Gut für Insekten und Wildtiere
Autor: Peter Groscurth
LKR Bamberg, Montag, 27. Juli 2015
Landwirtschaft Blühende Landschaften schafft die EU-Richtlinie zum "Greening" zwar noch nicht, doch Gräser und Blumen am Ackerrand im Landkreis Bamberg werden mehr. Jeder dritte Bauer fällt unter die neuen Vorschriften.
von unserem Redaktionsmitglied
Peter Groscurth
Bamberg — Auf den Fluren im Landkreis Bamberg tut sich etwas. Wo früher eher kahle Streifen entlang der Felder mit faden Gräsern ein Nischendasein hüteten, blühen heute Gelbsenf, Sonnenblumen, Luzerne oder Rotklee.
Schmetterlinge, Hummeln und Bienen fliegen dort umher, profitieren vom reichhaltigen Nahrungsangebot. Doch wer steckt hinter dieser neuen Blütenpracht? Erobert sich die Natur allmählich verloren gegangenes Terrain zurück? Leider nicht. Denn das Grün - oder neuhochdeutsch Greening - entstand aufgrund einer Initiative von einigen EU-Bürokraten, die wohl ihre Liebe zu Gräsern und Blumen entdeckt haben. Seit diesem Jahr gilt eine EU-Richtlinie, die die intensive Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen auflockern will. Das sogenannte Greening-Programm betrifft laut Bauernverband jeden dritten Landwirt.
Allein im Landkreis Bamberg werden über 40 000 Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt. Nun soll dank des Greenings hier auch neuer Raum für Insekten und Wildtiere geschaffen werden. Diese ökologischen Vorrangflächen erstrecken sich in Bayern auf einer Fläche von mehr als 237 000 Hektar - das entspricht etwa 350 000 Fußballfeldern.
"Dadurch schaffen die Landwirte einen großen Mehrwert für Natur und Umwelt", erklärt Werner Nützel, Geschäftsführer des Bauernverbandes Bamberg/Forchheim. Landwirt Peter Schlund aus Buttenheim ergänzt: "Durch die weniger intensiv betriebene Nutzung werden auch weniger Dünger oder Pflanzenschutzmittel eingesetzt.
Das soll auch die Qualität von Gewässern in der Region verbessern."
Wechselnde Fruchtfolgen
Außerdem würden durch wechselnde Fruchtfolgen auch die Böden entlastet und geschont. Schlund gefällt die Farbenpracht am Ackerrand. Am Rande eines seiner Zuckerrübenfelder herrscht eine enorme Farbenvielfalt. "Das ist optisch sehr gefällig und kommt gut an", fügt der stellvertretende Kreisobmann des Bauernverbandes an.
Vor allem für Bienen bieten die Greening-Flächen einen attraktiven Lebensraum. Die anderen Nützlinge, die in diesen Streifen leben, wie etwa Schwebfliegen, helfen zudem, Blattläuse in Schach zu halten. Ganz ohne Chemie! Zwar hätten Bauern auch bisher schon Umweltschutz betrieben, etwa im Rahmen des Kulturlandschafts programms. Doch durch das Greening-Programm soll das zusätzlich Schwung bekommen.
Volle Förderung
36 000 Landwirtschaftsbetriebe gibt es in Bayern - jeder dritte fällt unter die Greening-Richtlinie der EU. Denn nur wer die Vorgaben aus Brüssel umsetzt, erhält die volle Förderung von etwa 80 Euro pro Hektar im Jahr. Prüfteams der Landwirtschaftsämter nehmen derzeit stichprobenartig fünf Prozent der Betriebe unter die Lupe. Doch Pufferzonen entlang der Felder sind nur eine Möglichkeit, die das Greening den Landwirten bietet. Denn es gibt auch die Option des Einsatzes von Zwischenfrüchten. Diese werden nach der Ernte im Herbst gesät und sie schützen den Boden den Winter über vor Erosion und bauen Humus auf.
Daneben können auch Eiweißpflanzen wie Ackerbohnen ausgebracht werden, die dann Stickstoff im Boden binden.
Fazit: Das Greening schafft wohl rasch eine größere Vielfalt beim Anbau von Feldfrüchten sowie die Bereitstellung von ökologischen Vorrangflächen auf Ackerland. Ein echter Pluspunkt, auch wenn bei einigen Landwirten noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss, da sie lieber weiter effizient wirtschaften und Erträge erzielen möchten.