Druckartikel: Genuss pur aus nur drei Zutaten

Genuss pur aus nur drei Zutaten


Autor: Stefanie Gleixner

Rauhenebrach, Donnerstag, 01. August 2019

Hanna Schuster hat aus den Vereinigten Staaten eine hierzulande exotische Sirup-Variante mit natürlichen Aromen nach Untersteinbach mitgebracht. Aus Früchten, Essig und Zucker stellt sie nach einem 200 Jahre alten Rezept "Shrub" her. Wir haben gekostet.
Hanna Schuster brachte 2012 das Shrub-Rezept aus Amerika mit und produziert seitdem in ihrer eigenen Manufaktur. Fotos: Stefanie Gleixner


Stefanie Gleixner Ein leichter Essiggeruch steigt in die Nase, wenn man vor dem Haus von "Schusters Spezialitäten" steht. Nicht unangenehm und trotzdem vordergründig. Im Laden dann steht man vor vielen Fläschchen mit gelber oder roter Flüssigkeit. "Shrub!", steht auf jeder von ihnen. Klingt irgendwie nach Putzmittel. Aber weit gefehlt!

"Shrub ist eine Mischung aus Sirup und Essig und kommt ursprünglich aus Amerika", erklärt Hanna Schuster. Sie hat das unbekannte Getränk aus Übersee mitgebracht in ihre Heimat Rauhenebrach. "Ich war für ein Auslandssemester in Amerika und habe dort Shrub kennengelernt", sagt Hanna Schuster. Ihr hat es geschmeckt, und so kam sie auf die Idee, diese Getränkeart mit nach Deutschland zu bringen.

Aromen aus der Frucht

Die Lebensmitteltechnologin hat experimentiert und ausprobiert, wie sie die drei Zutaten von Shrub am besten miteinander verbindet. Früchte, Bio-Apfelessig und Zucker sind die einzigen Inhaltsstoffe, das Rezept ist uralt, und der Name hat arabischen Ursprung. "Die natürlichen Aromen kommen alle direkt aus der Frucht", erklärt Hanna Schuster.

2015 hat sie in Untersteinbach eine Halle und die gläserne Manufaktur gebaut. Gläsern, weil man durch das Fenster sowohl von außen, als auch vom Laden aus in den Herstellungsraum blicken kann.

Die gesamte Produktion findet im Steigerwald statt. Vier Frauen arbeiten täglich an der Produktion, im Verkauf und der Verpackung und Versendung der Waren. Denn nicht nur in der Manufaktur kann der Shrub gekauft werden. "Wir haben auch einen Onlineshop und vertreiben viel über Wiederverkäufer", sagt Hanna Schuster. Bis nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz werden die Shrubs aktuell verkauft. Und auch Fernost hat angeklopft.

In nur vier Jahren mit der Firma so bekannt und erfolgreich zu sein, das kommt nicht von ungefähr: Die Schusters sind häufig auf Messen präsent. "Das Besondere ist, dass wir alles selbst machen und regionale Früchte verwenden", so Schuster. Die Früchte stammen teilweise sogar aus eigenem Anbau.

Sobald sie geerntet sind, werden sie vier bis acht Wochen in Essig eingelegt, dann abgepresst und mit Zucker heiß abgefüllt. Danach wird die Flasche etikettiert und in den Laden gestellt oder für den Versand vorbereitet. Alles findet in der Manufaktur statt.

20 Sorten

Und auch die Entwicklung der Sorten findet hier statt. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung dauert es im besten Fall vier Monate. Es kann aber auch ein Jahr dauern, wenn die Früchte, die für den Shrub gebraucht werden, erst wieder im nächsten Jahr geerntet werden können. Es muss also gut geplant werden, damit die Sorten für das ganze Jahr reichen, denn nachproduzieren geht nicht.

20 verschiedene hat Hanna Schuster mittlerweile im Angebot. "Himbeer ist der klassische Shrub. Die Amerikaner verwenden ihn als Getränk", sagt Hanna Schuster. Mit eiskaltem Wasser aufgegossen, ist er der perfekte Limonadenersatz. Und gesünder noch dazu. Das Wasser muss eiskalt sein, damit das Essigaroma verfliegt.

"Bei einem Mischverhältnis von eins zu zehn ist die Limonade sogar kalorienarm", sagt Schuster. Neben den Klassikern wie Himbeer, Heidelbeer/Himbeer, Quitte und Apfel gibt es auch exotische Varianten wie Rote Zwiebeln und Knoblauch. Der Lieblingsshrub von Hanna Schuster: Rosmarin-Zitrone.

Ihre neueste Kreation "Wacholder & friends" hat eine richtige Entstehungsgeschichte. Hanna Schuster trinkt sehr gerne Gin. Durch ihre Schwangerschaft muss sie auf den Genuss erst einmal verzichten und hat sich so etwas ausgedacht: "Ich habe geschaut, was im Gin alles enthalten ist und daraus dann einen Shrub gemacht." Ohne Alkohol selbstverständlich. Aber der Geschmack ist ähnlich.

"Es ist anfangs schwer sich vorzustellen, was Shrub ist und wie man es benutzt", sagt Hanna Schuster. Sie muss viel Aufklärungsarbeit leisten, die man am besten mit einer Verkostung verbindet. Jeder Besucher in der gläsernen Manufaktur kann die Sorten verkosten und sich so davon überzeugen.

Sogar für den Salat

"Jeder der überzeugt ist, kommt wieder", weiß Hanna Schuster aus Erfahrung. Jeder verbindet die Sorten mit etwas anderem. Der eine genießt Himbeere lieber als Limonade, der andere lieber als Salatdressing." Denn als Dressing kann man den Shrub auch verwenden. So nutzen ihn die Deutschen am liebsten. Möglicherweise liegt es am Essig. Knoblauch, rote Zwiebel und Bärlauch sind die Klassischer.

In Deutschland ist Hanna Schuster nach ihren Worten die einzige, die Shrub herstellt. "Das finde ich cool, dass das keiner macht", sagt die 30-Jährige. Mit ihrer Begeisterung steckt sie immer mehr Leute an. 28 000 Shrubs produziert sie mittlerweile pro Jahr. "Ich kann hier alles selber machen. Ich pflücke die Früchte, fülle selber ab, hab den direkten Kundenkontakt und stehe zu dem, was ich mache." Wer sich selbst von dem Geschmack der Shrubs überzeugen möchte, kann dies in der gläsernen Manufaktur im Steigerwald tun. www.schusters-shrub.de