Gelungener Kompromiss im Weinberg
Autor: Günther Geiling
Ebelsbach, Montag, 24. Oktober 2016
Der Ebelsbacher Gemeindeteil Steinbach hat das aufwendige Flurbereinigungsverfahren nach vielen Jahren jetzt offiziell abgeschlossen.
Günther Geiling
Vorrangiges Ziel der Flurbereinigung des Winzerortes Steinbach war es, die Zersplitterung des Grundbesitzes zu mindern und eine touristische Entwicklung einzuleiten. "Nach Abschluss des Verfahrens kann festgestellt werden, dass diese beiden Ziele mit Bravour erreicht wurden und den Betrieben damit zukunftsorientierte Flächen zur Verfügung gestellt wurden", betonte der Amtmann Michael Schneider beim Abschluss der Flurbereinigung in Steinbach mit der Auszeichnung der Vorstandsmitglieder für ihre langjährige ehrenamtliche Arbeit in der Flurbereinigung.
Michael Schneider vom Amt für ländliche Entwicklung in Würzburg erinnerte daran, dass das Verfahren 1979 angeordnet wurde. Während der Maßnahme seien rund zehn Hektar Weinberge und etwa 250 Hektar landwirtschaftliche Fläche von über 200 Besitzständen neu geordnet und den Betrieben wieder zur Verfügung gestellt worden.
Für die Umsetzung der Projekte im Dorf, in der Flur und vor allem im Weinberg seien der Teilnehmergemeinschaft in Steinbach Gesamtausgaben von etwa 6,8 Millionen Euro entstanden, wovon 5,7 Millionen Euro durch Zuschüsse der Europäischen Union, des Bundes und des Landes abgedeckt wurden. Die Leistung der Gemeinde Ebelsbach bezifferte Schneider ebenso wie die Eigenleistung der Steinbacher auf 200 000 Euro. "Das sind Zahlen, die eindrucksvoll beweisen, was geschaffen wurde", sagte er.
Besondere Anforderungen
Der langjährige Vorsitzende Raimund Fischer vom Amt für ländliche Entwicklung dankte den Vorstandsmitgliedern, die nun nahezu 40 Jahre in ihren Ämtern viel geleistet hätten. Er hatte einen Trost für diese lange Zeit und meinte, "je länger die Flurbereinigung dauert, desto länger kann man auch etwas nachschieben.
Natürlich hat es auch Zeiten gegeben, in denen das Verfahren geruht hat. Aber die Weinbergsbereinigung hat einer besonderen Qualität der Durchführung und Abrechnung bedurft." Der Naturschutz und der Denkmalschutz mussten dabei berücksichtigt werden. Es galt, die einmaligen fischgräte nartigen Trockenmauern im oberen Hangbereich zu erhalten und zu sanieren. Im unteren Hangbereich wurden nach dem üblichen Verfahren die Weinberge neu angelegt, damit sie wirtschaftlich betrieben werden können. In der Weinbergsanlage Nonnenberg kann der Betrachter sowohl die schwierigen Arbeitsbedingungen der früheren Zeit als auch das zeitgemäße Wirken der Winzer in der heutigen Zeit sehen. Jeweils 2,5 Millionen DM sind in die unteren Anlagen und in die oberen Anlagen mit den Trockenmauern investiert worden, wie es hieß. Zur Entwicklung des Fremdenverkehrs wurde der Wanderweg Abt-Degen-Steig geschaffen.
Als weitere Maßnahmen in Steinbach wurden verwirklicht: die naturnahe Gestaltung des Bachlaufs des Steinbachs in Verbindung mit dem Ausbau der Kreisstraße, die Errichtung einer Brücke, ein Dorf- und Festplatz mit Backhaus und einer Buswartehalle; es entstand eine Gemeinschaftseinrichtung für die Jugend, die Vereine sowie die Feuerwehr.
Als weiteres Leuchtturmprojekt ist im Verfahren der Golfplatz gebaut worden. "Unter Federführung von Altbürgermeister Emil Däschner konnte die Teilnehmergemeinschaft den Betreibern der Golfanlage die beträchtliche Fläche von rund 50 Hektar Land zur Verfügung stellen, wodurch eine zwischenzeitlich überregional beachtete 18-Loch-Platz-Anlage entstehen konnte. Durch die Schaffung dieser Golfanlage konnte das Ziel der Tourismusförderung im Landkreis und im Naturpark erheblich gesteigert werden", betonte Fischer.
Die anwesenden Winzer erinnerten daran, wie sie sich vor der Bereinigung durch die Hecken und Gräben am Hang quälen mussten, weil keine Wege vorhanden waren. Raimund Fischer vom Amt bestätigte dies und sagte: "Ich habe bei keiner anderen Maßnahme so viele Hemden und Hosen zerrissen wie hier".
Winzer Ambros Brech kam auf die Arbeit im oberen Bereich zwischen den Trockenmauern zu sprechen. Auch hier ist man nicht mehr mit dem "Halbhaken" unterwegs. "Man lässt dort halt mehr den Boden Boden sein und nimmt auch weniger Ertrag in Kauf. Für die Urlauber und Spaziergänger ist das schön, aber was ist, wenn der Generationswechsel kommt?"
Noch ist es nicht so weit und nicht nur die Gäste bemerkten, dass zurzeit die Heckenwirtschaften in Steinbach boomen. Dies wurde von den Steinbachern bestätigt und als besonderes Lob für ihre Weinberge brachten sie auch die Aussage eines bekannten Sander Winzers vor: "Es ist doch ein Traum, wenn man hier in Steinbach einen Weinberg hat mit dieser herrlichen Südlage."
Eine Urkunde für ihre langjährige ehrenamtliche Arbeit erhielten die Vorstandsmitglieder Günter Strätz, Ambros Brech, Franz Müller, Karl Hömer, Alfons Geisel, Rudolf Fuchs, Erhard Virnekäs, Günter Röckel sowie Emil Däschner und Peter Schwinn.
Der Ebelsbacher Bürgermeister Walter Ziegler (BNL) sprach namens der Gemeinde allen Vorstandsmitgliedern seine Anerkennung für ihre Arbeit aus und überreichte an die Vertreter des Amts für ländliche Entwicklung einen Glaswürfel mit dem Wappen der Gemeinde Ebelsbach.