Grenzgänger und Brückenbauer
Autor: Günther Geiling
Breitbrunn, Sonntag, 21. Juli 2019
Die Tradition der Feldgeschworenen wird im Landkreis Haßberge hoch gehalten. Landrat Wilhelm Schneider lobt den ehrenamtlichen Einsatz der Siebener für die Gemeinschaft. Trotz Digitalisierung bleibt deren Wissen und Können unverzichtbar.
Breitbrunn — "Als Landrat freue ich mich sehr, dass das wichtige und alte Ehrenamt der Feldgeschworenen bei uns im Landkreis Haßberge nach wie vor so lebendig ist und in hohen Ehren gehalten wird", sagte Landrat Wilhelm Schneider beim Kreis-siebenertag in Breitbrunn. Die Feldgeschworenen seien als Hüter der Grenzen wichtiger Pfeiler in unseren Gemeinden.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst, den Pfarrerin Susanne Wittmann-Schlechtweg und Diakon Joachim Stapf unter das Motto "Grenzgänger - Brückenbauer" gesellt hatten, begann der Traditionstag der Siebener. Joachim Stapf wies darauf hin, dass es immer wieder schwierige Situation gebe und man Brücken von Mensch zu Mensch bauen müsse. Auch Jesus Christus sei Grenzgänger und Brückenbauer gewesen.
Grenzen überwinden
Pfarrerin Susanne Wittmann-Schlechtweg meinte, dass Gerechtigkeit oft an Grenzen stoße. Oft seien wir auch unfair, wenn jemand aufbreche, Grenzen zu überwinden. "Wir Menschen haben Grenzen, vielleicht sogar Granitbrocken in uns. Sie heißen Eitelkeit oder auch Selbstbewusstsein. Oft ist es der eigene Stolz, der Grenzen aufbaut und keine Brücken bauen lässt."
Mit einem Festzug ging es von der Kirche zum Festzelt, wo der Kreisobmann der Feldgeschworenen, Adolf Müller mehr als 60 Prozent der 1087 Feldgeschworenen aus dem Landkreis begrüßen konnte und zahlreiche Ehrengäste, darunter Ehrensiebener Albert Meyer. Bürgermeisterin Gertrud Bühl stellte in ihrem Grußwort die Gemeinde Breitbrunn vor, wo die Flurbereinigung abgeschlossen sei. Ziel sei es nun, Glasfaser in jedes Haus zu bringen. Die Feldgeschworenen seien Hüter der Grenzen und leisteten das älteste Ehrenamt, das trotz Digitalisierung Zukunft habe.
Seit dem 13. Jahrhundert
Landrat Wilhelm Schneider beglückwünschte den VfR Hermannsberg-Breitbrunn als Ausrichter des Festes zu seinem 70. Jubiläum und bedankte sich für die Gastfreundschaft. Er spannte dann den Bogen zu den Feldgeschworenen, die eine unverzichtbare Aufgabe übernähmen, wenn es um den eigenen Grund und Boden gehe. "Das ist heute nicht anders als im 13. Jahrhundert, als dieses Ehrenamt bei uns in Franken entstanden ist".
Die Feldgeschworenen hätten eine wichtige Mittlerfunktion zwischen den Behörden und dem Bürger und seien wichtige Partner der Vermessungsämter. "Trotz aller digitaler Messtechniken, die es mittlerweile gibt, ist ihre Arbeit unverzichtbar. Sie helfen bei der Vermessung mit, sichern und bewahren Grenzsteine und markieren Grundstücksgrenzen - sichtbar und unsichtbar. Diese Aufgabe erfordert nicht nur ausgezeichnete Ortskenntnisse, sondern ein großes Maß an Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl."
Der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel (CSU) sprach von der größten Siebener-Vereinigung weltweit; Bayern sei eines der wenigen Länder, das die Vermessung noch nicht privatisiert habe. "Wir stehen zu unserer Vermessungsverwaltung."