Haßfurter Amtsgericht stellt "untypischen Fall" ohne Auflagen ein
Autor: Manfred Wagner
Haßfurt, Donnerstag, 28. Juli 2016
War ihr Gang zur Polizei wirklich nur ein Kurzschluss, wie die 31-Jährige im Zeugenstand behauptete? Oder wollte sie dem Ex-Freund in der schon eingeleitete...
War ihr Gang zur Polizei wirklich nur ein Kurzschluss, wie die 31-Jährige im Zeugenstand behauptete? Oder wollte sie dem Ex-Freund in der schon eingeleiteten Trennungsphase eins auswischen? Genau wird man das nie herausfinden, aber die Anklage wegen des Besitzes einer geringen Menge Amphetamin stand - wie selbst der Staatsanwalt Thomas Heer zugab - auf ganz wackligen Füßen. Deshalb stellte das Amtsgericht in Haßfurt das Strafverfahren gegen einen Betriebswirt (30 Jahre) ohne weitere Auflagen ein.
Es war am 28. November letzten Jahres, als die 31-jährige Frau unangemeldet in der Polizeiwache von Ebern erschien. Dort gab sie vor dem diensthabenden Beamten an, bei ihrem Noch-Freund zwei verdächtige Substanzen gefunden zu haben.
Laut ihrer damaligen Aussage fischte sie am 22.
November aus der Hosentasche des Mannes ein Glasfläschchen und einige Tage später aus dessen Geldbeutel eine kleine Klarsichtfolie, jeweils gefüllt mit einem weißen Pulver.
Beim Schnelltest in der Eberner Polizeiinspektion zeigte sich, dass es sich um Amphetamine handelte. Das Rauschgift kursiert in der Szene meist unter den Bezeichnungen Speed oder Pep. Die Kronzeugin sagte aus, damals "schockiert" und "überfordert" gewesen und deshalb letztendlich zur Polizei gegangen zu sein. Warum sie - was auch für die Strafrichterin Ilona Conver das Nächstliegende gewesen wäre - ihren damaligen Freund nicht auf den ominösen Fund angesprochen hatte, darauf wusste die Zeugin keine befriedigende oder gar schlüssige Antwort.
Bei näheren Nachfragen vor allem vonseiten des Verteidigers Steffen Vogel gab sie an, dass es mitten in der Nacht und dunkel war, als sie in die tasche der abgelegten Hose griff - und dass diese Hose vielleicht
auch einer anderen Person gehört haben könnte. Und was die Geldbörse betrifft, so lag die oft ziemlich achtlos im Haus herum. Wodurch nicht auszuschließen war, dass ein Dritter das Pülverchen hineingesteckt haben könnte.