Gößweinsteiner diskutieren über die Zukunft ihrer Marktgemeinde
Autor: Thomas Weichert
Gößweinstein, Mittwoch, 15. Februar 2017
Vor sieben Jahren hat der Würzburger Städteplaner Hartmut Holl ein städtebauliches Entwicklungskonzept für Gößweinstein erstellt, das seitdem mehr oder weni...
Vor sieben Jahren hat der Würzburger Städteplaner Hartmut Holl ein städtebauliches Entwicklungskonzept für Gößweinstein erstellt, das seitdem mehr oder weniger in der Schublade im Rathaus schlummert.
Damals war die Euphorie in der Bevölkerung groß und es wurden zahlreiche Arbeitskreise gegründet, um das Ortsbild zu verbessern. Vor allem der Marktplatz in Gößweinstein stand in diesem Zusammenhang im Fokus.
Leerstände in der Ortsmitte
Während der Sondersitzung des Marktgemeinderats kam man nun wieder auf Holls Expertise zurück.Baudirektor Günther Neuberger von der Regierung von Oberfranken meinte, dass bestimmte Bereiche des damaligen Entwicklungskonzepts bis heute nicht erschöpfend behandelt worden sind; vor allem, was die Leerstände in der Ortsmitte und den Marktplatz betrifft. Neuberger riet, das Entwicklungskonzept nun auch auf den Bereich des Hallenbads auszuweiten, um auch dafür Zuschüsse aus Mitteln der Städtebauförderung bekommen zu können.
Die Städtebauförderung sei ein sehr komplexes Thema, so Neuberger. Während der Diskussion, ob das Rathaus nun in den Gasthof "Rose" am Marktplatz verlegt werden soll und ob es dafür Fördermittel gibt, sei man darauf gestoßen, dass es noch weitere Leerstände in Gößweinstein gäbe. Alle, auch die Regierung, seien sich einig darin, dass man in Gößweinstein etwas Tolles schaffen könne; zum Beispiel einen Veranstaltungsraum, der auch für den Tourismus was bringt. Oder eine Begegnungsstätte für Junge und Ältere, für Einheimische und Flüchtlinge. Zudem habe man zu wenig Beherbergungsbetriebe in Gößweinstein.
Neuberger riet daher, das vorhandene Entwicklungskonzept zu aktualisieren. Ein weiterer wesentlicher Punkt sei auch das Parken in Gößweinstein. Es gebe schlicht zu wenige innerörtlichen Parkflächen. Neuberger bat die Räte, alles noch einmal zu überdenken - anstatt einen Schnellschuss zu machen. Er hielt unmissverständlich fest, dass ein Rathausneubau nicht gefördert wird, da dies eine Pflichtaufgabe der Gemeinde sei. Schaffe man aber gleichzeitig eine Einrichtung für Sozialschwache, altere oder auch junge Leute oder auch zur sozialen Integration von Flüchtlingen, gebe es dafür einen 90-prozentigen Zuschuss. "Wenn wir was fördern, muss das Konzept gut sein", stellte Neuberger weiter fest. Und je besser das Konzept sei, je leichter käme man an Fördergelder.
Als großes Ziel der Städtebauförderung nannte der Regierungsbaudirektor die Stärkung der Ortsmitte. Würde das Rathaus nicht in die "Rose" gebaut, sondern ein Ort der Begegnung, täte man sich mit der Förderung außerdem viel leichter.
Aussicht auf Fördermittel
Marktgemeinderat Jürgen Kränzlein (SPD) erinnerte daran, dass der Marktrat einem Umzug des Rathauses in die "Rose" deshalb zugestimmt hatte, weil es dafür hohe Fördermittel gebe. Von Neuberger wollte Kränzlein wissen, ob auch ein Verein Zuschüsse für eine Begegnungsstätte bekäme. "Vom Grundsatz her ja", antwortete Neuberger. Er empfahl, den Umgriff des städtebaulichen Entwicklungskonzepts zu vergrößern. Marktgemeinderat Georg Lang (CSU) riet, den Vitalitätscheck des Wirtschaftsbands A9-Fränkische Schweiz bezüglich der Leerstände mit zu verwenden.
Neuberger fragte Lang, ob es dieser nicht für sinnvoll halte, den Verkehr weitestgehend aus dem Ort herauszubringen. "Ich bin mir nicht sicher ob die Umgehung richtig ist, weil dann alle daran vorbei fahren", sagte Neuberger für seinen Teil. Für Lang jedoch ist die Frage entscheidend, welchen Verkehr man im Ort haben will.
Jetzt komme man wieder mit etwas Neuem daher, einem Ort der Begegnung, kritisierte Georg Bauernschmidt (SPD). Er fragte sich auch, wer das alles finanzieren soll. Kränzlein verwies darauf, dass sich der Gemeinderat schon seit 1978 mit dem Rathaus beschäftigt.
Am Ende der Diskussion war man im Gößweinsteiner Rat dann allerdings so schlau wie zuvor. Einige der Zuhörer verließen daher ziemlich enttäuscht den Sitzungssaal.