unterschrieben ist, manifestiert. In einer Sondersitzung beschäftigte sich die Kasendorfer Räte mit jedem einzelnen Einwand.
"Die Notwendigkeit des Neubaugebiets ist nicht gegeben", behaupten die Bürger und weisen auf die demografische Entwicklung in Oberfranken hin. In Kasendorf sei der Bevölkerungsschwund nicht so dramatisch wie in anderen oberfränkischen Kommunen, entgegnete Bürgermeister Bernd Steinhäuser (CSU). Seit 1994 habe der Markt 99 Bauparzellen ausgewiesen, nur fünf seien derzeit noch nicht bebaut. "Wir haben einen rechnerischen Bedarf von jährlich vier bis fünf Parzellen", so Steinhäuser.
Natürlich habe der Markt auch die Flächenverdichtung im Blick, aktuell werde ein Leerstandskataster erstellt. Es kristallisiere sich heraus, dass von den 39 Eigentümern, die angeschrieben worden sind, gerade einmal 20 Prozent verkaufsbereit wären. "Wir haben in den letzten Jahren auch andere Alternativen geprüft, doch alle erwiesen sich mangels Verkaufsbereitschaft der Eigentümer oder aus Gründen des Natur- und Immissionsschutzes als nicht umsetzbar", so Steinhäuser. Aus diesem Grund sei ein Baugebiet dringend nötig.
Die Bürger bemängeln, dass es in Heubsch keine Schule gibt, keinen Kindergarten, keine Einkaufsmöglichkeiten. "Solche Einrichtungen können die künftigen Bürger nicht erwarten. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist zwar verbesserungsfähig, aber nicht gänzlich unzumutbar", würdigte Bürgermeister Bernd Steinhäuser auch diesen Einwand.


Fußweg angedacht

Gedanken hat sich der Markt auch über die Verkehrssituation in Heubsch gemacht. Architektin Anja Müller überlegt, soweit dies möglich ist, einen Fußweg anzulegen. "Sofern der nötige Grunderwerb gelingt, wird diese Verbindung im Entwurf dargestellt", versprach Steinhäuser. Außerdem soll es Verkehrsberuhigungsmaßnahmen auf der Straße Richtung Golfplatz geben. Die Erschließungskosten werden nicht auf die Anlieger abgewälzt, betonte die Verwaltung. Denn in Kasendorf gibt es keine Straßenausbaubeitragssatzung.
Probleme sahen die Anwohner im Fichtig auch bezüglich der Anbindung an Kasendorf. Deshalb brachten sie eine Erweiterung Richtung Industriegebiet ins Gespräch. Doch dies funktioniere nicht, weil es sich dort um ein Gewerbegebiet handele, erklärte Steinhäuser.
Außerdem befürchten die 19 Anwohner Probleme in Sachen Umwelt. Sie bemängeln, dass in eine offene Fläche gebaut wird und befürchten "Flächenfraß". Außerdem sind die Flächen aktuell Jagdrevier für Greifvögel und Weideflächen für Rehe. Und auf den feuchten Wiesen würden auch seltene Pflanzen und Gräser wachsen.
Der Markt Kasendorf hatte sich allerdings bereits im Vorfeld mit der unteren Naturschutzbehörde und dem Baureferat des Landkreises besprochen. Tatsächlich gibt es in Heubsch die Streuobstwiese. Die wird aus der beplanten Fläche herausgenommen, weitere Ausgleichsmaßnahmen auf einer Fläche von 4150 Quadratmetern sind geplant.
Keine Probleme sieht Architektin Anja Müller hinsichtlich der Oberflächenentwässerung. So sei ein Rückhaltebecken geplant. Das Recht zur Einleitung des Oberfächenwassers in den Friesenbach müsse neu beantragt werden. Die sei aber bereits mit dem Wasserwirtschaftsamt und mit der Abteilung Wasserrecht beim Landratsamt Kulmbach abgesprochen. Außerdem bestehe die Möglichkeit, auf den Flächen Wasser versickern zu lassen.


Baustil eingeschränkt

Bezüglich des Baustiles pochten die Anwohner - allerdings auch der Kreisbaumeister - auf Vorgaben. "Die unmittelbar angrenzenden Gebäude sollen hinsichtlich der Kubatur, der Baugrenzen und der Dachform so reglementiert werden, dass eine aufgelockerte, nicht übermäßig hohe Bebauung entsteht. Dadurch ist sichergestellt, dass die Angrenzer nicht durch übermäßig große Baukörper in ihrer Nachbarschaft beeinträchtigt werden", erklärte Bürgermeister Bernd Steinhäuser.
Klar sei festgelegt, dass die Dachneigung mindestens 23 Grad betragen muss.
In der zweiten Bau-Reihe allerdings sei ein individueller Baustil möglich: mit zwei Vollgeschossen, Flach- oder Walmdächern. Auch Toskana-Häuser sollen möglich sein.
In der Mammutsitzung würdigten die Gemeinderäte zudem die sachlichen Einwände der Träger öffentlicher Belange. Die Bedenken und Anregungen werden in die Planungen eingearbeitet - danach folgt eine neuerliche Auslegung.
"Die Einwände stammen übrigens alle von Bürgern, die im Randbereich leben, die also überwiegend selbst zugezogen sind. Kein einziger Einwand stammt von Bürgern aus dem Ursprungsort", merkte Bürgermeister Bernd Steinhäuser noch an. Insgesamt sollen die in Heubsch neu entstehenden Bauparzellen auf einer Fläche von 10 000 Quadratmetern ausgewiesen werden.
Auch die Jagdgenossenschaft hatte Bedenken angemeldet, da durch das Baugebiet Flächen entfallen. Doch der Markt verspricht, an eine Kompensation zu denken. Bei der Sitzung gab Steinhäuser den Bürgern die Gelegenheit, selbst zu fragen und beantwortete auch alle Anfragen umfassend.
Schließlich genehmigten die Räte einstimmig die Würdigungen und beschlossen, dass ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll. Der Flächennutzungsplan für das Gebiet soll ebenfalls geändert werden. Damit geht das Verfahren in die nächste Runde.