Gemeinsam Lösungen finden
Autor: Markus Klein
Debring, Donnerstag, 23. Januar 2020
Bernd Fricke, Landratskandidat der Grünen, stellt im Interview seine Ideen vor - und lässt dabei kein gutes Haar an Johann Kalb.
Bei den Anti-Atomkraft-Demos in den 80er-Jahren standen sich Bernd Fricke (Grüne) als Demonstrant und Thilo Wagner (FW) als Polizist noch gegenüber. Nun arbeiten sie als Zweiter und Erster Bürgermeister gemeinsam im Rathaus von Stegaurach. Die Geschichte beschreibt zum einen, warum Fricke anfing, sich politisch zu engagieren und nun Landrat werden will. Zum anderen zeigt sie ein Leitmotiv seiner Politik: "Ich will Leute zusammenbringen, die diskutieren, auch wenn sie unterschiedlicher Meinung sind. Ihnen die Ängste nehmen, die Kräfte bündeln und gemeinsam etwas erreichen", sagt der Psychologe im Interview mit FT-Redaktionsleiter Michael Memmel im Gasthof Müller in Debring.
Das Studium führte den 61-jährigen gebürtigen Münchner vor 40 Jahren in den Bamberger Landkreis. Wurde der engagierte Grüne damals noch mit Skepsis beäugt, hat sich seitdem viel verändert: Die Themen Klima und Umwelt sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und weil seine Partei sich bereits seit über 30 Jahren damit beschäftigt, gelte sie als kompetent und erlebe nun einen Höhenflug, schätzt der Vater von drei Töchtern und Opa von fünf Enkeln. Vor allem für die folgenden Generationen will Fricke Politik machen, "denn das Zeitfenster, wo wir noch etwas bewegen können, ist ziemlich eng".
Zwar habe der Langstreckenläufer (57 Marathons) und Langzeit-Kommunalpolitiker (seit 30 Jahren) auch schon ans Aufhören gedacht - "und wenn wir einen guten Anführer im Landkreis hätten, würde ich auch aufhören". Doch von der Politik des amtierenden Landrats Johann Kalb (CSU) hält Fricke nicht viel.
Das sagt der Grüne Landratskandidat...
...über Johann Kalb: "Mein Eindruck ist, dass er sein Amt rein repräsentativ versteht". Kalb ließe sich auf vielen Festen blicken, habe aber keine Visionen und sei nicht bereit, hart an den großen Themen zu arbeiten.
...zum ÖPNV: Dass es fast ebensoviele Autos wie Einwohner im Landkreis gibt, "ist ein Beleg für einen ganz schlechten ÖPNV". Seit 20 Jahren sei klar, dass etwas getan werden müsse. "Aber mehr als ein paar Mitfahrbänke ist nicht passiert".
Fricke will unter anderem kurzfristig ein 365-Euro-Jahresticket und langfristig kostenlose Nutzung erreichen. Außerdem mehr Linien mit besserer Taktung. Dreh- und Angelpunkt sei ein Regionalen Omnibusbahnhof (ROB) in Bamberg. Damit bis nach dem Bahnausbau - also bis mindestens 2031 - zu warten, sei nicht hinnehmbar. Hier fordert Fricke eine "Task-Force der politischen Schwergewichte aus der Region", die sich um Gespräche mit der Deutschen Bahn bemüht.