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Hellseher und Richtlinien


Autor: Simone Bastian

Coburg, Donnerstag, 28. Sept. 2017

"Mich wundert es nicht, dass die Brandensteinsebene ertüchtigt werden kann", kommentierte Wolf-Rüdiger Benzel (Grüne) die Entwicklung in Sachen Flugplatz. D...


"Mich wundert es nicht, dass die Brandensteinsebene ertüchtigt werden kann", kommentierte Wolf-Rüdiger Benzel (Grüne) die Entwicklung in Sachen Flugplatz. Die Grünen hätten das schließlich immer schon gesagt. "Dann haben Sie hellseherische Fähigkeiten", konterte Hans Michelbach (CSU). Die neue Entwicklung basiere auf einer Regeländerung durch die EU, die aber noch nicht in nationales Recht überführt sei. Und: "Aber es hat doch keiner eine Garantie, dass der EU nicht wieder eine neue Regelung einfällt, die alles wieder verschärft", stellte Hans-Herbert Hartan (CSU) fest.
Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) nutzte die Debatte, um die Grünen direkt azugehen. Anlass war eine Pressemitteilung der Grünen gewesen, in der es geheißen hatte, der OB habe "mit seinem ,Dreckbergbild‘ die Coburger aufs Übelste getäuscht und zum Narren gehalten". Tessmer verwahrte sich gegen die Formulierung, er habe die Coburger zum Narren gehalten. "Ich lasse mir eher die Hand abhacken, bevor ich die Coburger Bevölkerung täusche. Das ist Brunnenvergiftung, was Sie hier betreiben."
Der "Dreckberg" war eine bildliche Darstellung, wie viel Erdmaterial angeschüttet werden müsste, um eine 1200 Meter lange Landebahn auf der Brandensteinsebene anlegen zu können. Dieses Bild stamme nicht von ihm, und es basiere auf einer "seriösen Expertise", betonte Tessmer.
Die Grünen hätten nie verlangt, die Landebahn auf der Brandenteinsebene zu verlängern, erwiderte Fraktionssprecherin Martina Benzel-Weyh. Es sei immer nur darum gegangen, dass die Anflugbefeuerung richtlinienkonform gestaltet werden könnte - und damit hätte die Brandensteinsebene eine unbeschränkte Betriebserlaubnis für den Instrumentenflug erhalten können.
Allerdings können trotz Instrumentenflug nicht alle Werksmaschinen Coburger Unternehmen die Brandensteinsebene anfliegen oder dort starten. Die Bahn ist relativ kurz, so dass zum Beispiel der Jet von Brose-Fahrzeugteile dort nicht landen kann. Daran werde sich auch dann nichts ändern, wenn die Brandensteinsebene nach dem IFR für Sichtflugplätze operieren könne, erläuterte Benjamin Bartsch. "Meine Prognose: Mit der Kombilösung wird der Werksflugverkehr vom Standort Coburg nach Bamberg verlagert." Dort ist die Bahn länger. sb