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Gedanken zur Einheit


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, Montag, 05. Oktober 2020

Zum Thema "Deutsche Einheit": Dreißig Jahre Deutsche Einheit: Für die Westlinke war sie ein Schreckensszenario, für die Ostlinke auch, weil der Traum vom Sozialismus auf deutschem Boden vorbei war. We...


Zum Thema "Deutsche Einheit": Dreißig Jahre Deutsche Einheit: Für die Westlinke war sie ein Schreckensszenario, für die Ostlinke auch, weil der Traum vom Sozialismus auf deutschem Boden vorbei war. Westdeutsche Politiker übernahmen höchste Ämter in den neuen Bundesländern. Die blühenden Landschaften, die Kohl ankündigte, entpuppten sich oft als leere Versprechen. Die SED wurde in die BRD hinübergerettet, eine Bewältigung der DDR fand unzureichend statt. Die SED, nunmehr "Die Linke", konnte sich als "Ostalgie"-Partei behaupten. Die CSU rühmt sich, dass Strauß, der zwei Jahre vor dem 3. Oktober 1990 verstorben ist, für die deutsche Einheit gearbeitet habe. Er hat gegen Widerstände 1983 den Kredit für die DDR auf den Weg gebracht. Was ist aus der CSU geworden? Söder erhebt "grüne" Forderungen, um mit den "Grünen" koalieren zu können. Wo stehen wir? In der konservativen "Jungen Freiheit" heißt es, dass die BRD an 1871 anknüpfe. Es liest sich, als habe es keine deutsche Geschichte vor Luther, kein Österreich und keine Katholikenverfolgung unter Bismarck gegeben. Der Föderalismus ist, anders, als dort behauptet, keine Errungenschaft Bismarcks, sondern des "Mittelalters", das "christlich-germanisch" geprägt war. Die "deutsche Sendung" ist nicht die des Nationalstaates, sondern des "Reiches", wie es bis 1806 verstanden wurde. August Reichensperger, Mitbegründer der Zentrumpartei im 19. Jahrhundert, schrieb dereinst sinngemäß, die Deutschen seien Nachahmer Frankreichs geworden. Die "verspätete Nation", wie es oft heißt, ist eben ein Irrweg gewesen. Vielleicht werden wir dereinst zu einem wirklich unserem Wesen gemäßen, gesunden Selbstverständnis kommen.

Marco Reese

Litzendorf