Druckartikel: Hartnäckigkeit der Hospiz-Gründerinnen verhilft Menschen zu einem würdigen Sterben

Hartnäckigkeit der Hospiz-Gründerinnen verhilft Menschen zu einem würdigen Sterben


Autor: Daniela Pondelicek

Coburg, Freitag, 24. Sept. 2021

Daniela Pondelicek Mit den weißen Wänden, der sterilen Umgebung und der kargen Einrichtung ist ein Krankenhaus nicht gerade ein gemütlicher Ort. Es ist also verständlich, dass Menschen, die schwer und...
Helga Schadeberg bringt sich seit 15 Jahren im Verein "Lebensraum - ein Hospiz für Coburg" ein - und ist dafür von Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (Mitte) und Drittem Bürgermeister Thomas Nowak (rechts) mit der Bürgermedaille in Silber geehrt worden.


Daniela Pondelicek

Mit den weißen Wänden, der sterilen Umgebung und der kargen Einrichtung ist ein Krankenhaus nicht gerade ein gemütlicher Ort. Es ist also verständlich, dass Menschen, die schwer und unheilbar erkrankt sind, den letzten Abschnitt ihres Lebens lieber in einem Hospiz verbringen möchten. Dass es seit 2018 auch in Coburg ein Hospiz gibt, ist unter anderem dem Einsatz von Helga Schadeberg, Uta Koch-Liepold, Gundula Schöllchen, Heidi Klein und Heide Kunze-Lysek zu verdanken. Die fünf Frauen haben mit ihrem Engagement im Verein "Lebensraum - ein Hospiz für Coburg" dafür gesorgt, dass das Hospiz in der Kükenthalstraße in Coburg entstehen konnte und weiterhin bestehen kann. Weil das keine leichte Aufgabe gewesen ist, sind Uta Koch-Liepold, Gundula Schöllchen, Heidi Klein und Heide Kunze-Lysek mit der Bürgermedaille in Bronze und Helga Schadeberg mit der Bürgermedaille in Silber geehrt worden.

Stellvertretend für alle

Die fünf Vereinsmitglieder wurden stellvertretend für alle ausgezeichnet, die am Projekt mitgewirkt haben. "Das Hospiz konnte nur entstehen, weil sich der Verein durch nichts hat beirren lassen", lobt Oberbürgermeister Dominik Sauerteig. Das Hospiz sei ein Beweis dafür, dass es durch viel Leidenschaft und Engagement gelingen könne, das scheinbar Unmögliche zu schaffen. Denn: Von der Gründung des Vereins bis zur Eröffnung des Hospizes sind zwölf Jahre vergangen - und Widerstände gab es in der Zeit genug. "Es war ganz schön schwierig, die Behörden davon zu überzeugen, dass Coburg ein Hospiz braucht", erzählt Helga Schadeberg, die von Anfang an Mitglied des Vereins gewesen ist. Damals hätte es die ersten Hospize in Nürnberg und München gegeben, dann sei jeweils eines in Bayreuth und Naila dazugekommen. Damit, so die Meinung im bayerischen Staatsministerium, sollte der Bedarf für Oberfranken gedeckt sein. "Wir fanden aber, dass es den Angehörigen nicht zuzumuten ist, so weit zu fahren, um sich von ihren Liebsten zu verabschieden", erklärt Helga Schadeberg.

Es sei ebenfalls schwierig gewesen, einen Träger für das Hospiz zu gewinnen: "Schließlich ist so ein Hospiz nicht darauf ausgelegt, Gewinn zu erzielen." Einzig Richard Reich, der damalige Geschäftsführer des Caritasverbands Coburg, habe an das Vorhaben geglaubt. "Meiner Meinung nach muss im medizinischen Bereich generell ein Umdenken stattfinden, denn wenn es um Pflege und Palliativmedizin geht, sollte Gewinnmaximierung nie im Vordergrund stehen", sagt Richard Reich.

Auch Helga Schadeberg findet, es habe sich gelohnt, hartnäckig zu bleiben: "So, wie unser Hospiz geworden ist, lieben wir es." Dazu trügen nicht nur die Mitarbeiter vor Ort, sondern auch die geehrten Vereinsmitglieder bei: Die Künstlerin Heide Kunze-Lysek hat sich unter anderem mit ihren Bildern in der Gestaltung der Räume eingebracht und dafür gesorgt, dass es für die Gäste gemütlich wird.

Wenn es nach Helga Schadeberg ginge, würde sie am liebsten jeden im Hospiz aufnehmen, der es benötigt. Aber das sei derzeit nicht möglich. "In den letzten drei Jahren konnten wir 176 Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt begleiten - aber weil wir keinen Platz hatten, konnten wir 369 Menschen nicht aufnehmen", erklärt sie. Deshalb hoffe sie, das Hospiz irgendwann einmal vergrößern zu können: "Momentan haben wir zehn Plätze, aber vielleicht können wir es irgendwann einmal auf 16 Plätze aufstocken."