"Grünes Mäntelchen genügt nicht"
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Dienstag, 28. August 2018
Der heiße Sommer macht den Klimawandel, ein Kernthema der Grünen, förmlich spürbar. Lisa Badum, MdB aus Forchheim, kritisiert die Klimapolitik in Forchheim und Berlin - und sagt, warum es dennoch eine gute Nachricht gibt.
Die Grüne Bundestagsabgeordnete Lisa Badum scheut sich nicht, drastische Bilder zu wählen, um vor den Folgen des Klimawandels zu warnen. Der Regierung wirft die Forchheimer Politikerin vor, klimapolitisch dem Untergang entgegenzusteuern. Und der magere Beitrag zur Klimawende in ihrer Heimatstadt Forchheim sei zum Verzweifeln, sagt Lisa Badum im Interview mit unserer Zeitung. Leiden Sie in diesem heißen Sommer besonders, weil Sie permanent vom Wetter an eine mögliche Katastrophe erinnert werden? Lisa Badum: Da bin ich nicht die einzige. Seit Juli ist quer durch die Medien davon zu lesen und zu hören. Wir spüren den Klimawandel. Sogar in den Feuerwehren ist davon die Rede, dass sie sich anders aufstellen müssen wegen des Wassermangels. All das sind Zeichen: Die Gesellschaft hat es kapiert. Wir Grünen haben es zwar schon immer gesagt, aber wenn man es dann sieht und spürt, dann ist es ein besonderer Schrecken.
Was erschreckt Sie? Im August war immer auch eine Schlechtwetterzeit, solange ich mich erinnern kann. Aber heuer war es überall in Europa gleich heiß, egal ob man in Deutschland war oder in Griechenland. Erschreckend ist, dass es immer noch Stimmen gibt, etwa beim Bayerischen Bauernverband, die noch Gegenargumente anführen. Aber leider gibt es zwei offensichtliche Trends, die nicht mehr zu leugnen sind. Erstens die extreme Dürre und zweitens: Extreme, eher kurze Niederschläge, die vom Boden nicht richtig aufgenommen werden können und die daher nicht verwertbar sind.
Bei Ihrer Bundestagsrede zur Klimapolitik vom 30. Juni war das Plenum mindestens zu Vier-Fünfteln leer. Haben Sie den Eindruck, dass sich der Bundestag selbst nicht so recht für die Klimapolitik interessiert? Das ist leider das Fachpolitiker-Syndrom. Der Bundestag ist voll, wenn Frau Merkel eine Regierungserklärung abgibt oder wenn es eine aktuelle Stunde zu einem Thema gibt. Aber nicht, wenn ein Fachpolitiker spricht. Aber ich hoffe, dass wir das Plenum auch noch bei diesem Thema voll kriegen.
Setzen Sie sich auch mit Regierungsmitgliedern über das Klima-Thema auseinander? Minister sind vielleicht einmal im Jahr im Ausschuss, sie sind kaum greifbar, sie haben wenig Zeit, das zieht sich durch. Und wenn du selbst sprichst, bleiben dir gerade zwei oder drei Minuten, um deine These zu vertreten. Hinzu kommt, dass Peter Altmaier, der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, auch begrifflich schwer greifbar ist. Altmaier ist beispielsweise gegen eine CO2-Abgabe. Doch er sagt einfach, er sei nur aktuell gegen diese Abgabe. Es ist schwierig, Regierungsmitglieder zu fassen zu kriegen. Daher macht es mehr Sinn, mit Mitarbeitern aus der zweiten Reihe zu reden.