Unzufrieden
Auch Holger Endres mit seiner Fahrschule in Hofheim spricht von einem „Bauch, den wir vor uns herschieben und abzuarbeiten versuchen in der Hoffnung, dass dabei keiner von Corona betroffen wird“. Die Situation sei im letzten halben Jahr unzufriedenstellend gewesen, weil die Fahrschulen ab Dezember schließen mussten, während das anderswo nicht der Fall gewesen sei. „Deswegen hat sich einiges aufgestaut. Jetzt will jeder seinen Führerschein machen. Viele rufen an mit der Frage ,Kannst du mich vorziehen?’ oder ,Ich brauche dringend meinen Führerschein’.“
Derzeit dürfe man unabhängig vom Inzidenzwert weiter ausbilden, aber man tue dies auch in großer Verantwortung und unter Einhaltung der Hygienevorschriften. Neben der FFP2-Maske „sorgen wir für regelmäßige Stopps und für frische Luft. Auch Schaltknopf und Lenkrad werden immer wieder desinfiziert.“
Holger Endres sehnt den Tag herbei, an dem die Inzidenzzahlen nach unten gehen und man wieder zu einem normalen Leben kommt. „Es ist nämlich kein Vergnügen, den ganzen Tag unter der Maske zu schulen. Dies führt gegen Abend zu Kopfschmerzen.“
Auch die Führerscheinanwärter stehen bei ihrer Ausbildung unter Druck, denn normalerweise muss innerhalb eines Jahres nach Bestehen der Theorieprüfung auch die praktische Prüfung absolviert werden, sonst verliert die theoretische Prüfung ihre Gültigkeit. Und dies kann bei diesem Rückstau der Fall sein. Zum Glück hat hier der Gesetzgeber gehandelt, und alle bis zum 31. März ablaufenden Fristen wurden jetzt um sechs Monate verlängert.
Für den Führerschein benötigt man außerdem einen erfolgreichen Erste-Hilfe-Kurs. Auch damit hatte mancher Prüfling seine Probleme, weil zeitweise nicht ausgebildet wurde. Wie Ingrid Böllner vom Roten Kreuz betont, erfordert die Ausbildung unter Pandemiebedingungen einen erheblichen Aufwand für Ausbilder und Teilnehmer. Das Rote Kreuz habe auf diese Situation reagiert und es gebe wieder durchgehende Kurse, wenn auch in reduzierter Anzahl. Man bilde sogar an Sonn- und Feiertagen aus. Aktuell benötige man dazu einen Schnelltest.
Die Führerscheinanwärter müssen etwas Geduld aufbringen, brauchen aber die Hoffnung nicht aufzugeben. Wie die Fahrschullehrer unisono mitteilten, tun sie alles, um ihre Anwärter nicht zu verlieren, und bieten deswegen auch wegen der Abstandsregeln den theoretischen Unterricht im Schichtbetrieb an. Es sei also abzusehen, dass sich der Stau auflöse und die Fahranwärter ihr Dokument erhalten – vielleicht etwas später als erhofft und erwartet.