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Heßdorf spürt "Siedlungsdruck"


Autor: Richard Sänger

Heßdorf, Mittwoch, 04. November 2020

Weil in Erlangen die Grundstücke fehlen, steigt in den Umlandgemeinden die Nachfrage nach Bauplätzen rasant an. Deswegen will die Seebachgrundgemeinde weitere Gebiete ausweisen.
Im Baugebiet Heßdorf-Süd laufen derzeit die Erschließungsarbeiten. Foto: Richard Sänger


Die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes mit integriertem Landschaftsplan war der Hauptpunkt der jüngsten Sitzung des Heßdorfer Gemeinderats. In der Aula der Hannberger Grundschule erläuterte Planer Matthias Rühl vom Büro Stadt & Land den Sachstand.

Seit Mai 2019 ruhte das Verfahren. Es war insbesondere wegen einiger konträrer Einschätzungen zur Entwicklung der Ortschaft Hannberg ins Stocken geraten. Nun mussten einige Beschlüsse vom 14. Mai 2019 korrigiert werden, weil zwischenzeitlich Beschlüsse zur Bauleitplanung im Ortsteil Hesselberg und der geplanten Freiflächen-PV-Anlage nahe Dannberg sowie zum Gewerbepark Heßdorf gefasst worden waren.

In der Sitzung wurden erneut die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und weitere Anträge aus der Öffentlichkeit behandelt. Anhand einer Power-Point-Präsentation bezogen auf die einzelnen Ortsteile erläuterte der Planer die erarbeiteten gemeindlichen Entwicklungsabsichten. Bezogen auf die Jahre 2017 - 2031 ist der Gemeinde inzwischen ein "erhöhter Zuzug" zugestanden worden, und in dieser Zeit wird von einem rechnerischen Einwohnerzuwachs von 250 Personen ausgegangen.

Wegen der zentralen Bedeutung der Ortschaft Hannberg und der dort vorhandenen Infrastruktureinrichtungen ist es naheliegend, in Hannberg weitere Wohnbauflächen darzustellen. Der Umfang dieser Entwicklung sollte jedoch bedarfsgerecht und ortsverträglich sein. Auf Vorschlag des Planers erfolgt im Bereich der Raiffeisenstraße eine Gebietsabrundung nach Norden, damit eine Erschließungsstraße beidseitig bebaut werden kann.

Auch im Ortsteil Untermembach wurden Änderungen vorgenommen, so wird eine Baufläche zurückgenommen, und ein weiteres beschlossenes Gebiet südlich der Straße "Am Gründl" erscheint ortsplanerisch sehr problematisch und würde sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch genehmigungsproblematisch erweisen.

"Erhöhter Zuzug"

Die gemeindlichen Planungsabsichten waren mit der Höheren Landesplanungsbehörde und dem Landratsamt Erlangen-Höchstadt im Rahmen eines Ortstermins besprochen worden. Dabei war der Gemeinde empfohlen worden, mögliche Innenentwicklungspotenziale zu nutzen und dargestellte Entwicklungsflächen nach freier Einschätzung zurückzunehmen.

Der aktuelle Demografie-Spiegel 2017 - 2031 sieht für die Gemeinde Heßdorf ein jährliches Bevölkerungswachstum von 0,5 Prozent vor. Die in Summe vorgesehene Bauflächendarstellung von 13,3 Hektar erscheine damit begründet. Deswegen werde die Bedarfsprognose für Wohnbauflächen mit der Variante "erhöhter Zuzug" nochmals kritisch geprüft und angepasst. Die Anpassung der Bedarfsberechnung werde allerdings zu einigen Bauflächenreduzierungen führen.

Es sei allerdings insbesondere zu berücksichtigen, dass die Ablehnung eines größeren Wohnbaugebietes in der benachbarten Stadt Erlangen den bereits bestehenden Siedlungsdruck auf die Gemeinde Heßdorf weiter erhöhen werde. In den Nachbargemeinden Großenseebach und Röttenbach stiegen bereits die Grundstückspreise und in Planung befindliche Wohnbaugebiete seien aufgrund der hohen Nachfrage bereits mehrfach überzeichnet. Auch die nordwestliche Nachbargemeinde Adelsdorf wachse in einem atemberaubenden Tempo. Ausgehend von dieser Faktenlage und aufgrund der eigenen gemeindlichen Baulanderfahrungen werde das gewählte Szenario weitgehend beibehalten.

Die Aufforderung, Innenentwicklungspotenziale zu nutzen, werde ins Leere laufen. Denn eine umfassende Nachfrage der Verwaltung im Juli 2017 bei allen Eigentümern unbebauter Bauflächen habe ergeben, dass freie Grundstücke kaum aktiviert werden können. Diese stünden dem Markt aus unterschiedlichen Gründen nicht zur Verfügung.

Firmen dürfen erweitern

Die Gemeinde erhofft sich von den neuen Förderinitiativen der Bayerischen Staatsregierung eine positive Entwicklung der Ortskernstrukturen. Die aktuell bestehenden Baulücken werden in der Planung aufgezeigt und in der Gesamtbilanz berücksichtigt. Die aktuellen Erfahrungen der Gemeinde bei der Baulandvergabe "Heßdorf-Süd" würden diese Einschätzung nachdrücklich bestätigen.

Die Stellungnahme der Stadt Erlangen wurde mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen, diese verdeutliche die "sehr seltsamen nachbarlichen Sichtweisen der Stadt Erlangen, insbesondere in Bezug auf den ungeliebten Gewerbepark Heßdorf". Dabei sei festzustellen, dass die Stadt Erlangen durch eigene siedlungspolitische Entscheidungen den Siedlungsdruck auf die Umlandgemeinden massiv verstärke und verlagere. Insoweit sei der Vorhalt hinsichtlich unorganischer Entwicklungen in den Umlandgemeinden völlig deplatziert.

Den beantragten Flächenerweiterungen der Firmen Megalith Daigfuss in Röhrach und Schickert aus Erlangen-Dechsendorf bei Hannberg stimmte der Gemeinderat mehrheitlich zu. Ebenso der Aufnahme einer Planungsfläche von rund 3000 Quadratmetern bei Hesselberg für den Bau einer Energiehalle in Ständerbauweise.

Der Gemeinderat billigte einstimmig den von der Arbeitsgemeinschaft ausgearbeiteten Entwurf zur Gesamtfortschreibung des Flächennutzungsplanes mit Landschaftsplan.