„Viele Jugendliche wissen Frieden nicht zu schätzen“
Autor: Helmut Will
Ebern, Mittwoch, 26. Mai 2021
Der 82-jährige Eberner Werner Eichler hat noch sehr plastische Erinnerungen an die Schrecken und Entbehrungen im Zweiten Weltkrieg. Er möchte auch die Corona-Pandemie überstehen und legt allen Menschen Disziplin und Zuversicht ans Herz.
Schon als siebenjähriger Junge kam Werner Eichler mit seinen Eltern nach Ebern , wie ein Kinderfoto von ihm am Friedrich-Rückert-Denkmal zeigt. Mit Eltern und Bruder war er von Brandenburg an der Havel nach Ebern geflüchtet und später noch einmal nach Brandenburg zurückgekehrt, um dann einige Jahre später endgültig in Ebern sesshaft zu werden. Viele Kunstwerke des heute 82-Jährigen sind in der Friedrich-Rückert-Anlage von Ebern , auch in der Nähe des Friedrich-Rückert-Denkmals, zu sehen.
Werner Eichler ist einer, der den Zweiten Weltkrieg im wahrsten Sinne des Wortes hautnah miterlebt hat. Geboren ist er am 16. Oktober 1938 in Brandenburg an der Havel, etwa 60 Kilometer westlich von Berlin. „Als der Krieg am 7. Mai 1945 zu Ende ging, war ich sechs Jahre alt, und ich musste schon in jüngeren Jahren viele Bombenangriffe miterleben. Die Bomber der Amerikaner waren häufig über meinem Geburtsort unterwegs“, erinnert sich der Senior . Den schlimmsten Bombenangriff hat er akribisch auf mehren DIN-A4-Seiten handschriftlich dokumentiert. Es war am 31. März 1945, als 265 Bomber der 6. US-Air-Force ihre tödliche Fracht über der Heimatstadt von Werner Eichler abgeworfen haben.
Als Kind Bombensplitter gesammelt
„Es waren 719 Tonnen Bomben“, sagt Eichler nachdenklich und erinnert sich daran, als sei es gestern gewesen. „So etwas vergisst du nicht, auch wenn du damals ein Kind warst“, sagt er. Aber als Kind habe man das damals relativ „locker“ genommen, wohl weil man die Gefahr nicht richtig abschätzen konnte. „Nach dem Angriff sind wir raus und haben noch heiße Bombensplitter gefunden und gesammelt“, erinnert sich der Senior . Es sei fast ein Sport gewesen, weil sich die Kinder des schrecklichen Krieges gar nicht so bewusst waren, nicht realisierten, was eigentlich hätte passieren können. Heute sagt Werner Eichler: „Es war die Zeit, als die Erde das Blut ihrer Kinder trank.“ Im Nachhinein wurde ihm bewusst, dass vor allem Kinder die Leidtragenden waren und durch die Bombardements in Massen gestorben sind.
Wenn er auf die gegenwärtige Situation infolge der Pandemie zu sprechen kommt, sagt er, dass so etwas aufgrund der Globalisierung erwartet werden konnte.
Aber erst möchte Eichler einmal deutlich machen, dass es ein Segen sei, dass man in Deutschland nunmehr seit 76 Jahren in Frieden leben kann: „Ja, ich möchte ein Hoch auf die Politiker aussprechen, die sich dafür eingesetzt haben, egal wo und in welchem Land.“ Für diese Zeit ist er sehr dankbar und meint, dass viele der Jugendlichen heute das gar nicht so zu schätzen wüssten.