Großartige Stimmen erklangen
Autor: Klaus Werner
Bad Bocklet, Freitag, 27. Dezember 2019
"Sound of Music" präsentierte Melodien aus Musical und Operette sowie Chansons im Bad Bockleter Kursaal.
Einen facettenreichen Einblick in die musikalische Vielfalt von Musical, Operette und Chanson erlebten rund 180 begeisterte Gäste im Kursaal von Bad Bocklet. Verantwortlich für diesen unterhaltsamen Musikgenuss war der Dreiklang aus Julia Leser (Sopran), David Krahl (Bariton) und Dominik Heidl am Klavier.
Virtuoses Klavierspiel
Eine weiße Gartenbank, ein kleines Gartentischchen und ein Flügel - mehr war auf der Bühne des Kursaals nicht erforderlich, denn das Übrige für einen gelungenen Konzertabend hatten die drei jugendlich wirkenden Künstler dabei: großartig ausgebildete Stimmen, die ohne Verstärkung den Saal erfüllten, virtuoses Klavierspiel mit eigener Note, ein stilübergreifendes Programm mit hoher Publikumsnähe, sparsame, aber ausdrucksstarke Performance und vor allem den besonderen Charme, dass ihnen Singen und Musizieren Freude macht und sie diese Freude mit anderen teilen wollen.
Die gebürtige Schweinfurterin Julia Leser begeisterte sich bereits in jungen Jahren für das Singen, gehörte unter anderem dem Fränkischen Kinderchor der Musikschule Hammelburg an und ging über die Bad Königshofer Berufsfachschule für Musik an die Musikakademie Wiesbaden. Mittlerweile studiert die Sopranistin am Mozarteum in Salzburg.
Erfahrungen gesammelt
David Krahl studiert noch an der Musikakademie Wiesbaden, sammelte aber schon Erfahrungen in vielen Produktionen und debütierte unter anderem in der Rolle des "Papageno" oder in der Kammeroper "Vom Ende der Unschuld". Darüber hinaus ist er begeisterter Chorsänger und dirigiert mehrere Chöre. Der erst 22-jährige Dominik Heidl begeisterte sich von Kindheit an für Klavier und Musik. Nach der Berufsfachschule für Musik in Plattling führte es ihn ebenfalls an die Wiesbadener Musikakademie, wo er nicht nur zum "Pianisten der Spitzenklasse" - so der Pressetenor - ausgebildet wurde, sondern sich auch dem Komponieren widmete und musikwissenschaftlich aktiv ist.
Hochkarätig besetzt war somit die musikalische Seite des Konzerts mit wunderschönen Soli und berührenden Duetten. Die Virtuosität der Akteure sowie deren Spielfreude spiegelte sich nicht nur in der Begeisterung des Publikums, sondern auch im ausgewählten Programm wider, das ein "Best-of" bekannter Melodien des 20. Jahrhunderts war.
Kraftvoll und warm
Leonard Bernstein legte mit dem Solo "I feel pretty" aus der West Side Story nicht nur den Grundstock für den Konzertabend, sondern war noch mit den Duetten "One hand, one heart" (West Side Story), "Oh happy we" (Candide) und "How can you say" (Trouble in Tahiti) vertreten. Schon bei dieser Auswahl zeigte sich die kraftvolle Kopfstimme von Julia Leser musicaltauglich und nuancenreich und offenbarte eine warme Klangfarbe, die auch in anderen Stücken zum Vorschein kam. Auch David Krahl bewies schon bei den ersten Stücken seine volltönende, vielseitige Baritonstimme, die den Glanz des Tenors ebenso einschloss wie die Würde der Bassstimme.
Aus der Musical-Schublade hatten die drei Akteure neben Bernstein auch "Weil ich weiß, in der Straße wohnst du" und "Ohne dich" (My fair Lady) oder "Stars" und "I dreamed a dream" (Les Miserables) ausgewählt. Die Leichtigkeit der Operette war dagegen mit "Als der Herrgott Mai gemacht" ("Im weißen Rössl") oder mit "Ich hol dir vom Himmel das Blau" ("Die lustige Witwe") oder mit dem weinseligen "Schwipslied" ("Eine Nacht in Venedig") vertreten. Musikalischen Sprachwitz bejubelten die Gäste bei "I bought me a cat" von Aaron Copland und Georg Kreislers "Tigerfest", aufmerksam und nachdenklich lauschten sie Bodo Wartkes Balladen "90 Grad" und "La le li lo lu" oder Reinhard Meys Chanson "Gib mir Musik" - alles gekonnt präsentiert und virtuos begleitet auf den Tasten. Die begeisterten Besucher honorierten nicht nur die einzelnen Stücke mit herzlichem Applaus, sondern bedankten sich abschließend mit "Standing Ovations" für einen musikalisch-erfrischenden Abend.