Druckartikel: Gedichte und Gesänge im Garten

Gedichte und Gesänge im Garten


Autor: Gerda Völk

Horsdorf, Montag, 27. August 2018

In der und um die Fuchsenmühle spielte sich eine besondere Premiere von "Müllerin, wo bist du?" ab.
Das Mühlenanwesen wird kurzerhand mit in die Handlung einbezogen. Mezzosopranistin Denise Felsecker am Fenster, darunter der Schauspieler Bernhard Stengele (rechts) und Ulrich Pakusch (links)


Die Müllerstocher sitzt am geöffneten Fenster im ersten Stock des elterlichen Anwesens, während der Müllergeselle ihr ein Ständchen bringt und anschließend vom Vater vom Hof gejagt wird. Eine romantische Szene, mit der die Premiere von "Müllerin, wo bist du?" in der Fuchsenmühle beginnt.

Rund 80 Besucher erlebten eine außergewöhnliche Vorstellung. Da wird der Gast auf eine Wanderung über das Mühlenanwesen mitgenommen, hört im wildromantischen Garten unter Obstbäumen Gedichte und Rezitationen, lauscht den verträumten Liedern von Liebe und Leidenschaft und findet sich schließlich im Inneren der Scheune wieder. Eine ausgesprochen gelungene Auftaktveranstaltung, die professionell, mit viel Witz und Können und manch einer Überraschung zum Vortrag kommt.

Wiederholung am 8. September

Da die Premierenveranstaltung komplett ausverkauft war, haben sich die Veranstalter dazu entschlossen, am Samstag, 8. September, um 18 Uhr einen Zusatztermin anzubieten.

Gerade die Epoche der Romantik hat viele Lieder, Gedichte und Geschichten über Mühlen hervorgebracht. Eine der letzten Mühlen, in denen das Mühlrad am rauschenden Bach noch klappert, ist die Fuchsenmühle in Horsdorf. Die Idee und letztlich auch das Konzept zu "Müllerin, wo bist du?" hatte Fritz Müllers Großcousine Denise Felsecker (Mezzosopran). Mit Bernhard Stengele (Rezitation) und Ulrich Pakusch (Klavier) standen ihr zwei kompetente Mitspieler zur Seite.

Noch ist das große Scheunentor zu, als die Vorstellung beginnt. Vom Hof aus führt der Weg über einen schmalen Pfad in den Garten. Unter einem Obstbaum rezitiert Bernhard Stengele das Brecht-Gedicht "Erinnerung an die Marie A." . Kaum hat er die erste Zeile "An jenem Tag im blauen Mond September. Still unter einem jungen Pflaumenbaum" gesprochen, meldet sich ein Besucher zu Wort, der ihn darauf aufmerksam macht, dass es sich bei dem Baum um einen Zwetschgenbaum handele. Also das Ganze zurück auf Anfang. Weiter geht es zum nächsten Baum und dem Gedicht "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland". Dieses Mal widerspricht ihm kein Besucher, handelte es sich doch in dem Gedicht von Theodor Fontane um einen Birnenbaum. Friedrich Silcher vertonte 1837 Heinrich Heines Gedicht von der Loreley. Die berühmte Zeile "sie kämmt ihr goldenes Haar" wird kurzerhand in die Haarfarbe der Mezzosopranistin umgedichtet (sie kämmte ihr brünettes Haar).

Solche vom Original abweichende Details machen die Aufführung liebenswert und interessant. Allzu Verstaubtes wird weggelassen. Die Texte kommen frisch und lebendig zur Aufführung.

Im zweiten Teil wird eine komplexe Geschichte erzählt. Von der ersten zarten Liebe über den Alltag bis hin zu den oft unvermeidlichen Krisen, wo die Fetzen fliegen. Wie heißt es bei Zarah Leander: "Nur nicht aus Liebe weinen". Obwohl die einzelnen Lieder, Texte und Gedichte aus verschiedenen Epochen stammen, fügt es sich doch zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Die Akustik in der Müllerschen Scheune ist ausgesprochen gut.

Gut geschmeckt scheint auch die Forelle zu haben, deren Rezept auch gleich mit verraten wird. "Forelle Müllerin" wird auf offener Bühne zubereitet. "Die Forelle ist gar, wenn sich die Rückenflosse herausziehen lässt", ist von Denise Felsecker zu erfahren. In den Genuss der "Forelle Müllerin", zu der es einen Müller-Thurgau gibt, kommt nicht nur Schauspieler Bernhard Stengele, sondern auch manch ein Zuschauer in der ersten Reihe. Liebe geht schließlich auch durch den Magen. Mehr sei an dieser Stelle nicht mehr verraten. Nur so viel, dass es den Zuschauern ausgesprochen gut gefällt und der Schlussapplaus dementsprechend begeistert ausfällt. Wer sich von der einzigartigen Atmosphäre der Fuchsenmühle überzeugen will, der hat dazu am Samstag, 8. September, noch einmal die Gelegenheit.