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Gesunde Eier vom glücklichen Huhn


Autor: Katharina Müller-Sanke

Kasendorf, Mittwoch, 31. August 2016

Bei der Produktion von Eiern geht es humaner zu. Das betonen die Bauern im Landkreis.
Hans-Peter Kolbs Hühner in ihrem Stall. Bald soll ein zweiter dazukommen. Fotos: Katharina Müller-Sanke


"Die Kunden haben einen hohen Anspruch, aber billig soll es auch sein," sagt Hans-Peter Kolb von den Kasendorfer Frischeiern und bringt es damit auf den Punkt - das Dilemma, in dem die Landwirtschaft steckt.
In kaum einem Nachbarland werden Lebensmittel derart billig angeboten wie bei uns. Der Sektor ist hart umkämpft. Doch wo immer billiger produziert wird, da überrascht es Viele nicht, wenn es früher oder später zum Lebensmittelskandal kommt.
Das Drama um Bayern-Ei hat einige Verbraucher aufgerüttelt und die Eier-Branche gleichzeitig arg gebeutelt. 2014 hatte es den weitverbreiteten Salmonellenausbruch gegeben. Unabhängig davon sind in den letzten Jahren die gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Hühnerhaltung angepasst und angehoben worden.
Käfighaltung gehört damit der Vergangenheit an. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, Wilfried Löwinger, sieht diese Faktoren als mit dafür ausschlaggebend für den Eier-Boom an, den es derzeit im Landkreis Kulmbach gibt. "Es sind unternehmerische Entscheidungen jedes einzelnen Landwirts, worauf er setzt. Im Moment ist das Thema Eier eines, auf das tatsächliche mehrere Betriebe setzen." Und zwar nicht einfach auf Eier, sondern die Landwirte scheinen dem Tierwohl und der Qualität einen besonderen Stellenwert einzuräumen.
Landwirt Rösch in Rugendorf hat erst einen neuen größeren Stall gebaut. Er lässt seine fleißigen gefiederten Mitarbeiterinnen darin Bio-Eier legen. Der Lindauer Hühnerhof produziert Eier nach Bioland-Maßstab und auch in Katschenreuth wird seit einiger Zeit nicht nur Biomasthuhn produziert, sondern es werden auch Bio-Eier gelegt. In See bei Trebgast hat Michael Grampp seine Milchviehhaltung aufgegeben und hat auch auf Hühnerhaltung umgesattelt. Und auch in Kasendorf wird gebaut.
Die Firma Kasendorfer Fri scheier macht sich fit für die Zukunft und hat hinter den bisherigen Stall noch ein zweites Gebäude gestellt. Theoretisch und nach gesetzlichen Vorgaben hätten hier fast 25 000 Hühner auf zwei Stockwerken Platz.
Doch Hans-Peter Kolb will auch im konventionellen Bereich dem Tierwohl hohen Stellenwert einräumen. "Obwohl es überhaupt nicht Standard ist, kaufen wir die Küken schon einen Tag nach dem Schlüpfen. Wir ziehen sie selbst auf. So fühlen sie sich hier heimisch," betont Kolb. Er hat seinen Hennen einen neuen Freilaufstall gebaut. Vier Quadratmeter pro Huhn müsste er ihnen im Außenbereich zugestehen. "Wir sind da rund 20 Prozent drüber!", bestätigt Kolb. "Innen und außen." Damit sich Besucher auch von den Zuständen im Stall überzeugen können, hat er Besucherplattformen eingerichtet. Durch große Fenster können die Tiere beobachtet werden. "Transparenz ist für uns höchstes Gebot," sagt Kolb.
Dass wir Verbraucher wissen, was auf unseren Tellern landet, dass wir über die Zustände in den Ställen Bescheid wissen und dass wir die Lebensmittel, für die Tiere gearbeitet haben und gestorben sind, auch wertschätzen, dafür ist regionale und tierwohlfokussierte Haltung die beste Voraussetzung. Davon seien die Landwirte in unserer Region überzeugt. Bei den Hühnerhaltern verkaufen und vermarkten die meisten ihre Produkte in der Region. Vielleicht lohnt es sich, beim nächsten Einkauf darauf zu achten.
Das Landratsamt Kulmbach teilt mit, dass die Zahl der Menschen steigt, die sich nicht mehr auf die Aussagen der Lebensmittelindustrie verlassen wollen. Zumindest halten sich immer mehr Menschen selbst zu Hause Hühner. Von den insgesamt 729 Legehennenbeständen im Landkreis haben nur zehn Halter mehr als 100 Hühner. Bei den Masthühnchen hat sogar nur einer von 84 Betrieben mehr als 100 Hühner. Insgesamt gibt es im Landkreis gut 61 000 Legehennen. Mit den neuen Ställen werden es bald noch einige mehr.