Gerührt voll Dank und Freude ...
Autor: Manfred Welker
Weisendorf, Freitag, 01. April 2016
Ein seltenes Zeitdokument stellt der Patendankbrief von Johann Zeilinger aus dem Jahr 1916 dar.
Die Zeiten ändern sich - und damit auch die Gebräuche rund um Ereignisse wie die Konfirmation. So etwas wie den Patendankbrief aus dem Jahr 1916, von dem hier die Rede ist, ist heute nur schwer vorstellbar - die meisten Konfirmanden werden es bei einem Anruf oder einer SMS bewenden lassen.
Nach dem Täufling war der Pate oder Taufzeuge die wichtigste Person bei einer Taufe. Umgangssprachlich wurde häufig die Redewendung benutzt, dass der Pate oder die Patin das Kind "aus der Taufe gehoben" hätte. Auch die Bezeichnungen Taufdot oder Duter wird in alten Kirchenbüchern verwandt.
Das erste Geschenk, das der Täufling von seinem Paten erhielt, war ein "Dutengeldbeutel", in dem sich einige Geldstücke befanden.
Dieser wurde meist von den Eltern verwahrt.
Zu Weihnachten bekam das Patenkind häufig einen mit Zuckerglasur dekorierten, gebackenen sogenannten "Marzipanreiter", eine Tüte Plätzchen oder einen Pelzmärtel aus Schokolade. An Ostern konnte es sich stets über einen Osterhasen und gefärbte Ostereier freuen. Zu den Präsenten der Paten zählte auch ein Kakaobecher bzw. Kaffeekelch, sowie ein Porzellanteller mit der Aufschrift "Von meinem Pathen".
In den Klassen 1 bis 3 erteilten die Lehrer den Religionsunterricht. Ab der 4. Klasse erfolgte die religiöse Unterweisung der Kinder durch den Pfarrer. Von der 6. Klasse an wurden die Schüler auf die Konfirmation durch die "Christenlehre" vorbereitet. In der 6. Klasse wurden sie als Präparanden bezeichnet, in der 7. Klasse dann als Konfirmanden.
Der Unterricht begann nach den so genannten "Kartoffelferien" im Herbst, in denen die Kinder ihre Eltern beim Einbringen der Kartoffelernte unterstützten mussten. Der Unterricht dauerte bei beiden Jahrgängen bis Ostern.
Am Sonntag vor der Konfirmation mussten sich die Kinder der Konfirmanden-Prüfung stellen. Sie hatten vor der versammelten Gemeinde Zeugnis über ihren Konfirmanden-Unterricht abzulegen. Die Kinder waren natürlich sehr aufgeregt, denn niemand konnte ahnen, welcher Bibelspruch oder Liedvers aufgesagt werden musste.
Vor der Konfirmation überreichten die Kinder auch ihren Patendankbrief an ihre Paten und bedankten sich damit für die Begleitung seit der Taufe.
Der Patendankbrief von Johann Zeilinger enthält auf dem Straminpapier, umrankt von Blättern und Blüten, die gestickte Schrift: "Zur Konfirmation im Kriegsjahr Apr. 1916. Gott schütze Euch u.
Eure Lieben." Im Zentrum auf einem weißen Papier ist ein Druck des Letzten Abendmahls nach Leonardo da Vinci aufgeklebt. Darunter befindet sich handschriftlich der Dank an den Paten in Sütterlinschrift (siehe Box).
Die Konfirmationsfeier in Weisendorf mit Pfarrer Andreas Remshard (1912-1935) wurde in der Kirche mit einem Gottesdienst begangen. Im Anschluss an die kirchliche Feier wurden die Konfirmanden für das gemeinsame Konfirmationsbild an der Kirchenmauer aufgereiht. Nach Hause zurückgekehrt, gab es ein mittägliches Festessen mit Braten und Klößen. Um 14 Uhr wurde in der Kirche eine Nachfeier mit einem kurzen Gottesdienst abgehalten. Dabei wurde jedem Konfirmanden der jeweilige Konfirmationsspruch vorgelesen und dann auf einem gedruckten Blatt überreicht.
Am Nachmittag gab es Kaffee und Kuchen im Kreise der Familie. Wichtig für die Kinder war natürlich das Patengeschenk.
Die Buben erhielten eine Taschenuhr, ihre erste eigene Uhr überhaupt, sowie ein Gesangbuch. Die Mädchen konnten ebenfalls ein Gesangbuch und eine Armbanduhr in Empfang nehmen. Die Kindheit ging mit der Konfirmation und der Entlassung aus der Volksschule langsam zu Ende, der Ernst des Lebens begann. Mit der Konfirmation endeten üblicherweise auch die Geschenke der Paten an die Kinder.