Gemeindeschiff mit Flüssiggas
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Gundelsheim, Sonntag, 01. Sept. 2019
Die 50. Kirchweih in Gundelsheim war ein Fest voller Dankbarkeit für das Vergangene und Zuversicht für die Zukunft. Erzbischof Ludwig Schick machte Mut zum Neuaufbruch.
Marion Krüger-Hundrup Kreuzfahrtschiffe stehen bei Umweltbewegten nicht in einem guten Ruf. Weil diese riesigen Pötte belastende Emissionen ausstoßen. Ganz anders dagegen der Ozeandampfer in Gundelsheim: Die katholische Pfarrkirche "Sieben Schmerzen Mariens", die architektonisch an einen solchen erinnert, schippert umweltfreundlich durch das Häusermeer. Sozusagen mit Flüssiggas, wie sich Gäste aus Nah und Fern am gestrigen Sonntag selbst überzeugen konnten: Das 50. Jubiläum der Kirchenweihe war angesagt.
Ein fröhliches Fest ohne Misstöne oder Qualmwolken aus den Schiffsschloten. Dafür eine schwungvolle Bugwelle, die in die Zukunft schwappt: "Nehmt Neuland unter den Pflug und sät nicht in die Dornen!" zitierte Erzbischof Ludwig Schick den biblischen Propheten Jeremia. "Nehmt die Zukunft in den Blick und schenkt für den Neuaufbruch Stärkung!"
Keine langen Reden
Zum Festgottesdienst erschien das Gotteshaus für die zahllosen Besucher fast zu klein. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Kirche "jung geblieben ist bei 50 Jahren", wie Bürgermeister Jonas Merzbacher (SPD) in seinem Grußwort feststellte. Das kommunale Oberhaupt nannte drei Wünsche, die er der jubilierenden Pfarrgemeinde auf ihrem künftigen Weg mitgeben wolle: "Ich wünsche einen Glauben, der begeistert und beflügelt, Menschen, die etwas bewegen und eine Kirche, die nicht zu lange dauert und immer eine gute Botschaft hat." Was Erzbischof Schick zu der launigen Replik veranlasste: "Herr Bürgermeister, es ist gut, dass sie mit einem kurzen Grußwort zur Kürze des Gottesdienstes beigetragen haben!"
Tatsächlich wurde die Geduld der Gottesbesucher nicht durch lange Reden strapaziert. Ortspfarrer Alexander Berberich beließ es bei einer Begrüßung aller und stellte fest. "Wir feiern heute etwas Großes!" In ökumenischer Verbundenheit ließ der evangelische Pfarrer von Memmelsdorf-Lichteneiche, Udo Bruha, zehn Sekunden lang einen Wecker eine sanfte Melodie abspielen, die von der "Sehnsucht nach Liebe, Heimat, Geborgenheit bei Gott" kündete.
Das Leben als Fest
Gemeindearchivarin Maria Köppl überreichte mit wenigen erklärenden Worten an den Erzbischof die von ihr verfasste Jubiläumschronik. Pfarrgemeinderatsvorsitzende Agnes Pflaum drückte im Namen ihres Laiengremiums und der Kirchenverwaltung die Freude darüber aus, "dass der Erzbischof diesen Festtag mit uns feiert".
Und nicht nur der Kapitän des Bistumsschiffes samt Beibooten feierte die 50. Kirchweih mit, sondern neben Pfarrer Berberich auch die mit Gundelsheim eng verbundenen Priester Peter Barthelme, Martin Emge, Edgar Hagel, Walter Ries und Marianus Schramm. Als Diakon assistierte Christoph Gahlau. Und als der Musikverein und der Gesangverein Gundelsheim das Lied "Unser Leben sei ein Fest - in dieser Stunde und jeden Tag" intonierte, fiel die große Gemeinde stimmkräftig mit ein.