Hacker sorgt für Anmelde-Chaos
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Donnerstag, 07. Januar 2016
Wer sich am Mittwoch online für den fünften Frankenwald-Wandermarathon anmelden wollte, dürfte erfolglos geblieben sein: Ein Hacker-Angriff legte die Seite lahm. Nun sollen die Teilnahmeplätze verlost werden.
Der Wecker war gestellt. Nichts sollte schiefgehen - schließlich hätte es im digitalen Wettrennen um einen Teilnahmeplatz auf jede Minute ankommen sollen. Es ging schief. Zwar saß Markus Franz pünktlich um 18 Uhr vor seinem Computer, um das Anmeldeformular für den inzwischen fünften Frankenwald-Wandermarathon online zu stellen, doch das interessierte die Homepage wenig. Der Geschäftsführer des Frankenwald-Tourismus-Service-Centers hatte ebenso wenig Zugriff auf die Seite wie eine Reihe von Wanderwilligen, die mit nervösen Fingern darauf warteten, ihre Daten eintragen zu dürfen.
Dass die Homepage des Wandermarathons Ziel eines Hacker-Angriffs wurde, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Er hätte es wohl für ähnlich wahrscheinlich gehalten wie die Chance, am 30. April die Bundeskanzlerin als Teilnehmerin zu begrüßen.
"In diesem Jahr wollten wir es eigentlich so handhaben, dass 400 der 550 Plätze nach der Reihenfolge der Anmeldungen vergeben werden", sagt Franz. Die restlichen 150 sollten dann anschließend ausgelost werden. Schon in den vergangenen Jahren sei die Nachfrage recht groß gewesen, sagt der 45-Jährige, der daher davon ausging, dass die Seite überlastet ist. "Hurra. Ihr habt es geschafft. Die Wandermarathon-Homepage ist gerade nicht erreichbar", lautete der daraufhin veröffentlichte Facebook-Post. Doch die Mundwinkel des hinzugefügten Smileys sollten sich im Laufe des Abends immer weiter nach unten senken.
Neues Anmeldeverfahren
Drei Stunden und einige Telefonate mit der Hostingfirma später stand der wahre Grund fest. "Irgendjemand hat unsere Seite dazu benutzt, Spam-Mails zu verschicken", erklärt Franz.
Mehrer 100 Zugriffe verzeichne die Seite pro Tag, ließ er sich von der Firma erklären. Durch die unfreiwillige Nutzung der Seite als Versender der unerwünschten Werbe-Nachrichten habe es jedoch gleich mehrere 10 000 Zugriffe gegeben.Erst mit einstündiger Verspätung gelang es Franz, das Formular hochzuladen. Sonderlich lange war es dort jedoch nicht zu finden, denn nur eine Viertelstunde später nahm die Hostingfirma die Seite vom Netz. "Rund 20 Mails mit Anmeldungen sind in dieser Zeit bei uns angekommen", sagt der 45-Jährige. Er bittet die Nutzer der Seite nicht nur für die Umstände um Entschuldigung, sondern auch darum, sich trotz einer Bestätigung noch einmal mit einer E-Mail an die Adresse mail@frankenwald-tourismus.de zu melden.
Denn wegen des Hacker-Angriffs wird vom alten Anmelde-Verfahren nun Abstand genommen. Die Namen aller, die sich bis zum Samstag, 16. Januar, per E-Mail mit Namen, Vornamen, Anschrift, Ort sowie - für ein Überraschungspaket - den Schuhgrößen der auf dem Formular Eingetragenen melden, sollen in einen großen Lostopf gegeben werden. Darin landen auch die Anmeldungen, die seit Donnerstagmittag wieder über die Homepage möglich sind. "Ich denke, dass das angesichts der Situation die für alle fairste Lösung ist", sagt Franz, der zwei- bis dreimal mehr Anmeldungen als zur Verfügung stehende Plätze erwartet.
Man werde dabei jedoch nicht "päpstlicher sein als der Papst": Familien müssten keine Angst haben, sich nicht geschlossen auf den ungefähr 43 Kilometer langen Kurs rund um Kulmbach begeben zu dürfen. Doch selbst wer bei der Verlosung leer ausgeht, braucht nicht auf dem Sofa schmollend die Füße hochzulegen. "Die Wanderung ist für jeden offen", erklärt Franz. "Wir brauchen die Anmeldungen aber, um die Verpflegung kalkulieren zu können." Gerade Einheimische bittet er daher zu überlegen, ihren Platz Wanderern zu überlassen, die eine weitere Anreise haben. Ob die Anmeldungen künftig wieder übers Internet laufen, steht noch in den digitalen Sternen. "Ein Facebook-Nutzer hat vorgeschlagen, es demnächst einfach wieder per Postkarte zu machen", sagt Franz. "Vielleicht machen wir das." Die Angst vor Hacker-Angriffen wäre damit jedenfalls sicher gebannt.