Harte Proben, leichter Auftritt
Autor: Manfred Welker
Herzogenaurach, Freitag, 16. Dezember 2016
Musik und Weihnachtszeit sind untrennbar miteinander verbunden. Mit der Darbietung des Bach'schen Weihnachtsoratoriums demonstrierten die Chormitglieder der Kantorei St. Magdalena, warum das so ist.
Eine passende Einstimmung auf das Weihnachtsfest bot am vierten Adventswochenende das Weihnachtsoratorium in der Stadtpfarrkirche von Herzogenaurach. Die Sängerinnen und Sänger der Kantorei St. Magdalena unter dem Dirigat von Toni Rotter wurden vom Kammerorchester Caecilia aus Karlsbad unterstützt.
Für die Aufführung waren zahlreiche Proben nötig, denen sich die Sänger stellen mussten. Als Solisten wirkten die zwei Herzogenauracher "Eigengewächse" Sopran Eva Körner und Mezzosopran Cornelia Schmid mit. Unterstützung gab es vom Tenor Thomas Fahner und und Manuel Krauß, der als Bariton das Quartett komplettierte.
Spannende Musikbiografien
Eva Körner singt bereits seit ihrem sechsten Lebensjahr in der Kantorei St. Magdalena und entwickelte sich durch den Gesangsunterricht rasch zu einer wichtigen Solistin. Außerdem ist sie neben ihrem Psychologiestudium als selbstständige Stimmbildnerin tätig. Cornelia Schmid wirkt neben ihrer Konzerttätigkeit als Gesangspädagogin und Chorleiterin. Thomas Fahner studierte an der Hochschule für Musik in Nürnberg Gesang bei Professor Arno Leicht. Sein Repertoire reicht von Oper und Operette bis hin zum Oratorium. Manuel Krauß war ehemaliger Windsbacher Sängerknabe und studierte danach Gesang und Musikpädagogik sowie Klavier an der Hochschule für Musik Nürnberg. Seit dem Abschluss ist er häufig als Solist im süddeutschen Raum zu hören.
Für das Orgelkontinuo zeichnete Dieter Neuhof verantwortlich, der als Kantor an der Stadtkirche Fürth und seit 2013 als Dekanatskantor wirkt. Musikalische Unterstützung leistete das Kammerorchester Caecilia aus Karlsbad, das sich aus kleinen Anfängen zu einem Symphonieorchester entwickelt hat. Die Kantorei St. Magdalena hat bereits einige Male mit dem Orchester zusammengearbeitet.
Um 1734/35 hat Johann Sebastian Bach mindestens drei Werke - zu Weihnachten, Ostern und Himmelfahrt - mit dem Titel "Oratorium" versehen. Sie haben ein gemeinsame Merkmal, die fortlaufende Handlung. Außerdem hat Bach in allen drei Werken auf Kompositionen früherer Jahre zurückgegriffen. Im Weihnachtsoratorium wählte Bach die Vorlagen aus mehreren verschiedenartigen Werken aus.
Erinnerung an die Geburt Jesu
Der zyklische Charakter bestimmt die inhaltliche Abfolge der einzelnen Teile, dafür haben Bach und sein Textdichter sogar die sonst übliche Bindung an die Perikopentexte aufgegeben. Die tragende Säulen des Textes bilden die Berichte von der Geburt Jesu, den Erlebnissen der Hirten, der Namensgebung und den Weisen aus dem Morgenlande im Wortlaut der Lutherbibel.Diese wird auf einzeln Sonn- und Festtage aufgeteilt, wo sie im Großen und Ganzen der vorgeschriebenen Evangelienlesung folgt. Dazu werden Choräle und freie Dichtung, so von Martin Luther und Paul Gerhardt angefügt.
Daraus schuf Bach einzelne Teile für den ersten, den zweiten und den dritten Weihnachtstag, den Neujahrstag, Sonntag nach Neujahr und Epiphanias (Dreikönigstag). Das Werk ist zu Weihnachten 1734 entstanden am Morgen erklangen Teil I in St. Nicolai, der Hauptkirche, Teil II in der Nikolaikirche am Nachmittag jeweils in der anderen Kirche. Aus diesem Bericht erklangen in Herzogenaurach die Bereiche für die drei Weihnachtstage.
Gleich der Einstieg, "Jauchzet, frohlocket" forderte Chor und Orchester gleichermaßen und ist gewissermaßen das Entree für ein großartiges Werk. Weitere Akzente setzten die Alt-Arie "Bereite dich, Zion" und die Bass-Arie "Großer Herr und starker König" bei denen die Solisten ihr Können unter Beweis stellen konnten. Das Konzert bot eine passende Einstimmung auf das Weihnachtsgeschehen und eine Vorahnung auf das Geschehen. Ein lang anhaltender Applaus honorierte die gelungene Darbietung.