Gesucht: Schwangere mit Forscherlust
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Montag, 14. Februar 2022
Studie Maria Kuhn sagt der Wochenbettdepression den Kampf an. Wer gerade ein Baby erwartet, kann ihr dabei helfen. Von Christiane Lehmann
Stimmungsschwankungen, Babyblues oder Wochenbettdepression. Viele junge Mütter sind davon betroffen. Acht von 100 Frauen erleiden eine sogenannte postpartale Depression. Maria Kuhn, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Coburg, erforscht in ihrer Doktorarbeit, welche Techniken zur Selbstfürsorge den Betroffenen helfen können, eine Wochenbettdepression zu verhindern oder besser damit umzugehen. Dazu hat sie eine App entwickelt, die die Frauen vor und nach der Geburt begleitet und wichtige Hilfestellung gibt.
"Als ich in meinen ersten Recherchen zu dem Thema die Prävalenzen zu Wochenbettdepression gelesen habe, war ich schockiert. In dieser besonderen Zeit im Leben einer jungen Familie, einer Mutter, eines Vaters und eines neugeborenen Kindes erkrankt fast jede zehnte Frau an einer Depression. Ich dachte, das möchte ich ändern und ein Programm für diese Frauen entwickeln. Und dann kam die Pandemie - ein zusätzlicher Faktor!", beschreibt die junge Frau ihre Motivation.
Seit wenigen Tagen können sich Interessierte für die Studie registrieren lassen (unter meba-studie.de). "Wir sind auf der Suche nach 350 schwangeren Frauen, im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, die ihren ersten Wohnsitz in Bayern haben. Sie sollten noch nicht in der 30. Schwangerschaftswoche sein. Aber es ist egal, ob sie mit ihrem ersten Kind schwanger sind oder mit ihrem dritten Kind. Und es ist auch egal, ob sie Zwillinge erwartet oder eine Vorerkrankung hat. Die Themen, die in dieser Studie behandelt werden, sind für alle Frauen wichtig. Zudem sollten sie eine E-Mail-Adresse haben und ein internetfähiges Endgerät besitzen. Wir haben für die Studie eine App entwickelt, die genutzt werden soll", erklärt Maria Kuhn.
Frühzeitig sensibilisieren
Das Ziel der Studie ist es, werdende Mütter schon frühzeitig zu sensibilisieren, um im Wochenbett gegen Stimmungskrisen oder gar depressive Verstimmungen gewappnet zu sein. "Im Gegensatz zu vielen anderen Programmen, die es auch als App gibt, soll es hier nicht um ihr Baby allein gehen, sondern vielmehr um die Mütter, um ihre Gefühle, um ihre Bedürfnisse und Wünsche. Mit dem Fokus auf ihrem Wohlbefinden und ihrer Gesundheit sollen sie für die Zeit nach der Geburt stark gemacht werden", erläutert Maria Kuhn.
Viele Frauen erleben einige Wochen nach der Geburt eine Wochenbettdepression. Wie viele Frauen diese erleben, ist nicht bekannt. "Die Studie soll auch darüber Auskunft geben und helfen, dass diese Frauen sich nicht verstecken müssen, sondern Hilfe in Anspruch nehmen können", sagt die Doktorandin.
Maria Kuhn möchte den Zusammenhang zwischen der Gesundheitsförderung von Schwangeren und Frauen im Wochenbett und der Entwicklung einer psychischen Erkrankung herausfinden.