Grundschüler erhalten Einblick in ein jahrhundertealtes Handwerk
Autor: Karl-Heinz Hofmann
Stockheim, Sonntag, 26. März 2017
Zauberei ist es nicht - auch wenn es so aussieht. Denn wenn Glasbläser Rolf Krautwurst aus einem Glasstab in einigen Sekunden eine Glaskugel formt und diese...
Zauberei ist es nicht - auch wenn es so aussieht. Denn wenn Glasbläser Rolf Krautwurst aus einem Glasstab in einigen Sekunden eine Glaskugel formt und diese glasklare Kugel dann auch noch vor ebenso leuchtenden wie großen Augen der Schüler versilbert, dürften enige der jungen Zuschauer eher an Harry Potter und Co. denken, als an ein Handwerk. Doch er kommt ohne Zauberkräfte aus, versicherte Krautwurst.
Der Glasbläser aus Sonneberg demonstierte an der Grundschule in Stockheim die Kunst des Glasblasens. Die siebenjährige Stella dürfte ihre erste Glaskugel blasen und lernte, wie Glas entsteht. Der Glasbläser hat in der thüringischen Stadt Lauscha die Kunst des Glasblasens von der Pike auf gelernt - und seine Künste faszinieren die Kinder.
Mit Spannung verfolgten diese, wie der Glas-Künstler aus einfachen Glasstäben nicht nur Kugeln für den Weihnachtsbaum formte, sondern wie er daraus auch schmucke Blumenvasen und Tierfiguren kreierte.
Flüssig wie Bienenhonig
Dabei erklärte Krautwurst genau wie er vorgeht. Zunächst brauche er neben Rohglasstäben, einen Gasbrenner, denn große Hitze bis zu 1500 Grad ist Voraussetzung, um Glas weich zu bekommen. Und dann ist das Ganze sogar so leicht, dass die siebenjährige Stella vor den Augen ihrer beeindruckten Mitschüler sogar selbst eine Glaskugel blasen kann. Dafür gab es kräftigen Sonderapplaus. Aber auch der Glasbläser selbst holte sich immer wieder großen Beifall wenn er nach Sekunden wieder eine schöne Figur aus Glas geformt vorzeigen konnte. Wenn das Glas heiß genug ist, lässt es sich ziehen wie ein Kaugummi, es ist weich und flüssig wie Bienenhonig. Daher gibt es extra Werkzeuge mit denen in der Glasmanufaktur gearbeitet wird. Zum Beispiel wird das Glas aus dem großen Ofen mit einer Glasbläserpfeife geholt und es gibt spezielle Glasschneider und Glaszangen. Nach dieser beeindrucken Unterrichtsstunde für die Erst- und Zweitklässler zog Krautwurst weiter zum Schulgebäude in Reitsch, wo nochmals rund 60 Schüler der dritten und vierten Klassen auf die zauberhafte Vorführung warteten.
Rektorin Astrid Kestel freute sich, den Meister eines jahrhundertealten Handwerks begrüßen zu können und dankte für seine Bereitschaft, den Kindern Einblick in diese Handwerkskunst zu geben.
Die Schule macht so einen Exkurs allerdings nicht nur zum Vergnügen, er passt auch zu den Zielen und Kompetenzen, die der Lehrplan fordert. Im Bereich Technik und Kultur geht es nämlich unter anderem darum, die handwerkliche Fertigung mit der industriellen Produktion zu vergleichen. Die Viertklässler werden daher bald eine Führung durch die Wiegand-Glasfabrik unternehmen, wo Millionen Flaschen in vollautomatischer Fertigung auf großen Maschinen hergestellt werden. So könnten die Kinder gut den Kontrast sehen die handwerkliche und mit der vollautomatischen Produktion vergleichen, sagte Kestel.