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Haft für nächtliche Beutezüge


Autor: Udo Güldner

Bamberg, Mittwoch, 05. Februar 2020

Das Landgericht verurteilte drei Einbrecher, die von Geiselwind aus auf der Jagd nach Zigaretten, Alkohol und Elektronik waren.
Bei ihren Beutezügen ging die Einbrecherbande teils recht rabiat zu Werke. Foto: sdecoret/Adobe Stock


Bis zu sechs Jahre müssen drei rumänische Mitglieder einer Einbrecherbande ins Gefängnis. Sie waren in nur zwei Wochen im März 2019 sieben Mal des Nachts in Tankstellen, Getränkemärkte, Lottogeschäfte und Elektrofachmärkte eingebrochen und hatten Beute im Gesamtwert von rund 71 000 Euro gemacht. Hauptsächlich hatten sie es auf Zigaretten, Unterhaltungselektronik und Alkohol abgesehen.

Diesmal klappt die Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden über Ländergrenzen hinweg. Die Kriminalpolizei in Schleswig-Holstein hat die Bande bereits im Auge. Deren Spur führt nach Geiselwind, wo sie sich in einem Hotel einquartierten. Von hier aus unternehmen sie ihre Beutezüge und werden nach einem Einbruch in einen Elektrofachmarkt in Burgebrach von der hiesigen Kripo beinahe auf frischer Tat ertappt. Weshalb ein Großteil des Diebesgutes - Smartphones, Laptops und Tablets - im Wert von rund 35 000 Euro gerettet werden kann.

Anders sieht es bei den Taten aus, die in der Woche zuvor begangen wurden. Die Glimmstängel, die in einer Tankstelle im oberbayerischen Kinsau nahe Landsberg am Lech entwendet wurden, bleiben ebenso verschwunden wie die Tabakwaren aus einer Tankstelle in Scheßlitz. Auch ein nächtlicher "Ausflug" in die Oberpfalz stand an. In einem Lottogeschäft in Grafenwöhr und in einem Getränkemarkt in Eschenbach packten sie Zigaretten und Schnaps ein.

Den größten Fang machten sie aber in einem Elektrofachmarkt in Grafenwöhr. Dort nutzten sie ein Baugerüst, um ins Innere zu gelangen und Smartphones mitzunehmen.

Die Aufgaben sind klar verteilt. Einer der Angeklagten wartet im Wagen, damit die Flucht möglichst schnell beginnen kann. Den Mercedes der B-Klasse eines Freundes, der ebenfalls in Verdacht geraten ist, zur Bande zu gehören, hat die Staatsanwaltschaft Bamberg zwischenzeitlich sicherstellen lassen. Mit dem Erlös aus der Notveräußerung wird ein Teil des Schadens wiedergutgemacht werden.

Sein Komplize - der Vorsitzende Richter Manfred Schmidt nennt ihn den "Mann fürs Grobe" - flext sich als krimineller Handwerker durch Metallwände oder nimmt schon einmal ein Brecheisen oder einen herumliegenden Gullydeckel zur Hand, um eine Fensterscheibe einzuwerfen. Er sei ja schließlich keine Frau, beteuert der Angeklagte, der davon profitiert, dass er als Erster die Einbruchserie gestanden hat. Im Laufe des Prozesses werden das seine "Arbeitskollegen" auch noch tun und dabei weitere "Mitarbeiter" nennen, auf die nun ebenfalls ein Strafverfahren wartet; wenn man ihrer denn habhaft wird.

Der Chef ist therapiebedürftig

Und dann gibt es da noch den Chef, der mit dem Funkgerät die ganze Aktion aus sicherer Entfernung steuert. Denn Smartphones können leichter geortet und abgehört werden. Ihm fallen frühere Verurteilungen auf die Füße, die zeigen, dass er das Geschäft schon länger betreibt. Das Amtsgericht Nürnberg und das Amtsgericht Neustadt am Rübenberge, das zum Landgericht Hannover gehört, hatten ihn bereits verurteilt.

Nach fünf Verhandlungstagen bekommt der Chef sechs Jahre. Da er während der Taten unter erheblichem Alkoholeinfluss stand, wird er auf Empfehlung Dr. Christoph Matterns, der eine Abhängigkeit diagnostiziert hat, in eine Entziehungsanstalt eingewiesen. Der psychiatrische Sachverständige aus Bayreuth hat eine Therapiedauer von eineinhalb bis zwei Jahren vorgeschlagen. "Damit tun wir uns als Gericht sehr schwer."

Der zweite Angeklagte, der Handlanger, muss für vier Jahre und drei Monate hinter Gittern, der Fahrer immerhin zwei Jahre und zehn Monate. Damit kann Rechtsanwältin Mareen Basler aus Bamberg, die den Einbruchspezialisten verteidigt hat, durchaus zufrieden sein. Von der Schutzbehauptung, er sei nur nach Deutschland gekommen, um sich ein Auto zu kaufen, lässt sich Richter Schmidt freilich nicht beeindrucken. "Sie sind ausschließlich für die Straftaten hierhergekommen. Es waren sicher auch nicht die ersten dieser Art."

Obwohl sich das Trio große Mühe gegeben hat, weder auf Überwachungsvideos aufzufallen noch Spuren in Form von Fingerabdrücken oder DNA-Material zurückzulassen, ist ihnen das nicht ganz gelungen. Von "erheblicher Unverfrorenheit" ist die Rede, weil die Bande sich Objekte an verkehrsreichen Straßen ausgesucht habe und mancherorts noch einmal zurückgekehrt sei, um den Plastiksack wiederum mit Zigarettenschachteln zu füllen.