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Haare "verzopfen" die Becken


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Freitag, 24. April 2015

Ertüchtigung   In Eberns Kläranlage müssen defekte Teile ausgetauscht werden. Eine gebrochene Förderschnecke gab den Anstoß für den Einbau moderner Technik im Rechen- gebäude. Das kostet viel Geld.
Die moderne Sandwaschanlage wird derzeit installiert. Fotos: Ralf Kestel


von unserem Redaktionsmitglied Ralf Kestel

Ebern — Es muffelt und es zischt. Funken fliegen. Elektroschweißer bevölkern die Kläranlage nahe der Hetschingsmühle. Das Abwasser nimmt derzeit eine Umleitung. In dicken Kunstoff-Rohren wird das unwirtliche Gebräu an den Rechen vorbeigeleitet, die diverse Festteile, von der Reizwäsche bis zum Sandkorn, aus der Abwasserfracht herausholen.
Der Grund für diesen Bypass, der direkt ins nachgelagerte Sandfangbecken führt: Im Rechengebäude werden diverse Teile, die seit der Inbetriebnahme am 1. Juli 1997 rund um die Uhr im Einsatz waren, von einer Fachfirma ausgetauscht.
Schon im Februar 2014 kam es zu einem Defekt an der Förderschnecke am Sandseparator, wie Bauamtsleiter Martin Lang auf Anfrage mitteilte.
"Der Wellenbruch konnte durch den Bauhof notdürftig wieder behoben werden. Der Sandseparator scheidet den in der Abwasserfracht transportierten Sand aus dem Abwassersystem ab", so Lang.

Taucher schneiden Zöpfe ab

Bei dem Sandseparator handele es sich noch um das Originalbauteil aus Zeiten des Kläranlagenbaus, das seine Nutzungsdauer überschritten hatte.
Aufgrund dessen ist der Austausch durch eine moderne und effizientere Sandwaschanlage erforderlich. Des Weiteren, so Lang weiter, kam es in der Vergangenheit vermehrt zu Problemen durch "Verzopfungen im Anlagenbetrieb". Sowohl die Lüfterkerzen in den Belebungsbecken als auch das Nachklärbecken seien davon betroffen. Nur durch Abwassertaucher mit Mobilkran sei es möglich, die "Zöpfe" aus der Anlage wieder zu entfernen.
Ein Grund für die Verzopfungen sei die Wirkungsweise des bestehenden Feinrechens, der als Stufenrechen eingebaut wurde. Zudem habe der jetzige Feinrechen eine hohe Fließgeschwindigkeit im Bereich der Rechenstäbe.
Aus diesen Gründen halte die Anlage nicht genügend anorganische Stoffe und Haare zurück, die hauptsächlich für die sogenannten Verzopfungen verantwortlich seien.
Auch durch Verschleißerscheinungen mache der Feinrechen von 1997 nun Probleme.
Lang: "Aus diesen Gründen ist es notwendig, die beiden Einbauten im Rechengebäude der Kläranlage zu erneuern. Ein neuer Feinrechen und eine neue Sandwaschanlage tragen zur Verbesserung des Anlagenbetriebes bei." Der Austausch beider Bauteile führt bei den Herstellern zu einem Synergiepotenzial und zu Einsparungen in der Beschaffung, so Lang.

Kosten bis zu 90 000 Euro

Im Rahmen der Umbauarbeiten im Rechenbauwerk wurden Sandfang und Fettabscheider abgelassen und im Rahmen des Kläranlagenunterhaltes gereinigt. Die Kosten schätzt Lang auf 87 000 bis 90 000 Euro.
Insgesamt erforderten die Umbauarbeiten in der Kläranlage einen verstärkten Personaleinsatz auf der Kläranlage sowohl durch das Anlagenpersonal als auch durch den Bauhof Ebern.
"Ohne die tatkräftige Unterstützung des Bauhofs wäre die Umbaumaßnahme so nicht umsetzbar gewesen", so Lang.