Haggis zu Ehren Robert Burns
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Sonntag, 01. Februar 2015
Tradition Mit der "Burns'-Night" wird weltweit dem schottischen Dichter Robert Burns gedacht - auch in Lichtenfels.
von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg
Lichtenfels — Robert Burns genießt weltweit hohe Verehrung. Auch in Lichtenfels. Alljährlich wird ihm zu Ehren ein Mahl eingenommen. Auch in Lichtenfels. Die "Burns'-Night" des Städtepartnerschafts-Komitees e.V. tagte im Pfarrsaal der Stadtpfarrkirche. Streiflichter um Schottland, Franken und die Völkerfreundschaft.
Haggis: klassisch und nahrhaft
Haggis muss man mögen. Für Vegetarier ist das nichts. Herz, Leber, Lunge, Nierenfett samt Zwiebeln und Hafermehl ergeben einen Brei, der klassisch im Schafsmagen serviert wird. Roland Dier wiegelt ab, denn so viele Schafsmägen wie es Haggis zu Burns-Nächten gibt, gibt es gar nicht. Auch ohne Schaf ist Haggis klassisch und nahrhaft.
Aber eben doch nur ein Bestandteil einer Feierlichkeit, die alljährlich um den Globus an einen schottischen Dichter erinnert, der nicht älter als 37 wurde und 1796 verstarb.
Franke fühlt sich als Schotte
Detlef Purucker ist Piper. Piper, so heißen die Dudelsackspieler in Schottland, und ja, Purucker fühlt sich als Schotte. Auch als Schotte, denn er ist ja auch noch Oberfranke aus Tambach. Doch wie schon mehrmals in der Zeit um den 25. Januar, den eigentlichen Geburtstag des schottischen Nationaldichters, ist er mit Whiskey und Dudelsack als Bereicherung beim Burns-Supper in Lichtenfels. Vor vielen Jahren erwuchs dieses Supper, dieses Abendessen also, aus den Bemühungen des Städtepartnerschaftskomitees/Sektion Prestwick.
Dort nämlich, in Prestwick, liegt die Partnerstadt von Lichtenfels.
Gemeinsame Zeremonie
40 Teilnehmer, so ungefähr und so alljährlich, kommen, um gemeinsam ein Gebet zu sprechen, zu essen, einer Zeremonie beizuwohnen, Gedichten zu lauschen. All das kultischer Bestandteil von Burns-Gedenken. Das Gebet ist ein Tischgebet und gemahnt daran, dass man das, was vor einem auf dem Teller liegt, schätzen sollte. "Denn manch einer möchte essen und kann nicht", heißt es in dieser kurzen von Burns verfassten Andacht. Und so war es dem Vorsitzenden des Komitees der Sektion Prestwick, Roland Dier, vorbehalten, all diese Dinge zu berücksichtigen, die eine "Burns'-Night" nun mal zu einer Burns-Nacht machen. Er sprach das Gebet und er trug den Haggis zeremoniell in stiller Würde vor sich her, um ihn aufzuschneiden und aus der Ummantelung zu lösen.
Das gemeinsame Amen klang sehr gälisch und Purucker spielte dazu eine schottische Weise; "eine von drei Hymnen". Denn die Schotten mögen geizig weil arm gewesen sein, aber reich an Hymnen. Wenig später erschallte auch das berühmte Scotland the brave. Musikalisch bietet so eine Burns-Nacht aber noch mehr, vor allem Gesangliches. Die Sistercity Singers nahmen sich nach dem Drei-Gänge-Menü klassischer schottischer Weisen wie "Ae Fond Kiss" oder "Green grows the rushes" an. Aber ergreifend gerät doch die gesungene schottische Beteuerung "Auld Lang Syne" ("Nehmt Abschied Brüder"), die eine so edle Melodie ist und die Teilnehmer gemahnt, einander nicht zu vergessen. Die Zukunft läge im Finstern, die Wiederkehr ist ungewiss und überhaupt macht einem das das Herz schwer. Doch man ruhe in Gottes Hand, gibt der Schotte zu bedenken, das mildert. Vor allem aber wendet er sich Humorigem zu.
Beim "Toast to the Lassies/Laddies" widmen sich die Geschlechter gegenseitig Spottverse.
Selbstverleugnung? Nein, er ist und bleibt Franke. Gerne. Nur: Schon als Kind habe er den Dudelsack spielen wollen. Erlernen konnte er es erst mit 35 Jahren, so Purucker, der im normalen Leben Gärtner ist. Dafür aber habe der Lehrer seines Dudelsacklehrers echte "Schotten an die Wand gespielt". Der Blick zum Staffelberg lasse ihn immer etwas Schottland hier erahnen. Aber ob er auch Schotte in Schottland sein möge? Purucker setzt ein eigenartiges Gesicht auf, so, als ob die Frage sich verböte. "Ja", seine Antwort und er wisse auch wieso: Weil dort alles etwas gemächlicher vonstatten geht. Er wünscht sich auf die Insel Islay, denn dort herrscht das andere Tempo und dort gibt es guten Whiskey. Und von dem hat er auch zu verstehen gelernt.