Druckartikel: Großes Lob vom Forstdirektor für den Vogelbeerbaum

Großes Lob vom Forstdirektor für den Vogelbeerbaum


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Mittwoch, 04. November 2015

Kreis Kronach — Die Vogelbeere ist eine geschätzte Baumart des Frankenwaldes, erklärt Forstdirektor Michael Schneider, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft u...
So wie hier am Rande der B 85 bei Neukenroth Richtung Pressig, wird der Vogelbeerbaum auch heute gerne noch als Schmuck- und vielseitiger Nutzbaum angepflanzt. Foto: K.- H. Hofmann


Kreis Kronach — Die Vogelbeere ist eine geschätzte Baumart des Frankenwaldes, erklärt Forstdirektor Michael Schneider, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach (AELF). Er informiert über die engen ökologischen Beziehungen zwischen Vogelarten und fruchttragenden Bäumen und Sträuchern. Anlass ist das Waldnaturschutzjahr, weil die Vogelbeere große Bedeutung hat, auch als Anbau der Füllfläche infolge der Waldlücken durch den Sturm Kyrill 2007, so Schneider. Außerdem gehörte die Vogelbeere früher zur Volksmedizin. Auch wenn sich immer noch hartnäckig das Gerücht hält, Vogelbeeren sei giftig, so ist dies - laut Schneider - nicht richtig. Tatsächlich seien Vogelbeeren aufgrund ihres hohen Vitamin- C-Gehalts sehr gesund.
Forstdirektor Schneider: "Keine andere Baumart hat in den vergangenen Jahren einen solchen Wandel in ihrer waldbaulichen, ökologischen und auch ökonomischen Bedeutung erfahren wie die Vogelbeere. Die Besucher des Waldes wie auch die Betrachter von Hecken und Einzelbäumen an den Straßen faszinieren die bunten Blätter und die roten Früchte."
Die Bezeichnung Vogelbeere sei sehr alt und weit verbreitet. Die Beeren würden tatsächlich von rund 63 Vogelarten gefressen und der Samen werde auch von ihnen verbreitet. Die bekanntesten Vogelarten wie Wacholderdrossel, Amsel, Rotkehlchen, Sperling, Dompfaff, Grünfink, Buchfink seien häufig auch im Garten anzutreffen. Im Winter gesellten sich die seltenere Rotdrossel und die Seidenschwänze als nordische Wintergäste dazu. Die Vogelbeere sei nach der Eiszeit sehr früh eingewandert. Und Schneider weiter: "Sie ist eine Baumart des kühlen und feuchten Klimas und bildet die nördliche Baumgrenze. Sie besitzt wohl das größte Verbreitungsareal. Die Gattung umfasst mehr als 80 Arten, vom Strauch bis zum Baum. Die kleinen Blüten im Frühjahr locken Insekten an, die die Bestäubung durchführen. Die meisten unserer wichtigen Waldbäume werden ausschließlich vom Wind bestäubt. Die roten Früchte haben einen unangenehmen Geschmack. Er stammt vom hohen Gehalt an Apfelsäure, Gerbstoffen und der Parasorbinsäure. Daneben enthalten sie bis zu 13 Prozent Zucker und haben einen höheren Vitamin-C-Gehalt als Zitronen."
"Im Frankenwald ist die Vogelbeere bis in die höchsten Lagen verbreitet", erklärt der Forstdirektor. Eine Besonderheit zeichne sie aus: "Die Zweige enthalten unter der glatten Rinde Chlorophyll und können auch bereits vor dem Laubausbruch assimilieren (Photosynthese)." Die Vogelbeere stelle zwar keine großen Ansprüche an den Boden, sie zeige aber eine Vorliebe für humusreiche Böden. Sie gedeiht aber auch auf nährstoffarmen, bodensauren Standorten, auf Hochmooren oder auf Kalk-standorten. Als Vorwald- und Pionierbaumart sei die Eberesche - so wird die Vogelbeere wegen ihrer Blätter auch bezeichnet - für Frostlagen, Freilagen, Schutthalden und Moorränder bestens geeignet. Da sie wenig konkurrenzstark ist, bedränge sie später die Hauptbestockung wenig. Sie ersetze die Streu rasch und gut. Und: "Das Laub enthält relativ viel Kalk und Phosphor. Es trägt wesentlich dazu bei, das Bodenleben und den Humuszustand dort entscheidend zu verbessern, wo unsere sauren Böden durch Luftschadstoffe zusätzlich negativ beeinflusst wurden." eh