Druckartikel: Laune der Fans getrübt

Laune der Fans getrübt


Autor: Christian Licha

LKR Haßberge, Mittwoch, 30. Juni 2021

Fussball-EM  Nicht nur die Engländer, sondern auch das miese Wetter erwiesen sich als Spielverderber: Zum Public Viewing kamen im Landkreis nur wenige Zuschauer.
Markus Gehring und Matthias Zink aus Zell waren enttäuscht von der Leistung der deutschen Mannschaft.


Man könnte meinen, der Wettergott hat das Aus für Deutschland bei der Fußball-Europameisterschaft vorausgesehen und Sturm und Gewitter als Vorboten geschickt. Orkanartige Böen und heftigen Starkregen hatte der Deutsche Wetterdienst in seiner Sturmwarnung vorausgesagt. In einigen Orten im Landkreis Haßberge wie zum Beispiel in Knetzgau hagelte es sogar. Bereits eine halbe Stunde vor Spielbeginn zogen südlich der Mainlinie schwarze Wolken auf und vermiesten im weiteren Verlauf den Fußball-Fans im ganzen Landkreis den Fernsehabend im Freien.

Trotz der schlechten Wetterprognose tummelten sich beim Anpfiff des Achtelfinalspiels Deutschland gegen England um 18 Uhr rund 30 junge Leute am Haßfurter Stadtstrand. Bereits einige Minuten später traten sie aber schon die Flucht an: Der Wind schoss über den Main und trieb den Regen unter die Pavillons. Zudem waren einige Besucher besorgt, ob denn die Konstruktionen halten würden.

Barchef Felix beruhigte: „Unsere Zelte können nicht wegfliegen, die sind mit Gewichten von über 300 Kilo pro Fuß gesichert.“ So war es dann auch: Der Stadtstrand überstand das Unwetter ohne große Beschädigungen. Allerdings verschob sich die Satelliten-Empfangsschüssel auf dem Dach des Ausschankcontainers, so dass bereits nach 15 Minuten Deutschlandspiel „kein Signal“ auf dem Fernseher zu lesen war. Das war dann das endgültige Aus für einen Fußballabend im Stadtstrand.

Nur etwa 15 unverzagte Fußball-Fans

Bereits eine knappe Stunde vor Spielbeginn war die „Goger-Wiesn“ in Sand gut gefüllt mit Besuchern, wie Chef Stefan Goger berichtete. Mit Einsetzen des Regens war es aber dann auch hier so, dass der überwiegende Teil der Gäste einen Fernsehabend zu Hause im Trockenen vorzog. Beim Deutschlandspiel am 19. Juni war noch das Gegenteil der Fall gewesen: Bei bestem Wetter und Sonnenschein waren hier alle Plätze auf der „ Wiesn “ besetzt.

Trotz des fehlenden Umsatzes nahm es Goger zu Spielbeginn mit Humor: „Wenn wir gewinnen, ist das eine kleine Entschädigung für mich für das schlechte Geschäft.“ Auch etwa 15 Fußball-Fans ließen sich nicht vom Wetter vertreiben und hielten tapfer im überdachten Bereich bis zum Spielende durch. Einige waren sogar mit dem Fahrrad nach Sand gekommen, wie zum Beispiel Helene Weinkauf aus Knetzgau. Die vielseitig interessierte Frau ließ sich vom Regen nicht beeindrucken und nahm die knapp vier Kilometer auf sich, um für die deutsche Nationalmannschaft mitzufiebern. Selbst nach dem Fast-Tor von Thomas Müller in der 80. Minute war Helene Weinkauf noch überzeugt davon: „Wir können den Ausgleich noch schaffen.“ Jäh platzte aber dann der Traum von der Verlängerung, als die Engländer sechs Minuten später ihr zweites Tor schossen.

Mit einigen Freunden war Matthias Zink aus Zell am Ebersberg im Sander Biergarten der Familie Goger. Der Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung Sand und seine Mitstreiter, die Anhänger des TSV Zell sind, zeigten sich sehr enttäuscht über die Leistung der deutschen Fußballer . „Das war Angsthasen-Fußball“, sagte Zink und bemängelte, dass die Profis zu wenig nach vorne gespielt hätten. Auch sei kein Druck aufgebaut worden, deshalb sei der Gegner zu stark geworden, erklärte der Fußball-Fan .

„Eine absolute Lachnummer“

Eine ähnliche Meinung vertrat Günter Flachsenberger, der in der Sportheim-Gaststätte des FC Sand mit einem Dutzend Einheimischen das Spiel verfolgte. „Es war ein ganz schlechtes Mittelfeld, und die Abwehr hätte stärker sein müssen“, sagte das Gründungsmitglied des Fanclubs „Ostkurve“ des FC Sand. Außerdem bezeichnete Flachsenberger die Auswechselaktion des Bundestrainers in der Nachspielzeit als Lachnummer.

Enttäuschte Kinderaugen gab es auch in Zell am Ebersberg. Der neunjährige Fabian, der in der U9 I beim FC Sand Fußball trainiert, saß im Outfit von Torwart und Kapitän Manuel Neuer mit seiner Familie zu Hause vor dem Fernseher. „England ist stark. Das wird schwer für uns“, hatte der kleine Fußballkenner schon am Nachmittag prophezeit. Zumindest hoffte er da noch, dass Deutschland spätestens im Elfmeterschießen gewinnt. Trotz der Niederlage sieht der Grundschüler aber positiv in die Zukunft: „Ich freue mich schon auf die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Da werden wir bestimmt besser spielen.“