Heimatverbunden, aber auch weltoffen
Autor: Josef Hofbauer
Ebermannstadt, Freitag, 12. Juni 2020
Der Vizechef der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, Reinhard Löwisch, geht zum 1. August in den Ruhestand. Er will sich noch einmal die Welt ansehen.
Josef Hofbauer Trotz seiner Heimatverbundenheit steckte er schon immer voller Entdeckerdrang. Er wollte etwas sehen von der Welt. Und das hat er. Die Rede ist von Reinhard Löwisch, dem stellvertretenden Leiter der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, der zum 1. August in Ruhestand tritt.
Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung als Zugführer. Der Mann mit der roten Armbinde war zuständig für die Sicherheit und ordnungsgemäße Abwicklung einer Zugfahrt, angefangen vom Rangieren über das Ankuppeln der Waggons und die Einstellung der Bremsen im Zug.
Außerdem war er verantwortlich für den technisch einwandfreien Zustand der Waggons. Er musste die Wagenliste führen, verkaufte Fahrkarten, kontrollierte die Passagiere und war zuständig für den Service im Kundenbereich. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. "Einmal habe ich einen Zug entgleisen lassen", gesteht der gebürtige Waischenfelder. Es ist aber nicht viel passiert.
Die Weiche, die damals noch von Hand gestellt wurde, rastete nicht richtig ein, beim Rangieren sprang ein Waggon aus dem Gleis und musste wieder auf die Schienen gehoben werden. "Das hat mich fünf Mark Strafe gekostet", erzählt der Touristiker lachend.
Sieben Jahre lang hat er als einer der jüngsten Zugführer am Bahnhof Nürnberg diesen Beruf ausgeübt. Doch die Verantwortung lastete schwer auf ihm. Schichtdienst, ständig unterwegs quer durch ganz Deutschland, das war auf die Dauer nichts für ihn. Bei einer Nachtfahrt nach Hamburg unterhielt er sich mit einer Bahnreisenden über die Schattenseiten seines Berufes. Er schwärmte davon einfach auszusteigen, eine längere Pause zu machen. "Tun Sie es doch einfach", ermunterte ihn die Dame.
Eine Auszeit genommen
Nach diesem Schlüsselerlebnis fragte Löwisch, der mittlerweile verbeamtet war, bei seinem Dienstherrn an, ob er ein Sabbatjahr nehmen dürfe. "Als dies abgelehnt wurde, war ich so enttäuscht, dass ich kurzerhand gekündigt habe. Darauf bin ich zusammen mit einem Kumpel nach Amerika gefahren und habe einen Roadtrip von der Ostküste bis zur Westküste unternommen", schildert Löwisch seine Spontanreaktion. Als er wieder zurück war, hat es ihn nicht lange in der Fränkischen Schweiz gehalten.
"Athen galt damals als Hotspot für günstige Flüge in alle Welt. Also bin ich 1983 da hin. Ich hatte ein paar tausend Mark geerbt und wollte mir die Welt ansehen", erinnert sich Löwisch, der von Athen aus nach Indien aufbrach. Dort wohnt er in einer Bambushütte für eine Monatsmiete von 40 Euro. So wurde daraus ein dreijähriger Asien-Trip. "Von Südindien aus habe ich Reisen nach China, Thailand, die Philippinen und Indonesien unternommen, eine herrliche Zeit", erinnert sich Löwisch. Über Traveller-Cheques versorgte er sich immer wieder mit Bargeld aus der Heimat.