Druckartikel: Grauer Beton wurde bunt

Grauer Beton wurde bunt


Autor: Christian Dreßel

, Sonntag, 24. Sept. 2017

In das Bahn-Wartehäuschen wollte sich gar keiner mehr stellen, weil es so hässlich grau war. Das hat sich nun geändert. Die Jugendpflege kümmerte sich um den Bahnhof in Meeder - mit Pinseln und Farbe.


"Wir wollen zeigen, dass die Jugendpflege ihre Projekte abschließt", erklärt Annemarie Schlosser, ihres Zeichens Jugendpflegerin der Gemeinde Meeder, am Rande eines Arbeitseinsatzes am Meederer Bahnhof. Bereits vor vier Jahren gab es konkrete Pläne, dieses eintönige Areal zu verschönern; damals noch unter Schlossers Vorgänger Benni Westphal.


Objekt des Anstoßes

Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Josef Brunner (SPD) wurden innerhalb der Jugendpflege Möglichkeiten ausgelotet, das Bahnhofsgelände auf Vordermann zu bringen.
Mit den Lösungsvorschlägen ging man letztendlich auch auf die Deutsche Bahn (DB) zu. Neben dem Wunsch nach Fahrradständern und einem Getränkeautomaten war vor allem das graue Betonhaus Objekt des Anstoßes.
Zudem verwies Brunner 2013 auf ein eklatantes "Sicherheitsproblem". Da der Bereich des Ein- und Ausstieges in einer leichten Kurve liegt, kommt es in der Tat zu einer teils besorgniserregenden Lücke zwischen Bahnsteig und Schienen. Allerdings ist diese Lücke aus Sicht der Bahn nicht groß genug.
DB-Angestellte Heike Steinhoff äußerte hierzu, dass das Spaltmaß noch im rechtlichen Rahmen liege. Nachdem Brunner und Jugendpfleger Benni Westphal jeweils durch Nachfolger ersetzt worden waren, lag das Thema "schönerer Bahnhof" zudem erst mal auf Eis.


Neues Leben

Nun hauchte die jetzige Jugendpflegerin Annemarie Schlosser dem Projekt aber wieder neues Leben ein: Im Rahmen eines Jugendtreffs konnten die Heranwachsenden ihre eigenen Ideen für ein Modell einbringen. Eine Nachbildung des Betonhauses aus Pappe war schließlich mit allerhand Farben und einem aufregenden Design verziert und fungierte am Samstag, dem Tag des Arbeitseinsatzes, als Muster. Fünf Jugendliche - im Alter von elf bis 15 Jahren - waren zusammen mit Schlosser mehrere Stunden bei der Aktion beschäftigt. Sie bemalten das Betonhaus nach ihren eigenen Vorschlägen mit Farben, die von der Deutschen Bahn gesponsert wurden.
Unter den Kindern war auch Leonhard Ehrmann, der von seinen Eltern auf das Projekt aufmerksam gemacht worden war. Zwar hat er noch nie einen Jugendtreff besucht, doch beim Verschönern des Bahnhofsgeländes wollte er unbedingt dabei sein. Schließlich wartet er hier fast täglich auf seinen Zug in Richtung Coburg, da er die 5. Klasse des Gymnasiums Alexandrinum besucht. "Hier warten mit mir ungefähr zehn Leute Tag für Tag auf ihren Zug, jeder steht da. Keiner hat sich bisher in das Betonhaus gesetzt, das ist einfach nicht schön", meint der Schüler.


Erst der Anfang

Doch das ist nun vorbei, das ehemals triste Betonhauses erstrahlt nun in bunten Farben. Die weiteren Anliegen der Jugendlichen, wie Fahrradständer und Getränkeautomat, will Schlosser demnächst noch mit der Gemeindeverwaltung besprechen. Die Jugendpflegerin ist sichtlich stolz darauf, dass das Projekt "schönerer Bahnhof" nicht im Sande verlaufen ist.