Druckartikel: Herausgefordert durch das, was nicht planbar ist

Herausgefordert durch das, was nicht planbar ist


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Donnerstag, 21. August 2014

Die Kriege sind nicht weit weg. Das Fernsehen bringt sie täglich in unser Wohnzimmer, und in ihren Auswirkungen sind sie längst bei uns angekommen. Menschen sind auf der Flucht, nu...


Die Kriege sind nicht weit weg. Das Fernsehen bringt sie täglich in unser Wohnzimmer, und in ihren Auswirkungen sind sie längst bei uns angekommen. Menschen sind auf der Flucht, nur mit dem nackten Leben kommen sie in unser Land, in unseren Landkreis, in unseren Ort. Wir haben sie nicht eingeladen, aber wir haben sie als Gäste zu behandeln, vielleicht als neue Nachbarn. Sie konnten ihr Schicksal nicht planen, und sie fordern mit ihrem Erscheinen unseren so geordneten Staat heraus. Ihre Anträge auf Bleiberecht müssen bearbeitet werden - nicht erst nach einem Jahr oder noch länger, sondern rasch. Unsere Politik und unsere Verwaltungen hinken dem Andrang hinterher.
Während die einen noch über Fachkräftemangel und abnehmende Bevölkerungszahlen klagen, würden die anderen gerne zu arbeiten beginnen - und dürfen nicht. Sie könnten und würden der Gesellschaft, die sie aus höchster Not aufgenommen hat, etwas zurückgeben. Aber unsere Ordnung steht einer raschen Integration im Weg.
Wenn verzweifelte Menschen nicht zögern, nach einer Odyssee durch viele Länder eine eisige Januarnacht vor dem Lichtenfelser Landratsamt zu verbringen, um auf diese Misere aufmerksam zu machen, dann muss sich etwas ändern.
Freilich steht das nicht in der Macht des Landrats und seiner Mitarbeiter. Aber zufrieden geben dürfen wir uns alle nicht mit diesem Zustand. Verschließen wir nicht die Augen vor dem Schicksal der Menschen, die da kommen, nehmen wir nicht mehr nur die Zahlen und Kosten wahr. Treten wir dafür ein, dass sie die Chance bekommen, in Freiheit und Frieden zu leben wie wir, und dass sie auch etwas für diese Gemeinschaft leisten dürfen.
Die Unterkünfte, die für sie im Landkreis neu geschaffen oder ausgebaut werden müssen, sind nur die Basis dafür. Mehrere kleinere statt wenige größere Gemeinschaftsunterkünfte wären in Sachen Integration wohl der bessere Weg, gleichzeitig aber einer, der mehr Zeit für Verwaltung und Betreuung binden würde. Was vor Ort ehrenamtlich wie etwa in Weismain geleistet wird, sind ganz wesentliche Schritte zu einem künftigen gemeinsamen Weg, der einfach nicht planbar war.