Druckartikel: Großer Einsatz für Wanderer

Großer Einsatz für Wanderer


Autor: Klaus Klaschka

Neufang, Montag, 19. Oktober 2015

Projekt  Es kostete zwei Jahre intensive Arbeit und 900 000 Euro: Der Frankenwald ist nun aber die erste zertifizierte Wanderregion in Bayern.
Theresa Alex und Björn Stumpf erläuterten die insgesamt 40 Kriterien, die für die Zertifizierung erfüllt werden mussten. Fotos: Klaus Klaschka


von unserem Mitarbeiter Klaus Klaschka

Neufang — Wandern im Frankenwald zu jeder Jahreszeit - dieses Angebot ist jetzt zertifiziert. Das bedeutet: Die Wege sind in Schuss und klar ausgeschildert, Orte für die Rast sind genügend vorhanden und ebenso Unterkünfte. Und sollte sich jemand mal den Knöchel verknacksen, ist auch für Hilfe gesorgt. Zwei Jahre lang haben der Naturpark Frankenwald, der Frankenwaldverein und das Frankenwald Tourismus Service Center zusammengearbeitet, um alle Kriterien für eine Zertifizierung zu erfüllen.
Das Qualitätssiegel des Deutschen Wanderverbands "Qualitätsregion Wanderbares Deutschland" wurde dem Frankenwald bereits am 4. September bei der "Tour Natur" in Düsseldorf, der größten deutschen Wandermesse, angeheftet. In Bayern ist der Frankenwald die erste Region mit dieser Qualifizierung. Das wurde am Freitagabend im Feststoudl Neufang gefeiert.
Einzelne Abschnitte der insgesamt 242 Kilometer langen Wanderstrecken im und um den gesamten Frankenwald sind Anfang Oktober bereits offiziell in Betrieb genommen worden. Das gesamte Wanderwege-Netz hat der Extremwanderer Thorsten Hoyer vom 3. bis 9. Oktober, also in sieben Tagen, durchquert - im Durchschnitt also fast 35 Kilometer am Tag.
Eigentlich ist die komplette Umrundung des Frankenwalds auf diesem "Frankenwaldsteig" in 13 Tagesetappen vorbereitet. Der Weg verläuft von Ludwigsstadt ganz im Norden über Kronach bis Kulmbach und Wirsberg im Süden, dann wieder nach Norden bis an Thüringen heran bei Blankenstein und schließlich entlang dem ehemaligen Grenzverlauf nach Westen.
Doch man muss nicht unbedingt die ganze Tour machen. Am langen Frankensteig wurden auch 32 "Frankenwaldsteigla" hergerichtet: Halbtages- und Tages-Rundtouren zwischen acht und 18 Kilometern Länge und mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden - für Geübte wie auch für Anfänger.
Auf die Bedürfnisse von Wanderern eingestellt bieten mehr als 45 ebenfalls zertifizierte Gastgeber entlang der Wege nicht nur Rast oder Übernachtung, sondern auch Vesperpakete für unterwegs.
Es gibt zudem Angebote wie zum Beispiel "Wandern ohne Gepäck" oder zu ausgesuchten Erlebnissen, etwa zu einem Bierseminar oder zur Pralinen- beziehungsweise Glasherstellung - und das auch geführt. 35 Wan derführer wurden hierfür ausgebildet.
Doch es geht auch ohne Führung. Entweder mit herkömmlichen Streckenplänen (die gibt es ab Ende Oktober druckfrisch) oder ganz aktuell mit Karten mit QR-Code-System für Smartphones.


Steig und Steigla

Den Frankenwaldsteig und die einzelnen Steigla gibt es auch im Internet interaktiv und digitalisiert. Man kann sich also schon zu Hause das gesamte Angebot anschauen und sich die passenden Einzelstrecken auswählen - inklusive der Längen, Schwierigkeitsgrade, Sehenswürdigkeiten am Weg und Raststätten.
Träger des Gesamtprojektes ist der Landkreis Kronach. Landrat Oswald Marr nannte die Zahlen: Veranschlagt wurden vor gut zwei Jahren Gesamtkosten von 1,18 Millionen Euro. Tatsächlich wurden aber nur 900 000 Euro verbraucht. Das Geld floss unter anderem für Übersichtstafeln und Wegemarkierungen sowie für die Schulung von Gastgebern. Den "dicksten Batzen" verbrauchten aber das Marketing und die Werbung: 380 000 Euro. Denn "damit es los geht", stellte der Landrat fest. Auch künftig müsse man intensiv in die Werbung gehen.
Finanziert wird das Gesamtprojekt durch die EU-Leader-Förderung, die Oberfranken- und die Sparkassenstiftung sowie die Landkreise Kronach, Kulmbach und Hof. Verwirklicht wurde das Vorhaben aber vor allem durch ehrenamtliches Engagement.
10 000 Arbeitsstunden wurden von Mitgliedern des Frankenwaldvereins "aufgeschrieben", wie dessen Vorsitzender Dieter Frank berichtete. Tatsächlich seien es aber viel mehr gewesen. Frank wies auch darauf hin, dass das Projekt nicht abgeschlossen sei. Die Wege und Markierungen müssten von den Kommunen erhalten werden. Er erhofft sich dafür Unterstützung durch die Landkreise.
Welchen Aufwand man betreiben musste, bis man alle Kriterien für die Zertifizierung erfüllen konnte, das stellten Theresa Alex und Björn Stumpf am Festabend in Neufang auf Schautafeln dar. 40 strenge Kriterien waren haargenau zu erfüllen. Ein Trampelpfad durch die Gegend, ein paar Wegweiser, dann ein fränkisches "bassd scho" waren bei Weitem nicht genug.
Das Zertifikat gilt zunächst für drei Jahre. Weitere Informationen über den Frankenwaldsteig und die Frankenwaldsteigla gibt es unter www.wandern-im-frankenwald.de und www.frankenwaldsteig.de.