Gemeinheiten und etwas Gerechtigkeit
Autor: Marco Meißner
Kronach, Dienstag, 12. Mai 2015
von unserem Redaktionsmitglied Marco Meissner S o mancher Autofahrer hat schon geflucht, wenn er mit sechs, sieben Stundenkilometern "drüber" geblitzt wurde, dann aber ein Raser g...
von unserem Redaktionsmitglied
Marco Meissner
S o mancher Autofahrer hat schon geflucht, wenn er mit sechs, sieben Stundenkilometern "drüber" geblitzt wurde, dann aber ein Raser grinsend - und ohne "Beweisfoto" - mit 140 an ihm vorbeigezogen ist. Und wer kennt nicht den Ärger über das Knöllchen, weil man fünf Minuten zu spät dran ist, wo andere tags darauf stundenlang ohne Parkschein - und ohne Strafe - stehen. Gemein! Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Gibt es denn keinen Verkehrsgott?
Aber irgendwann gleicht sich alles aus. Zum Beispiel, wenn ein Radler-Duo bierselig mit dem Fläschchen in der Hand durch die Kronacher Innenstadt trampelt. Erst mal vom Gehsteig herunter - ohne Blick für die Autofahrer, die an der Einmündung in die Eisen steigen müssen.
Dann geht's wieder auf den Gehsteig rauf - die Fußgänger dürfen fast Bocksprünge machen -, ehe ein Reflextest für die Autofahrer in der Schwedenstraße folgt. Dort geht die Fahrt weiter - entgegen der vorgeschriebenen Richtung. Die Radler bahnen sich munter, lebensmüde und vor allem unbehelligt ihren Weg durch die Stadt.
Bei der Kreuzung an der "Frischen Quelle" meldet sich die Gerechtigkeit dann aber doch noch zu Wort. Fluchend sitze ich im Wagen, als ich die Radfahrer im Rückspiegel kommen sehe. Fast bis auf Anschlag geht's an den Bordstein. Da darf keiner mehr dazwischen passen, sonst ist die Delle garantiert. Aber was stört's die beiden, so lange es einen Gehsteig gibt? Beinahe über die Füße eines Passanten führt die Radtour weiter über den Fußgängerüberweg.
Auf der anderen Seite fährt einer zurück auf den Gehsteig, der andere schert unvermittelt vor den Autos auf die Straße ein. Bremsen! Schon wieder!
Doch endlich hat das Schicksal ein Einsehen. Ein blaues Blitzen. Das erste Auto, das rechts an der Ampel steht, ist eine Polizeistreife. Meine Mundwinkel heben sich. Ich verspüre Schadenfreude. Eigentlich gemein. Andererseits: Sekunden zuvor hatten die beiden auch ein breites Grinsen aufgesetzt, als sie die Leute fast umgefahren hatten. Von daher ist gemein heute auch irgendwie gerecht.