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Gibt es eine Alternative für Zell?


Autor: Klaus Schmitt

Zell am Ebersberg, Dienstag, 27. Mai 2014

Widerstand  Der Protest im Knetzgauer Gemeindeteil gegen das geplante Tierheim ist größer als erwartet. Bei einer Informationsveranstaltung sprachen sich rund 200 Bürger gegen den Standort auf dem Areal einer alten Gärtnerei aus. Sie favorisieren ein Grundstück am Umspannwerk/A70.



von unserem Redaktionsmitglied 
klaus schmitt

Zell/Kreis Haßberge — Er hatte keinen leichten Stand: Der neue Landrat des Kreises Haßberge, Wilhelm Schneider (CSU), sah sich mit heftigem Widerstand konfrontiert, als er am Montagabend in Zell versuchte, den am Ortsrand von Zell geplanten Bau des neuen Tierheims für den Landkreis zu erklären und die Bürger davon zu überzeugen. Es gelang ihm und seinen Mitstreitern aus dem Landratsamt (mit dem Veterinäramt) nicht. Die Zeller, zumindest jene 200, die an der Informationsveranstaltung teilnahmen, wollen kein Tierheim auf dem geplanten Standort haben. Zu nahe am Ort (rund 300 Meter zu den ersten Anwesen), argumentierten sie. Wie geht's weiter? Der Landrat schlug vor, in den nächsten acht Wochen nach anderen Standorten zu suchen und sie zu prüfen. Die Hoffnung ist allerdings gering, denn drei Jahre Suche haben bisher zu keinem Erfolg geführt. Und wenn sich auch diesmal keine Alternative findet, dann will der Landkreis vermutlich an dem Gelände der alten Gärtnerei vor Zell festhalten.
Es herrschte eine aufgeladene Stimmung am Montagabend im Sportheim des TSV Zell. Die Emotionen kochten rasch hoch. Die Redner, Landrat Wilhelm Schneider, Thomas Albert (Abteilungsleiter am Landratsamt) sowie Markus Menn und Simone Nowak (Veterinäre am Landratsamt), hatten Mühe, sich Gehör zu verschaffen.

Lösung muss her

Ihre Kernaussagen. Der Kreis Haßberge braucht dringend ein Tierheim, nachdem die bisherige Unterkunft in Haßfurt 2010 geschlossen werden musste. Seither ist die Fundtierbetreuung nicht geregelt. Zeitweise übernahm sie die Tierschutzinitiative Haßberge auf einem Privatgelände provisorisch. Die Organisation würde das künftige Tierheim betreiben.
Wilhelm Schneider und seine Kollegen machten deutlich, dass das Problem drängt. Eine Lösung müsse her. Der Standort in Zell wäre bestens geeignet.
Warum sind die Zeller so vehement gegen ein Tierheim 300 Meter außerhalb ihres Ortes? Es sind zwei Gründe, die manche Bürger auf die Palme bringen.
Erstens wurde ihnen versprochen, dass sie rechtzeitig in die Planungen einbezogen werden. Sie wurden zwar am Montagabend umfassend informiert, inzwischen sind aber Fakten geschaffen worden (Grundstückskauf und Beschluss zum Bau im Kreistag). "Sie haben den zweiten Schritt vor dem ersten getan", schimpfte ein Diskussionsteilnehmer im Sportheim.
Zweitens halten viele Zeller den Standort auf dem Gelände der alten Gärtnerei für zu nahe am Ort. Sie befürchten Lärmbelästigungen durch Hundegebell.
Zu dem Zeitplan erläuterte Landrat Wilhelm Schneider, dass Eile beim Kauf des Grundstücks geboten gewesen sei, um die Chance nicht zu vertun. Dem Bau des Tierheims auf dem Areal bei Zell stimmte der Haßberge-Kreistag Ende April bei einem Gegenvotum zu. Auch alle Kreisräte aus der Gemeinde Knetzgau, die an der Sitzung teilgenommen hatten, stimmten dafür. Einzig der Rentweinsdorfer Kreisrat und Bürgermeister Willy Sendelbeck votierte gegen das Projekt; ihm ging es aber nicht um die Standortfrage.
Der Gemeinde- und Kreisrat Mark Zehe (CSU) sah trotz des Kaufs und des Beschlusses die Informationsveranstaltung als "noch ergebnisoffen" an. Wenn nicht, "dann kann ich mir solche Veranstaltungen schenken".
Hauptargument gegen den geplanten Standort ist die Nähe zu Zell. "Niemand ist gegen ein Tierheim", sagte der Zeller Gemeinderat Willi Fuß. Die Zeller seien nur gegen den Standort. "Warum 300 Meter vor der Haustür?", fragte sein Sohn Oliver Fuß. "Der Standort ist zu nahe", hieß es mehrfach.
Landrat Wilhelm Schneider und seine Kollegen konnten argumentieren, wie sie wollten. Sie kamen nicht durch. Das Tierheim werde für maximal zwölf Hunde angelegt, erklärte Tierärztin Simone Nowak, und der Hundetrakt liege auf der vom Dorf abgewandten Seite (in Richtung Autobahn). Zwischen Hundetrakt und Dorf lägen das Hauptgebäude und der Katzentrakt. Die Hunde seien nur kurze Zeit im Tierheim, erklärte sie. Mit ihnen werde gearbeitet, und sie würden sozialisiert. Zwinger gebe es nicht, und nachts kämen sie alle ins Gebäudeinnere - alles Bedingungen, die das Bellen reduzieren.
"Wir sind bemüht, dass es niemanden beeinträchtigt", versprach ihr Kollege Markus Menn. "Die Details sind geregelt" und würden in einem Bescheid festgeschrieben.
Landrat Schneider versicherte: "Alle gesetzlichen Auflagen werden eingehalten. Sie können sicher sein: Wenn das Tierheim einmal steht, werden die meisten von Ihnen einverstanden sein. Wir bauen hier ein Tierheim, kein Atomkraftwerk."
Es nutzte alles nichts. Die Zeller im Sportheim ließen sich nicht überzeugen, und sie rangen dem Landrat den Kompromiss ab, dass nach einem anderen Standort gesucht wird. Wilhelm Schneider lenkte ein und versprach: "Wenn ein Alternativ-Grundstück zeitnah da ist, dann werden wir dies gerne prüfen." Als zeitnah gab er acht Wochen maximal an.

Alternative an der Autobahn?

Die Zeller machten einen Vorschlag: Sie brachten ein Grundstück in Richtung Knetzgau neben der Autobahn und dem Umspannwerk ins Gespräch. Das ist zwar schon untersucht und für nicht geeignet befunden worden, wie Schneider sagte, aber die Zeller sehen das anders. Dieses Areal der Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung wäre knapp einen Kilometer von Zell entfernt.
Was passiert, wenn kein Alternativ-Grundstück gefunden wird? Dann richtet sich der Blick wohl auf das Gärtnerei-Gelände. Der Landrat: Ein Tierheim wäre dort "rechtlich ohne Probleme machbar. Jetzt warten wir die nächsten Wochen ab."