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Gebete die ganze Nacht hindurch


Autor: Marion Eckert

Wildflecken, Montag, 15. August 2016

Rituale prägen das Hauptfest auf dem Maria Ehrenberg. Zahlreiche Pilger und Helfer sind seit Jahrzehnten bei der Feier dabei.
Bruder Paulus Terwitte und Diakon Kim Sell folgen in der Lichterprozession der Madonna.  Fotos: Marion Eckert


Eine Wallfahrt nach der anderen kommt jedes Jahr schon am Tag vor Mariä Himmelfahrt über die "Himmelsleiter" auf den Maria Ehrenberg. Darunter die Hohenrother, die sich immer am frühen Morgen auf den Weg über den Kreuzberg nach Oberbach machen. Von dort geht es mit dem Bus weiter in den Truppenübungsplatz. Auf den 254 Stufen zur Kirche beten sie eine Rosenkranzandacht. Für Wallfahrtsführerin Martha Roßhirt ist es jedes Mal ein Erlebnis. "Es ist eine musikalische Andacht, mit vielen alten Lieder, die unsere Großeltern noch kannten. Das wissen die Menschen, die mit uns beten, zu schätzen."


Zum 53. Mal mit am Altar

Unter den Wallfahrern ist auch Willibald Mauer: "Ich bin Wallfahrer und Musiker und zum 53. Mal mit dabei", sagt er. "Es ist eine besondere Ehre, dass die Musiker aus Hohenroth diesen besonderen Gottesdienst musikalisch gestalten dürfen." Für die Musiker sei es Jahr für Jahr etwas Besonderes, vom Freialtar aus in die Menge Tausender von Lichtern zu blicken.
Andere Gläubige nutzen den Pendelbus der Feuerwehr Kothen: "Vor allem ältere Menschen nutzen den Service gerne", sagte Feuerwehrmann Florian Kress, der mit seinen Kollegen die ganze Nacht vor Ort bleibt. "Es sind jedes Jahr dieselben, die hier ihren Dienst tun." Die Bad Brückenauer Rot-Kreuz-Bereitschaft und Notärztin Dr. Jarmilla Mahlmeister waren zugegen, um im Notfall schnell Hilfe leisten zu können. "In diesem Jahr ist das Wetter günstig, nicht zu warm, da gab es bisher keine Kreislaufprobleme", berichtete Rettungssanitäter Bruno Weigand am Sonntag Abend. Auch Wespenstiche und allergische Reaktionen seien heuer nicht vorgekommen.


Regelmäßiger Kerzenwechsel

In der Kirche brannten unzählige Kerzen. Rund um die Uhr im Einsatz waren Heike Bauer und Lothar Kraus, die abgebrannte Kerzen wegnahmen und Wachs abschabten. "Es ist den Menschen wichtig, eine Kerze anzuzünden. Leider ist es nicht möglich, sie komplett abbrennen zu lassen. Wenn nur noch ein Viertel übrig ist, können wir sie wegnehmen", sagte Bauer.


Gruppe auch aus Burkardroth

Sieben große Gruppen wurden von Dekan Michael Krammer zum Beginn der Vigilfeier namentlich begrüßt, unter ihnen die Wallfahrer aus Hohenroth, Wegfurt, Sandberg, Burkardroth und Nordheim/ Fladungen. Festprediger am Abend war Bruder Paulus Terwitte aus Frankfurt am Main, der seine Predigt frei vor dem Altar hielt und die Menschen immer wieder bat, keine Scheu zu haben, sich die Gottesmutter Maria zum Vorbild zu nehmen und Gott in ihr Leben zu lassen.
Zu sagen "Ich brauch dich", sei kein Eingeständnis von Scheitern oder Unvermögen. "Ich kann ohne dich nicht", das sei in der Familie und Freundeskreis ebenso wichtig wie im Glauben. Und auch Gott sage: "Ich brauch dich. Um die Welt heil zu machen."
Gott ermutigte die Menschen, die mitten im Truppenübungsplatz zum Maria Ehrenberg gekommen waren, mitten aus dem militärischen Gelände heraus sich füreinander und für Frieden einzusetzen. "Nicht, wie du mir so ich dir, sondern so wie Jesus mir, so ich dir", das müsse der Leitsatz für Christen sein.


Lange Nacht der Anbetung

Nach der Messfeier verabschieden sich nach und nach verschiedene Wallfahrtsgruppen, manche hielten eine kurze Andacht in der Kirche, wie die Sandberger Musikanten. Nach und nach kehrte Stille in die Wallfahrtskirche ein, und die Nacht der Anbetung begann. Die ganze Nacht hindurch hatten die Gläubigen die Möglichkeit, in der abgedunkelten Kirche zu beten und zu singen, mal meditativ, a cappella oder mit Gitarre begleitet. Es war eine besondere Atmosphäre in dieser Nacht, ein spirituelles Erlebnis. Um 2 Uhr hatten die Hohenrother Musiker wieder einen Einsatz, sie gestalteten eine Nachtandacht. Morgens um 7 Uhr endete die Gebetsnacht mit dem ersten Morgengottesdienst.